Höchste Zeit für ein frisches Nest

9.3.2017, 06:00 Uhr
Höchste Zeit für ein frisches Nest

© Matthias Kronau

Jerome und Anna, die Störche vom Alten Rathaus, haben sich kurz mal verzogen. Denn mit der Feuerwehrleiter ist der 63-jährige Edmund Lenz bis zum Nestrand hochgefahren. "Zuerst wird der Dreck aus den Nestern geholt." Das sind immerhin einige volle Eimer mit verkoteten Pflanzenresten. "Ein guter Kompost", betont Lenz.

Aber auch dabei: immer wieder Plastikteile und Folien. Unter anderem diese Kunststoffe sind es, die für die Störche lebensbedrohlich sein können. "Wenn sich das Wasser in den Nestern staut, kann das das Aus für die Eier oder die Brut bedeuten", weiß Lenz aus bitterer Erfahrung.

Doch etwas anders wird auch zum Risiko. Alle fünf Höchstadter Storchenpaare sind sogenannte Winterstörche, bleiben also in der kalten Jahreszeit im Lande. "Das bedeutet, dass die Nester noch mehr Trittverdichtung aufweisen." Auch deshalb kann sich das Wasser leichter stauen. Früher, weiß Lenz, seien die Nester im Winter oftmals aufgefroren und mithin etwas durchlässiger geworden.

Als der nasse Kompost unten im Pkw-Anhänger von Edmund Lenz liegt, schafft er eimerweise Hackschnitzel und einen Sack Seggenheu nach oben. Die Hackschnitzel sind wasserdurchlässig, das Heu robust und langlebig. Edmund Lenz steigt aus dem Leiterkorb direkt ins Nest und verteilte das Material mit den Füßen – gesichert natürlich durch ein Seil.

"Ohne die Hilfe der Feuerwehr wäre das nicht möglich", bedankt sich Edmund Lenz. Johannes Tohol steuert das Drehleiter-Fahrzeug und fährt das Fahrzeug punktgenau dorthin, wo Edmund Lenz es braucht.

Ebenso an der "Alten Mälzerei", wo der "Storchenvater" Lenz einige Eimer Schmutz und Kompost nach unten transportiert und eine frische Nestauslage nach oben bringt. Auch in den Nestern auf dem Rathaus, auf dem Baderhaus und auf der alten Schule würde Lenz gerne nachschauen, doch ist das unter anderem aus baulichen Gründen derzeit nicht möglich. Später reinigt der Höchstadter noch das Nest in Gremsdorf, wo aber keine Drehleiter nötig ist.

Immer wieder wird gefragt, ob die Störche nicht alleine in der Lage sein sollten, für sich und ihre Nachkommen zu sorgen. Doch Edmund Lenz hat da eine klare Meinung. "Wir müssen die Fehler, die der Mensch gemacht hat, auch wieder ein bisschen ausgleichen." Das heißt: Der Mensch verknappt den Lebensraum der Tiere, bringt gefährlichen Unrat in die Landschaft. Da darf ein bisschen Hilfe für die stolzen Störche schon auch sein.

Ein anderer Kritikpunkt: Bleiben mittlerweile rund die Hälfte der 60 Storchenpaare im Aischgrund vielleicht deswegen im Winter da, weil man es ihnen hier so schön macht? Etwa mit frischen Nestern und Winterfütterung?

Edmund Lenz weiß: "Hier sind Winterstörche groß geworden, die dann aber in den Süden geflogen sind." Der Zugtrieb sei allemal stärker als ein gutes Futterangebot, ist sich der Höchstadter sicher.

Der Aischgrund wird von Edmund Lenz betreut, gemeinsam mit Michael Zimmermann und Jens Heber. Um alle Tiere können sie sich ohnehin nicht kümmern. "Was wir machen, ist Minimalunterstützung."

Aber es wird hoffentlich reichen, dass schon bald die Jungstörche in den gemachten Nestern zu sehen sind. Die allermeisten Höchstadter freuen sich sicher schon darauf.

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