Autor will politisches Bewusstsein wecken

28.11.2020, 12:00 Uhr
Autor will politisches Bewusstsein wecken

© Foto: Jeanette Seitz

"Wider das Vergessen/Nie wieder!" heißt es in der Mittelschule Mühlhausen, die auch "Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage" ist. Intensiv beschäftigt sich die 9. Klasse deshalb derzeit mit dem Nationalsozialismus und hatte gerade den Autor Dirk Reinhardt mit seinem Jugendroman "Edelweißpiraten" zu Gast.

"Die NS-Zeit ist reguläres Lehrplan-Thema", sagt Schulleiter Christian Scharting. "Uns ist das aber ein besonderes Anliegen, deshalb behandeln wir das etwas vertiefter." Auch Klassenlehrerin Beate Ehbauer-Dörres will ihren Schülerinnen und Schülern das Thema wirklich nahebringen.

So konnte die Klasse online bereits mit einer Zeitzeugin sprechen – unterstützt vom Projekt "Demokratie und Vielfalt" des Landkreises Erlangen-Höchstadt. Und nun eben der Besuch eines Autors.

"Edelweißpiraten" ist Klassenlektüre. Die Neuntklässler sind mit dem Lesen des Romans schon ziemlich weit. Das Ende allerdings kennen sie noch nicht. Das aber verrät ihnen auch Dirk Reinhardt nicht.

In Tagebuchform

Der 57-Jährige hat in Münster Geschichte studiert und ist jetzt freier Journalist und Autor. "Edelweißpiraten" ist 2012 erschienen und erzählt die Geschichte der gleichnamigen Widerstandsgruppe während der NS-Zeit. Sie bestand aus Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren, die hauptsächlich in den großen städten des Rhein-/Ruhrgebietes aktiv waren; der Roman spielt in Köln. Reinhardt lässt dabei einen Jungen aus der Arbeiterschicht in Tagebuchform zu Wort kommen.

Der Termin in Mühlhausen gerät aber keineswegs zu einer trockenen Lesung aus dem Buch, das die Schüler ohnhin schon selbst gelesen haben. Vielmehr berichtet Reinhardt äußerst anschaulich, wie das Leben von Jugendlichen damals aussah, er schildert die Kämpfe zwischen der Hitlerjugend und den "Edelweißpiraten", wobei letztere zunächst nur Spaß und persönliche Freiheit wollten, bald jedoch ein politisches Bewusstsein entwickelten und sich zum Widerstand formierten.

Großer Applaus

Ein solch politisches Bewusstsein würde sich Reinhardt auch heute wieder von der Jugend wünschen. Eindrücklich erzählt er von persönlichen Erlebnissen seiner Großmutter und seines Vaters, womit es ihm gelingt, die Schüler zu fesseln. Sie lauschen gespannt und man gewinnt den Eindruck, dass die Botschaft ankommt. Natürlich darf dann aber auch ein Stück aus dem Buch, vorgelesen vom Autor selbst, nicht fehlen. In einfacher, jugendgerechter Sprache fällt die Identifikation mit der Hauptfigur leicht. Großer Applaus beendet spannende 90 Minuten.

Die Lesung wurde gesponsert vom Rotary Club Höchstadt mit der ehemaligen Schulleiterin Gudrun Boss.

 

Keine Kommentare