York Hovest: "Wir schaffen es nur gemeinsam"

14.10.2019, 16:56 Uhr
York Hovest:

© Bildrechte: York Hovest

Am vergangenen Wochenende war Hovest in Herzogenaurach und präsentierte sein Projekt. Am Rande der Veranstaltung sprachen wir mit dem Fotografen, wie Zerstörung der Meere doch noch verhindert werden kann.

 

Herr Hovest, was war Ihre Motivation für das Projekt "Helden der Meere"?

Ich wollte den Menschen mit diesem Projekt zeigen, dass sie nicht die Hoffnung verlieren dürfen. Der Zustand der Meere ist äußerst kritisch und es muss dringend etwas getan werden. Doch es gibt bereits überall auf der Welt Menschen, die sich für den Schutz und den Erhalt der marinen Ökosysteme einsetzen. Diese "Helden" wollte ich zeigen, denn sie sind die besten Beispiele dafür, wenn es darum geht, Wege zu finden, um selbst aktiv zu werden.

 

Auf ihrer Reise haben Sie die Folgen von Überfischung und der Vermüllung der Meere gesehen. Haben Sie zu Beginn des Projektes mit der Größe der Problematik gerechnet?

Das Ausmaß der Probleme war mir in der Tat bereits vorher bekannt, da ich durch die ganze Recherche ja relativ vertraut mit den einzelnen Themen war. Es ist aber immer noch etwas anderes, wenn man dann die Bilder live und mit eigenen Augen sieht.

 

Was hat Sie auf Ihrer Reise über die Ozeane am meisten berührt?

Das war zum einen das unglaubliche Leid der Tiere in den Netzen der Hochseefischerei vor der Küste Westafrikas, zum anderen die Hilflosigkeit der Menschen auf Haiti. Beide Situationen sind das Ergebnis von menschlicher Gier und beides zusammen zeigt, dass wir uns mit unserem Verhalten am Ende ins eigene Fleisch schneiden.

 

Wir bezeichnen uns gerne als Weltmeister im Mülltrennen. Landet auch Müll aus Deutschland in den Meeren?

Zunächst einmal hat das Mülltrennen nichts direkt mit einer "Entsorgung" im Meer zu tun. Aber selbstverständlich landen auch in Deutschland hergestellte Produkte über Umwege oft im Meer. Durch den weltweit vernetzen Kreislauf der Wirtschaft gelangt Plastik aus Deutschland auch in die entferntesten Ecken. Dass davon einiges im Meer landet, ist nicht von der Hand zu weisen. Was wir tun müssen, ist, diesen Eintrag in die Ozeane zu stoppen.

 

Was passiert, wenn wir so weitermachen wie bisher?

Dann werden wir die dramatischen Folgen zu spüren bekommen. Nahrungsketten und ganze Ökosysteme werden zerstört, und damit auch unsere eigene Lebensgrundlage. Die Folgen im Einzelnen aufzuzählen würde hier viel zu lange dauern. Auf unserem Planeten ist alles voneinander abhängig. Es ist ein fragiles Gleichgewicht, das schon jetzt stark aus der Balance ist. Zerstört man es weiter, wirken sich die Folgen auf alles aus, was wir kennen: Artenvielfalt, Wetter, Temperaturen, Ökosysteme und vieles mehr.

 

Glauben Sie, wir Menschen schaffen die Kehrwende zu einer die Natur schätzenden Lebensweise?

Das liegt sowohl an jedem Einzelnen von uns wie auch an Politik und Wirtschaft. Wir schaffen es nur gemeinsam. Dass es die Möglichkeit gibt, Druck aufzubauen, hat Greta Thunberg bereits bewiesen. Dies funktioniert auch an anderen Stellen. Wenn die Menschen ihr Konsumverhalten entsprechend ändern, würde dies auch die Wirtschaft zu spüren bekommen.

 

Sie planen eine digitale Datenbank zur Rettung der Ozeane. Was müssen sich die Leser darunter vorstellen und wie hilft sie?

Die Datenbank wird erstmalig alle Helden weltweit mit ihrer Arbeit auf einer einzelnen Plattform präsentieren. Unser Ziel ist es, einen Platz im Internet zu schaffen, der für alle Menschen zum Synonym für die Rettung der Ozeane wird. Egal, ob man sich selbst aktiv einbringen möchte oder einfach nur Informationen sucht, auf dieser globalen Datenbank werden alle Lösungen zu den Problemen unserer Ozeane zusammengefasst und präsentiert.

 

Wie hat sich Ihr Leben nach der Rückkehr aus ihrem "Helden der Meere"-Projekt verändert? Leben Sie nachhaltiger?

Ja, mit Sicherheit. Ich habe unter anderem meine Ernährung bewusster gestaltet und versuche, auf Einwegplastik zu verzichten wo ich kann. Im Haushalt bin ich auf Hausmittel umgestiegen oder auf Produkte aus recyceltem Plastik. Waschmittel haben wir wieder durch herkömmliche Seife ersetzt.

Interview: Nadine Fürst

Zur Person:

York Hovest war Model, fotografiert dann später selbst Mode und bereist nun als Fotograf und National Geographic Buchautor die Welt: Der 41-jährige York Hovest aus München sucht nach inspirierenden Geschichten und Schicksalen. Die Themen seiner Projekte sind geprägt von Wissensdrang und Abenteuer. "Im Fokus stehen dabei die Schönheit und Fragilität der Natur, aber auch die der Menschen und ihrer Kultur, die oft nur durch ein äußerst sensibles Gleichgewicht bewahrt werden können", schreibt er auf seiner Homepage.

Keine Kommentare