Frühes Aus der Deutschen sorgt für hängende Köpfe

27.6.2018, 20:03 Uhr
Frühes Aus der Deutschen sorgt für hängende Köpfe

© Horst Linke

Sunkyn Kwon ist sichtlich überrascht darüber, was er da gerade sieht. Die vom Südkoreaner favorisierte Mannschaft hat soeben den amtierenden Weltmeister mit 2:0 besiegt und aus dem Turnier geworfen. Dass die eigene Mannschaft auch nach Hause fahren muss, stört ihn nach diesem Ergebnis wenig.

Der Mann aus Changwon, der Hauptstadt der im Südosten gelegenen Provinz Gyeongsangnam-do, ist mit einigen Schaeffler-Kollegen beim Public-Viewing vor dem adidas-Outlet, um das letzte Gruppenspiel der Gruppe F bei der Fussballweltmeisterschaft zu sehen. Vor dem Spiel sagte er eine Niederlage des südkoreanischen Teams voraus, es sei zu schwer, gegen die Deutschen zu gewinnen.

Schon in der 19. Minute zweifelt er dann aber zum ersten Mal an seiner Prognose, als Manuel Neuer überraschend patzt, den Ball aber gerade noch so ins Aus spielen kann. Auch die gut 1500 Fans, die mit dem deutschen Team fiebern, müssen da zum ersten Mal blinzeln und sich vergewissern, ob es tatsächlich der Weltmeister ist, der für die Mission "Titelverteidigung" auf dem Rasen steht.

Die DFB-Elf ist zwar immer wieder bemüht, nach vorne zu spielen, aber der letzte Schritt fehlt eben noch. So ist es dann auch wenig verwunderlich, dass in der ersten Halbzeit so gar keine Stimmung bei den Zuschauern am Olympiaring aufkommt. Lediglich bei Brandts Pfostenschuss kurz vor dem Halbzeitpfiff geht ein kleiner Aufschrei durch die Menge. Ansonsten: lange Gesichter, müde Köpfe, gelangweilte Zuschauer.

Für einen Hoffnungsschimmer bei den Herzogenauracher Fans sorgt Leon Goretzka mit seinem Kopfball in der 48. Minute, doch kurz darauf geht im Parallelspiel Schweden gegen Mexiko in Führung, was natürlich keinem der Zuschauer so recht gefällt.

Der deutsche Fan ist durch die Erfolge der Nationalmannschaft in den letzten Jahren etwas verwöhnt, aber bei einem solch lustlosen Auftritt der Elf ist die schlechte Laune durchaus nachzuvollziehen.

Immer wieder geht ein kurzes Raunen durch die Menge, aber von "Stimmung" kann wirklich keine Rede sein. Immerhin erhält Manuel Neuer für seine diversen Ausflüge aus dem Tor Szenenapplaus, ansonsten bietet das Spiel aber wenig Anlässe zur Ekstase. Das erste Mal jubeln die Fans auf der Steintribüne dann, als die sechs Minuten Nachspielzeit verkündet werden, so richtig Lust auf "noch mehr" hat aber wohl keiner. Geknickte Gesichter und hängende Köpfe sieht man dann, als der Südkoreaner Young-Gwon Kim kurz vor Schluss die Führung erzielt und Heung-Min Son wenig später nachlegt. Spätestens da haben sich die meisten Fans aber schon auf den Nachhauseweg gemacht. "I can‘t believe it" ("Ich kann es nicht glauben), sagt Sunkyn Kwon zu seinen Kollegen: Südkorea hat Deutschland tatsächlich geschlagen.

 

Keine Kommentare