Bürger wollen das "Wäldla" in Hemhofen retten

14.6.2020, 09:00 Uhr
Bürger wollen das

© Foto: Maria Däumler

Über 20 Bürger haben sich daher zu der Initiative "Rettet das Wäldla!" zusammengetan, um das Baugebiet und damit die Rodung des Waldes zu verhindern. "Wir haben schon über 1300 Flugblätter im Ort verteilt und die Reaktion der allermeisten Leute war sehr positiv", berichtet Christian Köhler, einer der aktiven Anwohner.

Eine entsprechende Online-Petition unter dem Titel "Das Wäldla soll erhalten bleiben" haben bereits 537 Menschen unterschrieben. "Wir wollen möglichst viele Stimmen sammeln", sagt Köhler. Wenn zehn Prozent der Wahlberechtigten in der Gemeinde diesen Aufruf unterzeichnet haben, könne man weitere rechtliche Schritte im Sinne einer Bürgerabstimmung einleiten, weiß der Allgemeinmediziner.

 

Der Sachstand

 

In der Sitzung des Ferienausschusses des Gemeinderates am 28. April war unter Tagesordnungspunkt 7 ein "Grundsatzbeschluss über die Verwirklichung eines Baugebietes südlich Wolfenäcker für den sozialen Wohnungsbau" angekündigt. Der Besitzer des Waldgebietes, der gleichzeitig Gemeinderat ist, möchte dort drei Reihenhäuser, sechs Eigentumswohnungen und 19 sogenannte Vario-Wohnungen bauen. Zudem müssten, so hat es die Initiative ausgerechnet, mindestens 37 Stellplätze angelegt werden.

Die Anwohner haben jede Menge Kritik an diesen Bauplänen: So habe die Regierung von Mittelfranken 1978 bei der Ausweisung des Baugebietes Wolfenäcker genau jenes Wäldchen, das nun möglicherweise abgeholzt werden soll, als schützenswert eingestuft. Sollte das Baugebiet realisiert werden, würden Naturschutz, Tierschutz und nicht zuletzt der in Zeiten des Klimawandels so oft diskutierte Klimaschutz völlig missachtet. "So ein Wald ist biologisch und ökologisch sehr wertvoll und jede Verkleinerung schmälert den ökologischen Wert enorm", sagt Christoph Toussaint vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Erlangen-Höchstadt, beim Treffen vor Ort.

 

Schwierige Erschließung

 

Schwierig sei auch die Erschließung des möglichen Baugebietes. Die Anwohner zeigen den einzig möglichen Zugang, der von der Straße "Zugemachtes Feld" zum Waldstück führt. Er ist nur zwei bis 3,50 Meter breit, also eigentlich viel zu schmal. "Wenn dieser Weg verbreitert werden müsste, dann müsste unsere Garage, Grillplatz und Stellplatz abgerissen werden", stellt Anwohnerin Claudia Ellermann klar – und lässt auch keinen Zweifel dran, dass sie das nicht möchte.

Zudem hat Helmut Ermert, Hausbesitzer im Wolfenäcker, das in der Ferienausschuss-Sitzung angeführte Argument des sozialen Wohnungsbaus hinterleuchtet. Sogenannte Vario-Wohnungen seien bis 2016 vom Bund gefördert worden, um schnell bezahlbaren Wohnraum vor allem für Studenten in Ballungsgebieten zu bekommen. "Mit sozialem Wohnungsbau hat das nichts zu tun", sagt Helmut Ermert.

Dennoch habe dieses Argument wohl die Entscheidung des Ferienausschusses positiv beeinflusst, denn das Gremium habe diese Bauvoranfrage mit sieben zu zwei Stimmen einfach durchgewunken, berichtet Köhler. Nur aufgrund eines Formfehlers – es war die falsche Flurnummer angegeben – wurde dieser Beschluss inzwischen wieder aufgehoben. Nun soll das Thema erneut behandelt werden. Möglicherweise in der Gemeinderatssitzung im Juli.

Gerne würden viele Anwohner diese Debatte dann verfolgen, doch sie fühlen sich hier ausgebremst. Denn bei der Mai-Sitzung, die aufgrund von Corona in der Turnhalle mit genug Platz für Zuhörer gewesen war, sei das Mikrofon nicht gegangen. Und die Juni-Sitzung sei im Schulungsraum der Feuerwehr gewesen, in dem nur wenige Zuhörer Platz fanden. Ob da vielleicht Absicht dahintersteht, fragen sich die interessierten Bürger.

Hemhofens Bürgermeister Ludwig Nagel will jedenfalls die ganze Sache nicht so hoch hängen. "Das war doch bloß eine grundsätzliche Anfrage des Grundstücksbesitzers", sagt er. Auch wenn der Eigentümer des möglichen künftigen Baugebietes Gemeinderat sei, habe der genauso ein Recht so einen Antrag zu stellen, wie jeder andere Bürger, findet Nagel.

 

Als Wald im Flächennutzungsplan

 

Aktuell sei das besagte Grundstück im Flächennutzungsplan aber als Wald ausgewiesen. Sollte eine Bebauung kommen, müsste erst der Flächennutzungsplan geändert und dann ein Bebauungsplan aufgestellt werden, erläutert der Bürgermeister Und natürlich müssten die Fachbehörden dazu gehört werden.

Grundsätzlich sei er eigentlich gegen die Ausweisung großer Baugebiete, besser seien Ortsabrundungen oder die Bebauung leerstehender Grundstücke im Ort, sagt Nagel. Weil aber große Nachfrage nach Bauland sei, habe die Gemeinde erst vor wenigen Wochen Grundstücksbesitzer angeschrieben, um nachzufragen, ob sie Land verkaufen würden. Doch von 60 Eigentümern hätten bisher nur zehn geantwortet und "die meisten wollen ihr Grundstück behalten".

Ob dieses neue, umstrittene Baugebiet kommt oder nicht, das wisse er nicht. "Ich hab da ja auch nur eine Stimme", fügt Nagel an. "Ich will nicht sagen, der Wald muss weg", windet er sich um eine klare Stellungnahme herum. "Man muss halt beide Seiten anhören und dann nach Fakten entscheiden."

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