Neues Pollen-Warnsystem für Allergiker startet 2019

2.3.2017, 05:53 Uhr
Wenn die Haselnuss blüht, beginnt für Allergiker wieder das große Niesen. Wann genau welche Pollen fliegen, soll ab 2019 ein neues Pollenwarnsystem anzeigen.

© dpa/Arno Burgi Wenn die Haselnuss blüht, beginnt für Allergiker wieder das große Niesen. Wann genau welche Pollen fliegen, soll ab 2019 ein neues Pollenwarnsystem anzeigen.

Bisher können Allergiker keine aktuellen Daten zum Pollenflug abrufen, lediglich Vorhersagen des Deutschen Polleninformationsdienstes stehen zur Verfügung. Die Prognosen beruhen auf dürrem Datenmaterial. In Bayern gibt es dafür gerade mal zwei Pollenmessstationen. Die Pollenflugvorhersagen im Internet sind dementsprechend notorisch unzuverlässig.

Das System ist hoffnungslos veraltet: Die Pollen-Objektträger in den Stationen müssen umständlich einmal in der Woche manuell gewechselt und dann unter dem Mikroskop untersucht werden. "Das ist sehr aufwendig und die Daten sind erst mit einiger Zeitverzögerung verfügbar", macht Professorin Caroline Herr, Leiterin des Fachbereichs Umweltmedizin beim Bayerischen Landesamt für Gesundheitheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), deutlich.

Acht neue Messstationen ab 2019

"Durch das neue System können wir flächendeckend, dauerhaft und sehr zeitnah Erkenntnisse über Pollen in Bayern gewinnen und sie Betroffenen, Therapeuten und Forschungseinrichtungen zur Verfügung stellen", betont Herr. Durch Vorstudien ermittelte man acht Pollenklimazonen im Freistaat und damit auch acht künftige Messstationen: in Feucht, Hof, Marktheidenfeld in Unterfranken, Altötting, Garmisch, München, Mindelheim im Unterallgäu und Viechtach in Niederbayern. Bald werden die ersten Stationen aufgestellt. Ab 2019 soll dann jeder kostenlos aktuelle Pollendaten im Internet abrufen können.

Vorsprung für Betroffene

"Dadurch können Betroffene rechtzeitig ihre Aktivitäten am Pollenflug orientieren und ihre Medikamente entsprechend einstellen", meint Herr. Das Projekt kostet zunächst etwa zwei Millionen Euro für den Aufbau, für den Betrieb sollen künftig 600.000 Euro pro Jahr nötig sein. Die Kosten übernimmt der Freistaat. "Das Projekt eröffnet neue Möglichkeiten für die Allergieforschung. So können klinische Symptome wesentlich differenzierter der jeweiligen Pollenexposition zugeordnet werden", verdeutlicht Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml.

27 Pollenarten können die acht neuen Automaten erkennen. Zusätzlich sollen vier konventionelle Pollenfallen aufgestellt werden. Dadurch können auch neue Pollenarten entdeckt und wertvolle Daten über Zusammenhänge von Klimawandel und Vegetation gewonnen werden.

"Die neue Anlage schaut sich im Prinzip Fotos an und wertet diese dann elektronisch mittels einer Bilderkennungssoftware aus", erklärt Herr. Die Probeplättchen, auf denen die Pollen landen, werden automatisch alle paar Stunden ausgewertet und gewechselt.

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