Herzogenaurach: Sanierungs-Endspurt naht

27.10.2017, 08:52 Uhr
Herzogenaurach: Sanierungs-Endspurt naht

© Edgar Pfrogner

"Es war ein Zustand, der manchen geärgert hat", gab Vize-Bürgermeisterin Renate Schroff beim Abschluss-Pressetermin an der neuen Aurachbrücke unumwunden zu. Im Lauf der Bauarbeiten – unter anderem wurden aufwändig und langwierig neue Kanalisationsrohre unter der Straße verlegt – mussten Anlieger über lange Zeiträume nicht nur auf ihre Parkplätze verzichten. Auch der Zugang zu Geschäften war sporadisch stark erschwert, die Umsätze der Gewerbetreibenden brachen ein, zumal auch der Busbahnhof für die Dauer der Sanierungsmaßnahme verlegt werden musste. Von der baustellentypischen Belastung durch Lärm und Schmutz ganz zu schweigen.

Kanalbau nicht aufschiebbar

Der Kanalbau, dies betonte Schroff noch einmal, sei aufgrund des Alters der Rohrleitungen nicht aufschiebbar gewesen. Den Rest der Sanierung kann man getrost unter dem Motto "Schöner, besser, barrierefreier" zusammenfassen. So wurden beispielsweise Querungshilfen für sehbehinderte Menschen ins Gehsteigpflaster eingelassen. Insgesamt ist die Gestaltung der Straße sichtlich fußgängerfreundlicher geworden.

Den Rahmenplan, der die Anmeldung für Zuschüsse aus dem Städtebauförderprogramm ermöglichte, gab es schon im Jahr 2012. Die erste Vorentwurfsplanung stand 2013, im November 2014 wurden die Pläne dem städtischen Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt, im Juni 2015 winkte auch der Stadtrat das Projekt durch. Flankierend dazu wurde beschlossen, auch die alte Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Aurach abzubrechen und gegen eine neue Granitbrücke zu ersetzen.

Von da an ging es gemessen an anderen Straßenbau-Projekten sehr zügig voran: Im September 2015 vergab die Stadt die Ingenieurleistungen für den Kanal- und Straßenbau, im Mai 2016 wurde die alte Aurachbrücke abgerissen, die im Oktober desselben Jahres gegen eine moderne Brücke aus Granit-Fertigbauteilen ersetzt wurde. Spektakulär geriet der Einhebevorgang per Kran, der von kleinen und großen "Kiebitzen" fasziniert beobachtet wurde.

Weniger faszinierend wurden die Begleiterscheinungen des Straßenbaus empfunden, denn die Straße An der Schütt zählt zu Herzogenaurachs wichtigsten Innenstadt-Verkehrsadern, ihre lang anhaltende Teil- und bisweilen nötige Vollsperrung sorgte nicht nur für Verkehrsprobleme, sondern auch für spürbaren Unmut bei den Betroffenen.

So bekamen unter anderem das Reisebüro und der Versicherungsmakler, die An der Schütt ihrer Arbeit nachgehen, die hässlichen Seiten der Sanierung zu spüren. Phasenweise waren die betreffenden Gebäude nurmehr über Notstege zu erreichen, mit denen tiefe Löcher und Gräben überbrückt wurden. Sogar von einer waghalsigen Kletterpartie durch eine Baugrube auf dem Weg zum Raumausstattungsladen wurde berichtet, zudem verstauchte sich ein Journalist bei einem Ortstermin den Knöchel.

Nun ist freilich das Ende in Sichtweite: Am Montag, 6. November, sollen die abschließenden Asphaltierungsarbeiten beginnen. Zwischen Postkreisel und Steinerner Brücke muss die Straße noch einmal voll gesperrt werden – und sogar für Fußgänger wird es schwierig: Denn im Vorgriff auf das Aufbringen der eigentlichen Fahrbahndecke wird wie berichtet ein extrem starker Haftkleber auf die zuvor gereinigte Tragschicht der Fahrbahn aufgebracht. Eine schwarze Substanz von so hoher Klebkraft, dass Bauleiter Christian Siebenhaar sehr eindringlich davor warnt, die Fahrbahn in dieser Bauphase zu betreten: Man könnte im wahrsten Sinne des Wortes An der Schütt hängen bleiben. Umso besser dürfte die Asphaltdecke halten, die einen Tag später auf die Klebeschicht aufgetragen wird. Die Asphaltierungsarbeiten sollen komplett am Dienstag, 7. November, über die Bühne gehen. Die Gehwege bleiben übrigens die ganze Zeit über benutzbar, zur Überquerung der Straße werden an mehreren Stellen Übergänge angelegt, damit niemand auf den Haftkleber tritt.

Auto außerhalb des Areals abstellen

Wer zwischen Montagmorgen und Mittwochabend sein Auto braucht, soll es rechtzeitig außerhalb des gesperrten Areals abstellen. "Anwohner und Betriebe, die keine andere Abstell-Alternative haben, können im Rathaus (Amt für Bauordnung und Verkehrswesen, Zimmer 41) Ausnahmegenehmigungen erhalten, um die Fahrzeuge auf dem Großparkplatz An der Schütt zu parken", heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Bauamtsleiter Gerhard Merkel geht davon aus, dass der neue Straßenbelag bereits am frühen Mittwochabend wieder befahrbar sein wird. Zunächst wird die Straße An der Schütt dennoch nur für Anlieger freigegeben, weil noch Restarbeiten erledigt werden müssen. Mit Inkrafttreten des neuen Busfahrplans am 10. Dezember soll auch der Busbahnhof wieder benutzbar sein und die Busse ihre gewohnten Linien bedienen. Das Buswartehäuschen und die Fahrradhalle (siehe auch gelben Kasten) werden voraussichtlich zeitgleich fertig. Der Kiosk kehrt allerdings erst im März 2018 zurück.

Vier Millionen Euro Kosten

Straßenbau und Platzgestaltung kosten geschätzt vier Millionen Euro brutto, von denen rund die Hälfte auf die Sanierung der Straße entfällt. Im Rahmen der Straßenausbau-Beitragssatzung werden auch die Anwohner anteilig zur Kasse gebeten, sobald die konkrete Kostenabrechnung vorliegt.

Ausblick: In absehbarer Zeit sollen auch die Gehwege am Aurach-Ufer neu gestaltet werden.

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