Herzogenauracher Kulturpreis: Ehre für wahre Könner

21.10.2018, 13:47 Uhr
Herzogenauracher Kulturpreis: Ehre für wahre Könner

© Alle Fotos: Sonja Och

Es war ein Abend der freudvollen Begegnungen im Netzwerk Herzogenaurach. Durch Reisen nach Kärnten, Kroatien, Frankreich oder Burkina Faso kannte sich ein großer Teil der Anwesenden. Reisen und Kontakte bildeten auch eine intensive Inspiration für die musikalischen Werke des Abends, durch den Bürgermeister German Hacker führte.

Musiker-Dynastie

Einer ganzen Musiker-Dynastie aus Niederndorf entsprang Volkmar Studtrucker, der auf 40 Jahre Musikerleben als Pianist in Formationen von Rock bis Klassik unterwegs ist, als Komponist und Lehrer an der Musikschule Herzogenaurach.

Sein Werk würdigte jemand, der ihn von Kindesbeinen an kennt, Altbürgermeister Hans Lang. Mit den Eltern Studtrucker - der Vater passionierter Bergsteiger und CSU-Fraktionskollege, die Mutter, die bekannte "Finken-Betty", musikalische Autorität in Niederndorf über Jahrzehnte - war der Laudator verbunden. Volkmar, ein Neffe, des Jazz-Pianisten Thomas Fink, ging nach dem Abitur am Fridericianum in Erlangen ans Meistersingerkonservatorium in Nürnberg, studierte klassische Musik und Klavier. Mit seiner Combo "Triton‘‘ betrat er vor rund 40 Jahren erstmals öffentliche Bühnen.

Herzogenauracher Kulturpreis: Ehre für wahre Könner

© Foto: Sonja Och

Vielfach komponierte der Chor- und Orchesterleiter Volkmar Studtrucker (Jahrgang 1960) auch zum Zeitgeschehen. Im Jahr 2000 wurde seine Morgensinfonie aufgeführt, es folgten Gesänge für Pilger, sein Werk zum Beitritt Tschechiens in die Europäische Union, in dem Sequenzen in deutscher, französischer, englischer und spanischer Sprache gesungen wurden. Zum Jubiläum der Verbindung mit Burkina Faso entstand "African Fantasy". Ein beispielloses Vorhaben stellte eines der jüngsten Werke dar: das Musikstück "X-Ray Hydra Blues", in dem Röntgenstrahlen vertont sind. Volkmar Studtrucker selbst erklärte es so: "Ich habe das Chaos in eine allgemein verständliche Sprache, die Musik, übersetzt."

Alleine und zusammen mit Johannes Göller (Kontrabass) und Hans Peter Albrecht am Schlagzeug zeigte Volkmar Studtrucker am Piano seine Meisterschaft zwischen leichtem, ironischem Klang, elegischem oder explosivem. Sei es bei der Uraufführung seines Stückes "Tre Torinesi" oder dem außerirdischen "X-Ray Hydra Blues".

Der Jury, allen die ihn begleiteten und seiner Lebensgefährtin,  "meiner allerbesten Gladys", dankte der Musiker für den mit 2000 Euro dotieren Kulturpreis, bevor er den Bogen schloss mit einem Stück, das er vor 40 Jahren mit "Triton" komponiert hatte. Mit dabei in Burkina Faso 2017 war auch Lars Töpperwien, damals noch Schüler am Gymnasium Herzogenaurach. Seine intensive Beschäftigung mit der Musik, seine Leidenschaft fürs Komponieren nahmen Mitreisende sofort wahr.

Auch dem Laudator für den Kulturförderpreis 2018, NN-Redaktionsleiter Rainer Groh, war der eigene Ton des jungen Jazz-Musikers bei einer Altstadtfest-Begegnung sofort ins Ohr gelangt: Als "cool, vibratolos, abgespeckt, ein wenig zurückhaltend, aber gefühlvoll", beschrieb ihn der Laudator, der sofort die Spur aufnahm. Diese ergab, Lars hat noch einen Bruder, Posaunist Falk Töpperwien. Beide sind  in der Bläserphilharmonie der Stadtjugendkapelle Herzogenaurach mit ihren Lehrern Gerhard Bittruf und Norbert Engelmann großgworden. 2012 waren sie mit "ausgezeichnetem Erfolg" in den Landeswettbewerb aufgestiegen.

Inzwischen haben beide junge Musiker den Weg zum Jazz eingeschlagen. Falk Töpperwien (21) wechselt nach Meisterkursen in Berlin, Wien und Bern an die Musikakademie Basel und spielt in diversen Bigbands wie sein Bruder Lars. Jüngst waren sie mit der jungen Bigband Federal Pengueen Summit im Gymnasium Herzogenaurach zu hören.

Ziel: Profi-Laufbahn

Lars Töpperwien (18) strebt eine Laufbahn als Profi-Jazz-Trompeter an. Noch während seiner Schulzeit (Oberstufenbetreuer Matthias Engel habe dankenswerterweise die Absenzen unterschrieben, so Lars Töpperwien) belegte er als Jungstudent an der Nürnberger Musikhochschule das Fach Jazztrompete. Seine Zielstrebigkeit und Begabung teilte sich bereits Besuchern des Herzo-Festivals mit, wo sein "Revolution in der Dritten Welt" Thema war.

Als Musik der Freiheit nach dem Zweiten Weltkrieg, so Laudator Rainer Groh ferner, in der Akteure unterschiedlicher Herkunft und kultureller Tradition zusammenfanden, sei der Jazz eine Gegenkraft zu derzeitigen postdemokratischen Tendenzen, wo "Einfalt und Populismus immer lauter werden".

Junge Musiker, die diesen "Sound der Freiheit" auf große Bühnen bringen wollten, seien würdig, einen Förderpreis (dotiert mit insgesamt 1000 Euro) zu tragen. Der im Übrigen noch gern höher "verschwendet" werden dürfe, als Beitrag zu "Lebenssinn und Glück." Ein gemeinsames Fingerschnippen "One, two, three, four" mit dem Publikum kam als großer Applaus rüber. Die jungen Kulturförderpreisträger hatten zusammen mit Evgenij Zelikman (Klavier), Isabel Rößler (Bass) und Silas Isenmann (Schlagzeug) Stücke vorbereitet. In ihnen zeigte sich die intensive Energie und Ambition ihres Schaffens.

Ein emotionaler Moment in den ausführlichen Dankesworten an Familie, Förderer und Lehrer des Brüderpaares war dieser: Die Brüder umarmten sich für gegenseitiges Weiterbringen.

Die weitere musikalische Gestaltung des Abends besorgte das "Rießbeck-Kathrein-Duo" mit Markus Rießbeck am Saxofon und Christian Kathrein an der Gitarre. Auch dies wahrhafte "Hinhörer".

 

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