In Wolfsberg die Städtepartnerschaft gefeiert

7.10.2018, 16:00 Uhr
In Wolfsberg die Städtepartnerschaft gefeiert

© Foto: Rainer Groh

"Es ist wie bei einer Sandkastenfreundschaft", erklärte der Moderator Tommy Schmid den 200 geladenen Gästen in den schmucken Kulturstadtsälen, kurz "Kuss" genannt. Sie sei spielerisch, es gebe keine Ausgrenzung. So überließ es Schmid den Gästen, sich einander selbst vorzustellen, anstatt eine lange Liste von Namen abzuarbeiten.

Einige noch lebende Pioniere der 1968 auf eine Initiative aus Bamberg (dank kirchlichen Einflusses über eine lange Epoche hinweg "Hauptstadt" weiter Teile Kärntens) von Harald Kunstätter und Hans Ort unterzeichneten Partnerschaft stellte Schmid dennoch besonders vor: Altbürgermeister Franz Arnold, Kaplan Christoph Kranitzki, Josef "Pepperl" Pertl, den ehemaligen Wolfsberger Verwaltungschef und Motor der ersten Partnerjahre, Willi Mehler, den ehemaligen SPD-Stadtrat aus Herzogenaurach, Irene Hetzler, einstige Sachgebietsleiterin im Herzogenauracher Rathaus, Altbürgermeister Hans Lang, Silvia Freymuth und schließlich Robert Schmid, die Wolfsberger Cheforganisatoren aller offiziellen Besuche, letzterer praktisch ein Halb-Herzogenauracher.

Hans-Peter Schlagholz, amtierender Wolfsberger Bürgermeister, beneidet die Herzogenauracher Freunde um nicht viel, aber nach eigenem Bekunden um ihr Bier, ihre "ebenen Straßen" und ihre Haushaltsrücklagen, so Schlagholz auf die Frage des Moderatoren. Aber Neid gibt es nicht unter Freunden, die länger als 700 Jahre als Bamberger Staatsgebiet ein "gemeinsames Weltbild" verbunden hat, wie Schlagholz sagte. Nach 209 Jahren "Pause" – Kärnten war von Bamberg an die österreichische Kaiserin Maria Theresia verkauft worden – sei es nur logisch gewesen, aus diesen historischen Wurzeln etwas Neues, Gemeinsames wachsen zu lassen, das beide mit Begeisterung erfülle.

In Wolfsberg die Städtepartnerschaft gefeiert

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Bemerkenswert, so Schlagholz, wie eng auch auf privater Ebene die Freundschaft sei, wie rege der "Urlaubsaustausch". Herzogenauracher Gäste brächten jedenfalls die Wolfsberger Tourismus-Statistik ganz schön nach oben. Aber Schlagholz bemerkte auch, es "knistere" in der Jugend, die Verbindung sei keineswegs gealtert. Er appellierte an die jungen Politiker beider Städte, weiterzumachen mit dem regen Austausch, den ein "enorm guter Geist" erfülle.

Dann ehrte die Stadt Wolfsberg vier Herzogenauracher mit dem goldenen Stadt-Ehrenzeichen ob ihrer Verdienste um die Partnerschaft: Anni Eiser, die im Herzogenauracher Rathaus die Partnerschaft betreut und Ende des Jahres in den Ruhestand geht, die zweite Bürgermeisterin Renate Schroff (SPD), den CSU-Stadtrat Bernhard Schwab und den Heimatvereins-Vorsitzenden und Franken-Vermittler Klaus-Peter Gäbelein.

Nach Hans Lang, der ihn seit Jahren trägt, bekam auch Herzogenaurachs amtierender Bürgermeister German Hacker den Wappenring, das höchste Ehrenzeichen, das die Stadt Wolfsberg vergibt.

Der Geehrte zeigte sich gerührt und beeindruckt "von dem, was wir hier erleben dürfen". Auch Hacker zählte keine Namen auf, nannte nur die Herzogenauracher Institutionen, die bei der Feier vertreten waren: Grundschule, Mittelschule, Musikschule, Feuerwehr, Stadtjugendkapelle, katholische und evangelische Kirchengemeinden, Heimatverein, ASV, TSH, RC 84, Kunstverein, der Freundeskreis Nova Gradiska, die Kerwasburschen und die Stadtverwaltung.

In Wolfsberg die Städtepartnerschaft gefeiert

© F.: rg

Auf Schlagholz’ Appell an die Jugend eingehend, nannte Hacker doch zwei Namen. Leona Schwemmer und Isabella Fajardo-Handrick. Die beiden jungen Frauen sind Jugendvertreter im Beirat des Jugendhauses rabatz und dabei, um mit der Wolfsberger Jugendpflege Kontakte zu vertiefen.

Europäischer Gedanke

Hacker sprach auch vom europäischen Gedanken. Wenn es auch derzeit den Anschein habe, dass Europa zerfalle, so arbeiteten Städtepartner wie Wolfsberg und Herzogenaurach dagegen. Er könne nicht anders als Ungarn zu erwähnen, das mit der Öffnung seiner Westgrenze den Fall des Eisernen Vorhangs eingeleitet hat und heute das Gegenteil tue. Dabei brauche Europa Außengrenzen, die funktionieren, so Hacker, aber im Innern offene Grenzen. Wolfsberg hat mit Varpalota auch eine Partnerstadt in Ungarn. Die Herzogenauracher Gäste überreichten Geschenke: Eine "Jubiläums-Kugel" aus Keramik, angefertigt von Katharina Ort, und "regionale Produkte", so Hacker: 50 Fußbälle, natürlich je zur Hälfte von adidas und von Puma.

Mit den regionalen Produkten des Lavanttals wurden die Herzogenaurach während ihres ganzen Besuchs von Donnerstag bis Sonntag mit der Gastfreundschaft verwöhnt, wie sie die Freunde aus Wolfsberg einfach auszeichnet – seit je.

Aber auch der Festabend bot regionale Genüsse: Der international preisgekrönte Saxofonist Edgar Unterkirchner lockerte den offiziellen Teil der Feier auf und die A-cappella-Gruppe "Die Neffen von Tante Eleonor" bot eine umjubelte Show mit witzig arrangierten Songs aus Volksmusik, Pop und Rock, die ebenso perfekt wie humorvoll dargeboten wurde.

Tommy Schmid, Andi Hobel, Christoph Murke und Marco Zeiler werden am 20. Oktober zusammen mit dem Herzogenauracher Liederkranz ein Konzert im Vereinshaus geben. Nach der Vorstellung im Wolfsberger Kuss war man sich einig: "Die Gruppe muss man gehört haben."

Blues, Rock und Pop spielte auch noch das Rudi Melcher Trio zu Büfett und Tanz.

Die Herzogenaurach Gäste nahmen an dem Wochenende auch an der Marktveranstaltung "Wolfsberger Herbst" und am Erntedank in der Stadt im Lavanttal teil. Auf dem Besuchsprogramm stand außerdem eine Wanderung mit stimmungsvollem Hüttenabend.

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