Höchstadt: "Gemeinwohl geht vor"

12.9.2020, 06:53 Uhr
Höchstadt:

© Hans von Draminski

Nachdem die Höchstadter Grünen ihm vor kurzem wie berichtet vorgeworfen hatten, dem Flächenfraß mit mehr oder weniger wild wuchernden Wohn- und Gewerbegebieten Vorschub zu leisten und in Höchstadt auf "Zustände wie in Gelsenkirchen" zuzusteuern, fand Brehm es an der Zeit, manche Dinge aus seiner Sicht klarzustellen.

Mit der Vergabe von Bauplätzen könne eine Kommune bestimmte Umweltfaktoren gut steuern, wenn der Hausbau mit klaren Vorgaben unter anderem in Sachen Erneuerbare Energien verknüpft werde.

In diesem Zusammenhang kritisiert Gerald Brehm den Höchstadter Grünen-Fraktionsvorsitzenden Peter Winkler, der beispielsweise beide Varianten – Nord- wie Südlösung – der Gremsdorfer Ortsumgehung kategorisch ablehnt. "Winkler ist gegen großflächige Wohngebiets-Erweiterungen und gegen die Umwidmung des brachliegenden Edeka-Areals, bleibt aber konkrete Vorschläge schuldig, wo man seiner Meinung nach verdichten könnte", zählt Brehm auf. Ohne neuen Wohnbau gehe es aber in Höchstadt nicht, betont Brehm und entwirft ein "perverses Szenario", bei dem jene, die in Höchstadt arbeiten und auch gerne dort wohnen würden, in Nachbarorte ziehen müssten, um dann von dort wieder einzupendeln. Damit tue man der Umwelt keinen Gefallen.

Das Wohngebiet "Häckersteig", dessen Erweiterung bei den Höchstadter Grünen besonders umstritten ist, sieht Brehm als bewussten Ausdruck der städtischen Wohnpolitik.

Brehm ist nach eigenem Bekunden "heilfroh", dass der Schaeffler-Standort Höchstadt nach jetzigem Stand der Dinge vom geplanten Stellenabbau weniger stark als das Stammwerk in Herzogenaurach betroffen ist. "Arbeitsplätze vor Ort sind wichtiger denn je", unterstreicht Brehm und erinnert daran, dass Höchstadt ganz offiziell den Status eines Mittelzentrums hat.

Für nachhaltige Energiepolitik eingesetzt

Die Kritik der Grünen trifft Gerald Brehm auch, weil die Stadt sich in den letzten Jahren massiv für eine nachhaltige Energiepolitik eingesetzt habe, beispielsweise mit dem Einsatz von Photovoltaik in Etzelskirchen und auf Schulhaus-Dächern.

Bezogen auf die Einwohnerzahl habe man sogar einen höheren Anteil an Ladesäulen für elektrisch angetriebene Fahrzeuge als Erlangen. Auch hinsichtlich des Ausbaus des Radwegenetzes seien der Landkreis ERH im Allgemeinen und Höchstadt im Besonderen vorbildlich.

Fristgerecht abgegeben hat die Stadt ihre Bewerbung für Fördergelder aus dem Modellvorhaben "Klimagerechter Städtebau" des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr – was auch die Erklärung liefert, warum Brehm beim Ausbau der Wohngebiete auf das Strompedal tritt. Wer in Höchstadt neu baue – und Brehm lässt keinen Zweifel daran, dass er hier Höchstadter bevorzugt, die dies für sich selbst beziehungsweise ihre Kinder und Enkel tun –, dürfe etwa seinen Grund und Boden nicht versiegeln und müsse die Möglichkeiten zum ökologischen Hausbau – Stichwort Aktivhaus – ausreizen. Nur dann seien die Neubauten förderfähig.

Fläche reduziert

Die Erweiterung des Häckersteiggebiets wurde in der Vergangenheit von 34 Hektar auf 26,5 Hektar reduziert, laut Brehm die Unterkante dessen, was ökonomisch vertretbar umsetzbar sei. Gleichwohl gibt es Widerstand nicht nur der Höchstadter Grünen, sondern auch von einer Bürgerinitiative, an der sich die Mitglieder naturverbundener Vereine beteiligen. Schon in der "Schrumpfversion" für den Häckersteig werde es nach Brehms Worten schwer, mehr als den akuten Bedarf an Wohnraum zu bedienen. Eine Bürgerbefragung, die möglicherweise in einen Bürgerentscheid münde, könnte das Projekt vollends kippen. "Dann wären wir gezwungen, den meisten Bewerbern für Baugrund abzusagen", so Brehm.

Gleichwohl hofft das Verwaltungsoberhaupt darauf, dass ein für alle Interessensgruppen tragfähiger Kompromiss gefunden werden kann. Denn das auch von den Grünen beschworene Gemeinwohl gehe in jedem vor.

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