Flüchtlingshilfe und die Frage nach dem Joghurt

18.3.2016, 15:24 Uhr
Flüchtlingshilfe und die Frage nach dem Joghurt

Die Milchkanne kam einfach zu gut an. Eigentlich steht Petra Kleineisel nicht gern im Vordergrund. „Aber bei der Ausstellung geht es um die Sache,“ sagt sie. Und deshalb hat die bescheidene 47-Jährige zugestimmt, sich für die Wanderschau „Fluchthelfer“ porträtieren zu lassen. Eine leere Milchkanne war damals der äußere Anlass, der sie dazu brachte, sich für Menschen in Not zu engagieren.

Es beginnt, als Anfang 2014 die ersten Flüchtlinge im Gasthaus Linsner in Wachenroth einziehen. Damals überlegt die Gemeindereferentin, wie sie den neuen Mitbewohnern beim Einleben helfen kann, ohne aufdringlich zu wirken.

Erste Kontakte ergeben sich im Dorfladen oder als sie zwischen den Ortschaften Fußgänger im Auto mitnimmt. Den entscheidenden Ausschlag gibt schließlich die Frage einer Frau, wo man Milch vom Bauern kaufen könne, um Joghurt herzustellen. Petra Kleineisel weiß Bescheid, schon bald trifft sie sich mit der Flüchtlingsfamilie zu einem gemeinsamen deutschen Frühstück.

Sieben aktive Mitglieder hat der Helferkreis, in dem Petra Kleineisel sich engagiert. Gemeinsam unterstützen sie 58 Flüchtlinge in Wachenroth und weitere in Weingartsgreuth beim Deutschlernen, bei Übersetzungen, Fahrdiensten, beim Organisieren und Reparieren von Fahrrädern sowie bei der Hausaufgabenbetreuung.

Petra Kleineisel, deren eigene Kinder beide erwachsen sind, ist eine von drei Sprecherinnen der Flüchtlingsinitiativen „FIERH“ im Landkreis. In regelmäßigen Abständen treffen sie sich mit Mitarbeitern des Landratsamts. „Es gibt noch viel zu tun, vor allem bei der Freizeitgestaltung für Kinder“, meint Kleineisel. Vergangenes Jahr hat der Helferkreis einige Flüchtlingsfamilien mitgenommen in den Freizeitpark Geiselwind. „Es geht auch darum, die teils traumatisierten Menschen auf andere Gedanken zu bringen.“ Oft scheitern kleine Alltagsprobleme wie die Beschaffung einer Wäschespinne noch an bürokratischen Hürden.

Die Ängste, die einige Bürger in Richtung der „Alternative für Deutschland“ (AfD) treibt, kann die Helferin durchaus nachvollziehen — schließlich sei man sich anfangs fremd. „Aber wenn ich mich deshalb verschließe und stumpf den Stammtisch-Argumentationen folge, ist das blind“, meint Kleineisel. Sie rät zu Offenheit. Und sie hofft, dass auch die Ausstellung beitragen kann, Barrieren abzubauen und womöglich sogar weitere Helfer zu finden. Denn: „Ich halte es für etwas zutiefst Sinnvolles, Menschen in Not zu helfen.“

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