Kohlenmonoxid: Schleichender Tod durch tückisches Gas

13.2.2019, 19:35 Uhr
Kohlenmonoxid: Schleichender Tod durch tückisches Gas

© Foto: Daniel Bedrunes/Colourbox.de

Die Tragödie von Arnstein lässt einen immer noch schaudern. Im Januar 2017 starben sechs Jugendliche im Alter von 18 und 19 Jahren in einer Gartenlaube, weil die Abgase eines benzinbetriebenen Stromgenerators unbemerkt in den Raum geströmt waren. Am nächsten Tag fand der Eigentümer der Hütte die Leichen, darunter seine beiden eigenen Kinder.

Um für seine Tochter, die ihren 18. Geburtstag feierte, eine schöne Party zu organisieren, hatte der Mann unter anderem besagten Stromgenerator in einem Nebenraum installiert, obwohl dieser ausschließlich für den Betrieb im Freien vorgesehen war. Deswegen musste sich der traumatisierte Familienvater wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten und wurde zu einer Haftstrafe von eineinhalb Jahren, ausgesetzt zur Bewährung, verurteilt.

Sauerstoffversorgung blockiert

Die so tragisch ausgegangene Geburtstagsfeier in dem unterfränkischen Städtchen war die Initialzündung für die Gründung eines neuen Branchenverbandes, der über die Gefahren von Kohlenmonoxid aufklären will. Vor einigen Wochen haben einige Institutionen wie der Deutsche Feuerwehrverband oder der Bundesverband der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst und auch verschiedene Hersteller von Kohlenmonoxid-Meldern die "Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen" aus der Taufe gehoben.

Vom 18. bis 24. Februar startet die Aktionsgruppe unter dem Motto "CO macht K.o." eine erste Aufklärungswoche, um die Zahl der durch gefährliche Kohlenmonoxid-Konzentrationen verursachten Vorfälle zu reduzieren. In regelmäßigen Abständen sorgt das unsichtbare und geruchlose Atemgift, das den Sauerstoff im Blut verdrängt und die Versorgung von lebenswichtigen Organen mit Sauerstoff blockiert, für heikle und eben oft auch tödliche Situationen.

Laut einer im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichten Übersicht verzeichnen deutsche Kliniken jährlich rund 3900 Einweisungen aufgrund von CO-Vergiftungen. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer, da viele Fälle nicht erkannt werden. "Um eine solche Vergiftung zweifelsfrei erkennen zu können, ist eine Blutgas-Analyse im Krankenhaus nötig", erklärt Claudia Groetschel von der "Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen", die auf ihrer Homepage www.co-macht-ko Empfehlungen gibt, wie man sich zuhause vor einer Vergiftung schützen kann.

Gerade in der kalten Jahreszeit treten gefährliche CO-Konzentrationen vermehrt auf. Auslöser können technische Defekte, mangelnde Wartung oder verstopfte Abluftrohre von Gasthermen, Ölheizungen oder Kaminöfen sein. Auch der unsachgemäße Gebrauch von Grills oder Heizpilzen in geschlossenen Räumen stellt eine häufige Unfallursache dar.

Luftaustausch wichtig

Der technische Fortschritt in Form von modernen und gut gedämmten Fenstern, die erheblich dichter schließen als ihre Vorgänger, kann ebenfalls zu kritischen Situationen beitragen. Regelmäßiges Lüften ist hier extrem wichtig, um einen ausreichenden Luftaustausch zu gewährleisten.

"Die Folgen einer CO-Vergiftung können verheerend sein", erläutert Hella Körner-Göbel vom Bundesverband der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst. Während bei hohen CO-Konzentrationen in der Luft schnell der Tod eintrete, können typische Vergiftungssymptome bei niedrigen Werten auch erst nach längerer Zeit auftreten. Diese reichen laut Körner-Göbel von Gedächtnisstörungen und Verhaltensänderungen bis hin zum Parkinson-Syndrom.

Das Risiko von CO-Vergiftungen in den eigenen vier Wänden lässt sich durch die Installation von speziellen Warnmeldern deutlich reduzieren. "Bei einem Verdacht auf Kohlenmonoxid oder wenn der CO-Melder anschlägt, sollte man schnell das Haus verlassen. Außerdem, wenn möglich, Fenster und Türen öffnen und von draußen den Notruf 112 der Feuerwehr wählen", erläutert Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Die Gefahr dürfe keinesfalls unterschätzt werden. Eine einzige defekte Gastherme könne ein ganzes Mehrfamilienhaus in Gefahr bringen.

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