Paarberatung in Herzogenaurach gut genutzt

23.2.2018, 14:00 Uhr
Paarberatung in Herzogenaurach gut genutzt

© Foto: Berny Meyer

Maria und Thomas stammen aus dem östlichen Landkreis Erlangen-Höchstadt. Offen berichten sie über ihre Probleme. Nur ihre richtigen Namen wollen sie nicht nennen. Schließlich handelt es sich um eine delikate Angelegenheit. "Unsere Intimbeziehung hat nicht mehr meinen Vorstellungen entsprochen", bringt es Maria auf den Punkt. Und das vor allem, seit das gemeinsame Kind auf die Welt gekommen sei.

Ein relativ typischer Fall, sagt Beratungsstellenleiterin Simone Steiner. "Schon bei der Anmeldung nennen etwa 14 Prozent als Grund Beziehungsprobleme." Letztlich laufe es dann sogar bei 30 Prozent auf eine Paarberatung hinaus — "fast ein Drittel der über 900 Fälle pro Jahr". Sind diese Menschen dann aber bei einer Erziehungsberatungsstelle richtig? "Absolut", betont Steiner. "Denn wenn die Paarbeziehung angespannt ist, dann belastet das auch die Kinder und kann zu verunsichernden bis hin zu traumatischen Erfahrungen führen. Und dann natürlich auch zu Problemen in der Erziehung. Die Erziehungsfähigkeit ist ja eingeschränkt, wenn das Paar nicht richtig funktioniert."

Anderes Problembewusstsein

Früher seien die Menschen tatsächlich vorrangig mit Erziehungsfragen gekommen, sagt Diplom-Psychologe Alois Ott. "Aber heutzutage existiert ein anderes Problembewusstsein, nämlich, dass die Paarbeziehung auch das Verhalten der Kinder beeinflusst." Deshalb sei eine Paarberatung auf jeden Fall sinnvoll.

Das sehen auch Maria und Thomas so. Seit nunmehr fünf Monaten arbeiten sie mit Diplom-Psychologin Marion Meier an ihrer Beziehung. "Sie hat uns gut ans Thema herangeführt. Nach dem ersten Termin bin ich mit einem sehr positiven Gefühl herausgegangen", sagt Thomas.

Und Maria fügt hinzu: "Inzwischen ist der Beratungstermin eine kleine Oase für uns geworden. Diese eine Stunde ist ,Paar-Zeit‘, die wir sicher haben." Obwohl die Krise noch nicht behoben sei, "sind wir auf einem guten Weg". Das Klima zuhause habe sich auf jeden Fall schon verbessert, meint auch Thomas.

Marion Meier ist von dem Paar begeistert: "Man merkt und spürt, dass die sich lieben." Sie sehe Wertschätzung und "ganz viel Potenzial", wenngleich auch das "Damoklesschwert der Trennung" nicht tabuisiert werde. Aber Marion Meier ist guter Dinge, sieht sie doch schon einen Veränderungsprozess, der natürlich nur Schritt für Schritt funktionieren könne.

Manchmal jedoch ist Trennung die Lösung von Paarkonflikten. "Deshalb bieten wir auch Trennungsberatung an — zum Wohl der Kinder", wie Simone Steiner betont. "Das ist auch Teil unseres präventiven Auftrags."

Generell nimmt man bei der Erziehungsberatungsstelle wahr, dass Familien heutzutage unter einem enormen Druck stehen. "Die Paarbeziehung wird oft vernachlässigt, obwohl sie das Fundament einer jeden Familie bildet", meint Alois Ott. Deshalb sei der Weg vom Liebespaar zum Elternpaar auch eine Entwicklungsaufgabe.

Doch wo liegen die Probleme? "70 Prozent aller Eltern klagen über Zeitprobleme", erklärt Diplom-Pädagogin Birgitt Fiederle. Sie stünden unter Leistungs-, Funktions- und Erwartungsdruck — "und da ist das Risiko hoch, dass etwas schief läuft".

Alois Ott fügt hinzu: "Gleichzeitig ist da der Wunsch, alles möge ideal laufen." Doch Liebe und Verbundenheit seien nicht einfach da, es stecke viel Arbeit drin. "Die Paarbeziehung ist wie ein Garten. Man kann Pflanzen nicht wachsen machen, aber Bedingungen schaffen, dass ein Gedeihen möglich ist." Das brauche aber Raum und Zeit.

"Hier bei uns besteht die Möglichkeit, sich im geschützten Raum zu treffen und sich die Zeit zu nehmen, gegenseitig Wertschätzung zu zeigen und zu erfahren", wirbt Fiederle für das Angebot. "Wir wollen ein Bewusstsein schaffen, dass es wichtig ist, sich auch abseits der funktionellen Eltern-Begegnungen auf Paar-Ebene auszu-tauschen. Wir verlangsamen Prozesse. Die Paare können spüren, was gesagt wird und fühlen, wie sie dazu stehen."

Und auch Simone Steiner betont: "Es ist sinnvoll, sich bei Irritationen Zeit zu nehmen und Hilfe zu holen." Genau das haben Maria und Thomas getan. "Wir sind dankbar für dieses Angebot, es tut uns und unserer Beziehung gut", sagen beide. Einzige Voraussetzung, um bei der Familienberatungsstelle die kostenfreie Hilfe in Anspruch zu nehmen: Es muss sich um Paare mit Kind(ern) handeln.

Nähere Infos am Telefon unter (0 91 32) 80 88.

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