Musik-Studiosi beflügelt vom Ambiente in Weißenstein

8.8.2014, 15:56 Uhr
Musik-Studiosi beflügelt vom Ambiente in Weißenstein

© Fotos: Michael Müller

Das wird ihre Zukunft als Orchestermusiker sein, prophezeit Jenö Nyari, seit 2003 der dritte künstlerische Leiter an der Spitze der Sommerakademie:

Musiker kommen aus aller Welt zu einem großen Orchester zusammen, proben und spielen nach kurzer Einübungszeit gemeinsam die großen Werke von Beethoven, Mozart, Brahms, Pachelbel, Schostakowitsch, Prokofjew und vielen anderen.

Um Musik-Studenten auf dieses Leben vorzubereiten, existiert seit 1958 das Collegium Musicum, bei dem via Vorspiel, Empfehlung, Bewerbung oder Internet ausgesuchte Studenten innerhalb von vier Wochen an die 60 Stücke erarbeiten und abends und an Wochenenden einem bisweilen sogar euphorischen Publikum vorspielen.

Als Musikmäzen verstand sich bereits Lothar Franz von Schönborn (1655-1729), Fürstbischof von Würzburg und Bamberg, der nicht nur leidenschaftlich bauen ließ – eben auch das Sommerschloss Weißenstein.

Bauen und sammeln

Vielmehr sammelten die Schönborns auch Gemälde, Musikalien, Porzellan, Kunstgegenstände: Für Besucher der Schlosskonzerte eine Gelegenheit, die im Original erhaltenen Räume zu besichtigen, bekanntlich auch Drehort der neuverfilmten „Drei Musketiere“ mit Orlando Bloom, Christoph Waltz und Mads Mikkelsen.

Die Musikbegeisterung der Schönborns vermittelt auch die Ehefrau des Schlossherrn und Weingutbesitzers Paul Graf von Schönborn, Gräfin Damiana von Schönborn-Wiesentheid. Als Kunsthistorikerin mit venezianischen Wurzeln, Mutter von sieben Kindern, erkennt sie bei jungen Menschen Potenzial und Charakter: „Wir geben den jungen Musikern viel. Sie geben auch uns viel zurück.“

Der Verein, der die Sommerakademie finanziert, zählt rund 500 Mitglieder, Mäzene und Sponsoren. Über die Eintrittskarten als größtem Posten kommen die Einnahmen zusammen.

Welches Privileg sie genießen, in der „Perle des fränkischen Barock“ vier Wochen lang wohnen und musizieren zu dürfen, ist Musikern und Dozenten nicht nur bewusst, sie scheinen es sehr zu genießen. In jedem Fall die Gruppe der Violinistinnen aus Lettland und Belarus: „It‘s great“, fassen Agnes aus Riga, Luba, die in Moskau studiert und Eleonora aus Riga zusammen. Sie sind zum wiederholten Mal in Pommersfelden, wo während der Sommermonate auch die Familie von Schönborn wohnt.

Die Geigerin Laura und die Cellistin Emma aus dem Baltikum, erstmals im Ambiente mit Schloss und Park, mit Marmorsaal, großer Stiege und kreativer Atmosphäre, sind begeistert von dieser „guten Erfahrung“.

Der künstlerische Leiter, der aus Ungarn stammende Konzertpianist Jenö Nyari, kennt Schloss Weißenstein noch aus Zeiten als er selbst Student war. Der Jahrgang 2014 jedoch, bei dem bisher alle Orchesterkonzerte ausverkauft waren, warte mit „sensationell guten Musikern“ auf. „Freude und Emotion“ brächten die 17- bis 29-Jährigen im Übermaß mit.

Auch den drei Klarinettisten Anna-Maj aus Köln, Laura aus Saarbrücken und Matteo aus Italien, vermittelt über Giuliano, eine der wichtigen Dozentenfiguren, ist dies anzumerken: „Für mich ist dies hier wie das Paradies“, sagt der junge Mann: „Das gibt‘s in Italien nicht“.

Die internationalen Studenten aus Europa und heuer sogar erstmals aus Peru spielten bei der 57. Sommerakademie bereits ein anspruchsvolles Programm von Schubert, Rimski-Korsakow, Ravel oder George Gershwin.

In all den Jahren entwuchsen aus den Reihen der Studenten auch schon bekannte Namen: Christian Thielemann, Hansjörg Schellenberger, Imogen Cooper oder Klaus Thunemann zählen dazu.

Doch nicht nur dies: Mit einem Augenzwinkern berichtet Jenö Nyari, hier seien auch schon zwölf Ehen gestiftet worden.

Einer, der viele begleitet hat, ist der Dozent Dankwart Schmidt, der seit 2003 „das Privileg genießt, mit Blick auf den Park zu wohnen. Man könnte zum Dichter werden.“ Seine Musikerlaufbahn spielte sich bei den Münchner Philharmonikern ab. Nach seiner Frühpensionierung widmete er sich der Ausbildung des Bläser-Nachwuchses.

Die Fragen nach musikalischen Favoriten und herausragend im Gedächtnis haften gebliebenen Aufführungen beantworten Jenö Nyari und Dankwart Schmidt ähnlich. Der Erstgenannte: „Es ist eine Frage wie welches Kind hast du am liebsten?“ Der Dozent: „Immer was ich gerade spiele, das ist am schönsten.“

Vom heutigen Samstag, 9. August an bis Sonntag, 17. August sind noch fast täglich — Ausnahme Montag — Haydn, Mozart, Bach oder Tschaikowski zu hören.

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