Kein Bedarf: Niemand will die A6-Ausfahrt in Traunfeld

10.11.2017, 05:43 Uhr
Kein Bedarf: Niemand will die A6-Ausfahrt in Traunfeld

© Wolfgang Fellner

An der von Nürnberg in Richtung Amberg verlaufenden A 6 soll zwischen Altdorf/Leinburg und Alfeld eine neue Ausfahrt entstehen. Knapp 16 Autobahnkilometer liegen zwischen den bisherigen Anschlussstellen. Zu viel, meinen die Landräte der Landkreise Neumarkt und Nürnberger Land und haben dabei auch schon die Kreisausschüsse hinter sich.

Sie möchten zwischen Altdorf und Alfeld eine neue Ausfahrt anlegen lassen. Auf Höhe des 250-Einwohner–Örtchens Traunfeld soll man künftig die Fernstraße verlassen können. Allein: Wohin man dann fahren sollte, ist bisher nicht wirklich klar.

Das Landratsamt in Lauf befürwortet die Ausfahrt. Zur vollständigen Grafik bitte hier klicken

Das Landratsamt in Lauf befürwortet die Ausfahrt. Zur vollständigen Grafik bitte hier klicken © NN-Infografik

"Die neue Anschlussstelle bei Traunfeld stellt eine sinnvolle infrastrukturelle Ergänzung dar, mit der das Oberzentrum Neumarkt i.d.Opf. und das Mittelzentrum Hersbruck besser und leistungsfähiger an das Autobahnnetz angebunden werden können", meint die Autobahndirektion zwar, die Verantwortlichen vor Ort scheinen die Notwendigkeit dafür aber nicht so recht zu sehen.

"Die paar Schupfer und Kainsbacher, die diese Anschlussstelle häufiger nutzen würden, kann man an zwei Händen abzählen", sagt Bürgermeister Bernd Bogner über die Bewohner der beiden Happurger Ortsteile, die nahe bei der geplanten Anschlussstelle liegen.

Kein Gewerbegebiet möglich

In der Gemeinde würde man kaum von einer zusätzlichen Anschlussstelle profitieren, dafür aber unter der verstärkten Verkehrsbelastung leiden. Anfangs habe man noch auf ein Gewerbegebiet an der Ausfahrt gehofft, "aber das liegt alles auf Lauterhofener Gebiet", so Bogner. Deshalb stimmte der Happurger Gemeinderat letztendlich einstimmig gegen die neue Anschlussstelle.

Trotz aller Ablehnung vor Ort befürwortet man im Landratsamt in Lauf immer noch die neue Ausfahrt. "Sie soll im Osten des Landkreises Nürnberger Land neue Strukturchancen ermöglichen", sagt Landkreissprecher Rolf List.

Ähnlich sieht man das im Landratsamt in Neumarkt. "Sie soll Möglichkeiten für den strukturschwachen Raum eröffnen", meint Landkreissprecher Michael Gottschalk. Mit der von der Autobahndirektion angeführten besseren Anbindung Neumarkts wäre es allerdings wohl nicht so weit her, wie auch Gottschalk einräumen muss: "Die Anschlussstelle hätte wohl räumlich begrenzte Wirkung."

Kaum Nutzung vorherzusehen

Das besagt auch ein Verkehrsgutachten, das der Landkreis Neumarkt in Auftrag gegeben hat. Der Gutachter erwartet, dass nur 1200 bis 1800 Fahrzeuge am Tag die Anschlussstelle nutzen würden.

Die Entscheidung, ob sich dafür eine Investition von mehreren Millionen Euro lohnt, fällt letztendlich das Bundesverkehrsministerium, wo das Projekt auch momentan liegt.

Die Idee für eine neue Ausfahrt in Traunfeld entstand im Landkreis Neumarkt durch die neue Anschlussstelle Neumarkt-Ost, die Ende 2012 eingeweiht wurde. Die Ausfahrt war gebaut worden, weil die bestehenden Anschlussstellen in Neumarkt und Velburg 17 Kilometer auseinanderlagen. "Die übliche Entfernung liegt bei acht bis achteinhalb Kilometern", meint Gottschalk.

Neue Entwicklungschancen

Im Zuge dessen schaute man sich nach ähnlichen Strecken ohne Ausfahrten um — und stieß so auf die A 6 und Traunfeld. Zwar gebe es momentan vor Ort keinen riesigen Bedarf, "aber die Erfahrung hat gezeigt, dass durch zusätzliche Anschlussstellen auch zusätzliche Entwicklung generiert wird", betont Gottschalk. Zwar habe sich die IHK in Hersbruck gegen das Projekt geäußert, doch IHK und Handwerkskammer in Nürnberg und Regensburg seien dafür.

"Eine Firma hat mir definitiv gesagt, dass sie über eine Ausfahrt in Traunfeld sehr erfreut wäre", erzählt Ludwig Lang, Bürgermeister von Lauterhofen. Die Anschlussstelle würde auf Gemeindegebiet liegen und die Kommune könnte dort wohl auch ein Gewerbegebiet ausweisen — auch wenn sich der Rathauschef da lieber zurückhaltend äußert.

Kein Bedarf: Niemand will die A6-Ausfahrt in Traunfeld

© Horst Linke

Die Gemeinde ist schon ganz gut mit Gewerbegebieten ausgestattet, gerade erst wurde das Areal "Hohe Birke" bei der Anschlussstelle Alfeld um 11.000 Quadratmeter erweitert. "Die dringende Notwendigkeit für ein weiteres Gewerbegebiet haben wir nicht", räumt Bürgermeister Lang denn auch ein, dagegen einzuwenden hätte er aber wohl auch nichts.

"Mir ist es wichtig, dass nicht nur Gegner von außerhalb zu Wort kommen, sondern dass man vor allem die Traunfelder selber befragt und man die Angelegenheit nüchtern und sachlich betrachtet", betont Lang. Eine umfassende Gelegenheit dazu gibt es am 24. November, wenn in Traunfeld eine Bürgerversammlung stattfindet.

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