Iberische Klangwelten im Höchstadter Schlossgewölbe

27.5.2019, 15:41 Uhr
Iberische Klangwelten im Höchstadter Schlossgewölbe

© Foto: Paul Neudörfer

Johannes T. Kreusch begann den Abend mit einer eigenen Komposition, betitelt "Panta Rhei" (griechisch: "Alles ist im Fluss"). Mit zupackender Virtuosität öffnete er das Tor zur folkloristischen Kunstmusik Spaniens samt ihren Einflüssen auf den südamerikanischen Kontinent, vor allem auf Argentinien. Der griechische Titel war eine kluge Idee, weil er die hohe Kunst des Gitarrenspiels beschreibt: Nie gibt es Stillstand, Kaskaden von gezupften Tonperlen füllen den Raum, manchmal silberzart, dann wieder rhythmisch-ruppig, mit allen Zwischenstufen. Ohne Pause geht "Panta Rhei" in das erste spanische Duostück über, eine "Canción" von Anibal Troilo. Die Geigerin Doris Orsan setzt mit ihrem "Lied" ohne Worte einen spannenden klanglichen Kontrapunkt zur Gitarre: fein ausgehörte Melodien, elegante Bogenführung; geschmeidige, nie aufdringliche Bewältigung auch heikelster Herausforderungen an die Spieltechnik: insgesamt ein sensibles himmlisches Singen, bei dem Person und Instrument zur faszinierend schönen Einheit werden. Und das musizierende Miteinander der Partner? Hellwach, gegenseitig inspirierend, schlicht perfekt.

Der weitere Abend hält bekannte Namen wie Manuel de Falla oder Enrique Granados aus der Spätromantik bereit, aber auch hörbar Fortgeschrittenes im vorgegebenen Genre (Anibal Troilo, Máxima Diego Pujol).

Freilich darf der argentinische Meister Astor Piazzolla nicht fehlen: In seiner viersätzigen "Geschichte des Tango" zeichnet er die Entwicklung des argentinischen Kulttanzes nach – und Orsan/Kreusch lassen diese Geschichte zur blutvollsten Gegenwart werden.

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