Denkmalschutzmedaille fürs Höchstadter "Töpfla"

9.6.2020, 06:57 Uhr
Denkmalschutzmedaille fürs Höchstadter

© Foto: Ralf Rödel

Aufgrund der Corona-Pandemie entfällt heuer die feierliche Preisübergabe in München. Die Medaille soll aber im Laufe des Jahres vor Ort im kleinen Kreis übergeben werden.

All zu lange sollten die Vertreter des Bayerischen Staatsministeriums damit aber nicht warten. Denn das kleine, fein renovierte Gasthaus mitten in der Altstadt kämpft aufgrund der Corona-Pandemie ums Überleben, wie Wirtin Mirjam Wellein erst letzte Woche den "Nordbayerischen Nachrichten" unter Tränen erzählte. Wegen der geltenden Abstandsregeln könne sie nur ein Drittel der Gäste wie sonst üblich bewirten. Das bringe viel zu wenig Umsatz, um das Gasthaus wirtschaftlich zu führen.

Die Freude über die Denkmalschutzmedaille dürfte daher getrübt sein. Dennoch ist der Preis eine Würdigung der aufwendigen Renovierung des Gasthauses unter der Leitung von Architekt Georg Leyh aus Höchstadt. Gebaut wurde das Haus um 1723. Ein Bäcker namens Peter betrieb darin eine Backstube, wenig später wurde es als Gasthaus genutzt. Den Hausnamen "Petersbeck" kennen viele Höchstadter noch.Das Gasthaus war einst so reich ausgestattet, dass es als "Tausendguldenhaus" von sich reden machte – zumindest in einer Chronik des 18. Jahrhunderts.

Denkmalschutzmedaille fürs Höchstadter

© Foto: privat

Vor sechs Jahren war davon allerdings nichts mehr zu sehen. Marode stand es mitten in Höchstadt. Viele dachten an Abriss, nicht aber Mirjam Wellein: Sie kaufte das "Töpfla", rettete es und zog ein. Im Erdgeschoss eröffnete sie eine Schankwirtschaft mit Biergarten. Mirjam Welleins Maxime für die Sanierung lautete: "Was erhalten bleiben kann, bleibt erhalten." Handwerker aus der Region deckten das Walmdach mit Biberschwanzziegeln, befreiten das Fachwerk vom Putz und strichen seine Balken im ursprünglichen Rotbraun. Sie reparierten das Tragwerk, sanierten die originalen Fenster und tauschten die aus den 1980er Jahren gegen historische Nachbauten aus. Innen besserten sie die Stuckdecke sowie Türen und Böden aus. Besuchern erschließt sich die Hausgeschichte vielerorts – etwa am Holzboden, dessen ausgebesserte Zonen sich farblich abheben, an der teilweise rekonstruierten Wandmalerei oder an der restaurierten Hausmadonna. Das "Töpfla" ist ein sprechendes Beispiel für den Denkmalschutz, das zeigt, wie gut sanierte Gebäude wirken. Mirjam Wellein hat die Abbruch-Befürworter eines Besseren belehrt.

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