Vor Gericht: Gewaltszenen in Aurachtal und Lonnerstadt

6.3.2020, 06:46 Uhr
Der Angeklagte tat seiner Lebensgefährtin Gewalt an, hier ein Symbolbild.

© dpa Der Angeklagte tat seiner Lebensgefährtin Gewalt an, hier ein Symbolbild.

An einem Gefängnisaufenthalt schrammt der 35-Jährige lediglich noch vorbei, weil er sich letztlich zu einem Geständnis durchringt und sich bei seiner Ehefrau, die vor dem Erlanger Amtsgericht als Nebenklägerin auftritt, entschuldigt.

Der Angeklagte und seine 34-jährige Frau leben inzwischen getrennt. Doch hat es offensichtlich über einen längeren Zeitraum eine Art Abhängigkeit bzw. Co-Abhängigkeit gegeben. Jedenfalls haben sich zwei heftige Auseinandersetzungen ereignet, weshalb der 35-Jährige nun vor Gericht steht.

Im November 2018, nachdem sie sich bereits getrennt hatte, besuchte die 34-Jährige ihren Noch-Ehemann in dessen Studio in Aurachtal. Es kam zum Austausch von Zärtlichkeiten, doch als die Frau auf ihrem Handy eine Nachricht von der neuen Lebensgefährtin des Mannes bekam und darauf antwortete, "flippte er aus", wie die 34-Jährige schildert. Im folgenden Gerangel soll der Angeklagte seine Frau gewürgt und ihr ein Büschel Haare sowie das Nasenpiercing ausgerissen haben. Fotos von Druckstellen am Hals belegen das Würgen. Dass sie ihren Mann geohrfeigt habe, wie der Angeklagte über seinen Verteidiger wissen lässt, bestreitet die Frau. Und ob sie Gegenstände zu Boden geworfen und kaputt gemacht habe, wie der Angeklagte ebenfalls behauptet, daran könne sie sich nicht erinnern.

Schließlich konnte die 34-Jährige entkommen und suchte Zuflucht bei Nachbarn. Nach diesem Vorfall habe man sie allerdings überredet, nicht zur Polizei zu gehen.

In der folgenden Zeit habe es immer wieder Kontakt – auch sexuellen – zwischen den Noch-Ehepartnern gegeben. Das bestätigen sowohl der Angeklagte als auch sein Opfer. Sogar zu einem "flotten Dreier" mit der neuen Lebensgefährtin sei es einmal gekommen. "Er hat mich hingehalten und eingelullt und immer so getan, als würde er sich von der anderen trennen und wir könnten mit unseren Kindern wieder eine Familie sein. Aber eigentlich wollte er zwei Frauen", meint die 34-Jährige.

Die Situation eskalierte im März 2019. In der gemeinsamen, jedoch durch einen Flur getrennten Wohnung in Lonnerstadt hielt sich in der einen Hälfte die Frau mit den Kindern auf, in der anderen Hälfte der Mann mit seiner Freundin. Nach einigen ausgetauschten Nachrichten beschloss die 34-Jährige, die ungute Situation ein für allemal klären; insbesondere wollte sie die neue Freundin wissen lassen, dass der Angeklagte mit beiden Frauen etwas laufen hatte.

Der 35-Jährige jedoch versuchte, seine Frau sofort wieder aus der Wohnung rausschieben. Als das nicht gelang und die 34-Jährige ihr Anliegen loswurde, verpasste ihr der Angeklagte "eine Schelle" – und zwar so heftig, dass ihr schwummerig wurde und sie sich setzen musste. Es folgte wieder ein Würgen, die Frau fiel zu Boden. "Ich hab’ gedacht, ich sehe den Teufel persönlich", sagt sie. Als ihr Mann mit seiner Freundin schließlich die Wohnung verlassen hatte, rief sie die Polizei.

Neben der Bewährungsstrafe, deren Bewährungszeit Griem auf vier Jahre festsetzt, muss der Angeklagte noch 750 Euro an sein Opfer zahlen und 750 Euro an das Frauenhaus Erlangen.