Kommentar: Es geht nur um private Interessen

29.10.2019, 14:00 Uhr
Kommentar: Es geht nur um private Interessen

Eine gewagte These? Nun, die Diskussion um den seit der Entscheidung für den Abriss (Juli 2014!) des 60er-Jahre-Anbaus festgelegten Rathaus-Neubaus ist nicht gerade geeignet, sie zu widerlegen. Einige Jahre Baulärm vor der Haustür und die Option auf eine Tiefgaragen-Zufahrt an der Bamberger Straße und der Hinteren Gasse: Dass die Stimmen für einen Park statt Schloss-Anbau fast ausschließlich aus diesem Straßenzug schallen, passt ganz gut hinein.

Die Relikte des mittelalterlichen Schlosses wegzuräumen, kann man verurteilen. Aber erstens ist es denkmalpflegerisch nicht unüblich, Bodendenkmäler nach sorgfältiger Dokumentation aufzulassen. Hier passiert dies vor allem, weil ein geschlossener Baukomplex mit einem neuen Anbau der Historie Herzogenaurachs und damit auch der Denkmalpflege viel besser gerecht wird als ein für einen mittelalterlichen Stadtkern unpassender Park.


Hier geht's zur Meldung: Bürgerentscheid kaum noch machbar


In Zeiten des Kommunalwahlkampfs ist auch Kritik an "mangelnder Information" beliebte Politik. Zur Einordnung dieser Behauptung in die obige These, vorzugsweise unter "restliche fünf Prozent": Die Pläne für den Neubau sind aus einem reichlich öffentlichen Verfahren hervorgegangen, nämlich aus einem Architektenwettbewerb. Und das schon Anfang 2015.

In der Jury saßen alle Stadtratsfraktionen. Alle Entwürfe wurden ausgestellt und von vielen bewundert, die heute auf sie verzichten wollen.

Gegen den zweiten Teil des Großprojekts, das Bürgerzentrum mit Tiefgarage auf oder unter dem Hubmann-Parkplatz, drohte in der Tat ein Bürgerentscheid. Ende 2017 ist der Stadtrat diesem zuvorgekommen und hat diesen Teil des gesamten Bauvorhabens auf Eis gelegt. Es sei der Hinweis erlaubt: mit der Zustimmung aller Räte.

Der Baustopp gilt bis zur Fertigstellung des neuen Anbaus, also seit 2018 mindestens vier Jahre lang. Zum Vergleich: Ein Bürgerentscheid bindet einen Stadtrat drei Jahre lang. "Durch die Hintertür" würde die Tiefgarage also wirklich nicht kommen.

Als Hilfe zur Standortbestimmung für die CSU in diesen Fragen sei Hans Lang zitiert. Der Altbürgermeister hat unserer Zeitung am 10. Oktober 2017 gesagt, ein Rathaus sei die bürgerliche Mitte einer Stadt. Deshalb gehöre es auch mitten in die Stadt. Lang gehört immer noch der CSU an und er stammt aus der Hinteren Gasse.

RAINER GROH

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