Evangelische Kirche ist eingeweiht worden

22.3.2010, 00:00 Uhr
Evangelische Kirche ist eingeweiht worden

© Michael Müller

Zuvor waren die Gläubigen vom Marktplatz zur Kirche gezogen und erinnerten damit daran, dass auch 1934 die evangelischen Christen diesen Weg gegangen waren, als sie ihr kleines Kirchlein in der Von-Seckendorff-Straße eingeweiht hatten.

76 Jahre später nun also die Einweihungsfeier der neuen Kirche, die mit Kruzifix, Orgel und alter Holzdecke auch einige charakteristische Merkmale des alten Baus in die Zukunft hinübergerettet hat.

»Hellauf begeistert»

Mesner Manfred Biemel öffnete die Pforten und ließ die Gäste in eine trotz ihrer knapp 400 Sitzplätzen schnell überfüllten Kirche hinein.

»Hellauf begeistert» zeigte sich Landesbischof Friedrich, der die Festpredigt hielt. Es habe eine Menge Zuversicht dazu gehört, »in diesen Zeiten eine neue Kirche zu errichten».

Der Neubau mit Übernahme alter Bausubstanz zeuge nicht nur vom Engagement der Gemeinde, sondern, so Friedrich, zeige auch etwas ganz anderes. »Kirche muss sich immer wieder verändern, ohne ihr Fundament zu vergessen.» Es sei Aufgabe der Kirche, sich immer neu zu gestalten. Bei Kirche als Bauwerk und Kirche als Institution müssen immer die Frage gestellt werden: »Was kann abgerissen werden, was sind die tragenden Pfeiler?»

Tragende Säulen des Gottesdienstes sind Altar, Kanzel und Taufstein. Sie stehen mitten im Kirchenraum und würden zusammengeschoben einen Steinwürfel bilden. Diese Prinzipalien und deren künstlerische Gestaltung gehören zu den vielen Details, die Architekt Eberhard Wimmer in den vergangenen Monaten sehr ernst genommen hat, um das Gesamtkonzept der Architektur zu erhalten.

Sein Grundgedanke sei es gewesen, die Spannung herauszuarbeiten, die Neu und Alt überbrückt. Für sein Engagement erhielt der Architekt viel Applaus.

Landrat Eberhard Irlinger wie auch Bürgermeister German Hacker zeigten größten Respekt vor der Leistung der Kirchengemeinde, die ein »historisch bedeutsames Projekt» gestemmt habe.

Doris Wüstner stellte im Namen des Kirchbauvereins fest: »Der Traum der Gründungsmitglieder hat sich erfüllt.» Nicht 20 Jahre habe man seit der Gründung 1999 gebraucht, sondern nur rund zehn Jahre. Vertrauensfrau Beatrix Schneider war eine von mehreren Rednern, die ausdrücklich »Mr. Baustelle» dankten: Lothar Rösner hatte über die gesamte Bauzeit hinweg die Bauarbeiten von kirchengemeindlicher Seite aus gesteuert.

Dekan Peter Huschke aus Erlangen betonte, dass man angesichts des Neubaus »nur neidvoll nach Herzogenaurach blicken könne». Huschke nutzte die Gelegenheit aber auch, ernste Worte über die gegenwärtige Missbrauchsdiskussion zu finden. Verfehlungen müssten in aller Klarheit benannt und nach Recht und Gesetz verfolgt werden. Allerdings warnte Huschke auch vor eine »Hexenjagd in unserer Gesellschaft». Wer Missbrauch in katholischen Schulen suche, der werde sie genauso anderenorts finden. In evangelischen Schulen, in säkularen Schulen, in allen Schulen.

Ökumenische Freude

Pfarrer Helmut Hetzel von St. Magdalena überbrachte die Grüße der katholischen Kirche und sagte: »Wir katholischen Christen freuen uns genauso über diesen Neubau.» Denn Religiosität und Spiritualität bräuchten einen Ort, und Herzogenaurach als Stadt »gelebter Ökumene» könne sich freuen, dass nun auch wieder südlich der Aurach ein kirchliches Wahrzeichen entstanden sei. Wie ernst dies gemeint war, machte das Geschenkangebot von Helmut Hetzel deutlich. Auch wenn das gemeinsame Abendmahl in manchen kirchlichen Kreisen noch nicht gewünscht oder gewollt ist, bot Hetzel an, dass die katholische Gemeinde gerne etwas zum neuen Abendmahlgeschirr beisteuern wolle.

Pfarrer Martin Strack fühlte sich angesichts von so viel Lob und Zuspruch von Minute zu Minute sichtlich wohler. Die Anspannung wich, der Posaunenchor hatte das Publikum schon mit dem swingenden »Amen» zum Mitklatschen gebracht. Entspannung war also angesagt. Als dann die Grußreden vorüber waren, da war klar: Es ist geschafft, jetzt wird gefeiert.

Im Zelt draußen wurden Snacks und Getränke serviert, und am Nachmittag erläuterte Eberhard Wimmer seine Architektur, der Flötenkreis und die Band gestalteten ein »musikalisches Ankommen». Der Tag endete mit einem Abendmahlsgottesdienst. Der Neubau hat seine Arbeit aufgenommen.