Neue Krimis von Tommie Goerz führen ins Wirtshaus

22.3.2021, 14:15 Uhr
Neue Krimis von Tommie Goerz führen ins Wirtshaus

© Stadt Spalt

Hier können Sie Tommie Goerz lesen sehen und hören!

In Krimis geht’s um Leben und Tod. Doch viel ernster wird es in den neuen Kriminalgeschichten von Tommie Goerz. „Das letzte Bier“ lautet der Titel, erscheinen wird das Buch im April.
Tommie Goerz, der im richtigen Leben Dr. Marius Kliesch heißt, ist gebürtiger Erlanger, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Dem Kneipenwesen widmete er sich nach eigenem Bekunden bereits als Student recht intensiv, seit Ende 2017 ist er glücklicher Rentner und braut im Garten sein eigenes Bier - „natürlich Dunkles“, wie er sagt.
Hinter ihm liegt ein erfülltes Berufsleben. Er schrieb seine Doktorarbeit in Soziologie und amüsiert sich bis heute darüber, dass seine Bewerbung bei Puma (kein Bedarf an „Zoologen“) erfolglos blieb. So ging er in die Werbung, gewann haufenweise Kreativpreise, managte den Wahlkampf von Ulrich Maly, war Lehrbeauftragter an der Hochschule und ehrenamtlicher Hüttenwirt im Tessin.

Neue Krimis von Tommie Goerz führen ins Wirtshaus

© Roland Fengler, NNZ

Mit seiner Band „Hans, Hans, Hans und Hans“ spielt er kriminelle Lieder und begleitet (leider nicht in Corona-Zeiten) seine eigenen Lesungen. Vor gut zehn Jahren wurde er „aus Spaß an der Freude“ auch Schriftsteller und dachte sich den urfränkischen Kommissar Friedemann „Friedo“ Behütuns aus.

„Schafkopf“, „Dunkles“ und „Leergut“ nennen sich einige der Abenteuer des Ermittlers, der Verlag ars vivendi taufte sie Bier-Krimis, schließlich lässt der Autor seinen Friedo ganze Nachmittage in Wirtshäusern zubringen. Hier sitzen Gäste, die zur Bestellung ihre leeren Krüge einfach umlegen. Fränkische Gelassenheit eben. Selten zu beobachten, dass einer einmal ein „Weadschaffd“ oder ein „Nuahns!“ ausstößt, wie Kliesch schreibt.

Mumpflerde Leut`meinen es nicht bös

Als gebürtiger Franke bringt er es fertig, ebenso liebenswürdig wie gehässig auf den Landstrich zu sehen, er lässt seine Figuren motzen, aber auch schweigend genießen.

Mumbflerde Leut’, Marius Kliesch weiß das, meinen es nicht bös’, sondern ehrlich, und eine scheinbar grobe Ansage kann auch ein guter Ratschlag sein. Er habe mal zu Bratwürsten in einer Wirtschaft um Senf gebeten, erinnert er sich, und holte sich vom Wirt prompt eine Abfuhr ein. „Willst vielleicht an Ketschap anu“, lautete die Replik. Und: „Du kriegst an Kren, sonst nix.“

Kliesch freut sich über derartige Anekdoten, und wenn er sie erzählt, muss man nach der Liebe zur Heimat nicht fragen. „Ich bin eben hier geboren“, sagt er. Seine Wertschätzung zeigt er mit Veröffentlichungen wie „Tante Emma lebt – Zu Besuch in kleinen fränkischen Läden“ und „Auf dem Keller“, einer Huldigung der fränkische Kellerkultur und deren Wirte.

Damit kein Missverständnis entsteht: Eine Scholle, an der man kleben muss, ist Heimat für ihn nicht, seine Beschreibungen geraten häufig so realistisch, dass es auch schmerzhaft wird, und nicht immer nur vor Lachen.

Unschuldig hinter Gittern

Und so wird natürlich auch „Das letzte Bier“ in den neuen Kriminalgeschichten zu einem Drittel in Wirtshäusern getrunken. Einmal kommen Drogen hinzu, als ein Kriminalfall beschrieben wird, in dem ein Dealer auffliegt, samt Notizbuch, gut gefüllt mit Namen bekannter Klinikärzte und Rechtsanwälte. „Hat alles einen wahren Kern“, sagt Marius Kliesch.
Eine weitere Geschichte hat er in einer Gemeinde angesiedelt, deren Einwohner sich von der Obrigkeit nichts diktieren lassen und wenig von dem neuen Asylbewerberheim halten. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion baggern einige Landwirte das noch leere Gebäude einfach weg. „Der Pfarrer nimmt sie ins Gebet“ sagt Marius Kliesch – und verrät: Auch dieser Geschichte liegt eine wahre Begebenheit zugrunde.

Nebenbei Bestsellerautor

Er schreibe, so sagt Kliesch, aus „Freude am Schreiben“, Bestsellerautor wurde er nur nebenbei – und dazu passt, dass er gerade jetzt, als er einfach nur einmal etwas Neues ausprobiere wollte, mit seinem Roman „Meier“ für den Friedrich-Glauser-Preis 2021 nominiert wurde.

„Meier“ ist ein schonungsloser Krimi über einen Mann, der für einen Mord büßen musste, den er nicht begangen hatte. Zehn Jahre saß er unschuldig in einer Zelle und der Roman beginnt, als er, der alles verloren hat, raus kommt.
„Er hat seine Zeit gut genutzt“, erklärt Marius Kliesch, „der Knast wurde zu seiner Uni“. Und weil „Meier“ schon so viel Zeit verloren hat, ist der Roman so temporeich geschrieben, dass dem Leser kaum eine Chance bleibt, diese 150-Seiten-Story wegzulegen. Der Ton ist rau, die Sätze sind kurz und knapp, Meier sinnt nicht auf Rache, aber er hat einen Plan, wie er wieder auf die Beine kommt.
Ein Krimi, in dem es nicht nur um Leben und Tod geht – sondern auch um Haltung, eine viel ernstere Sache.

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