Unterstützung durch Stiftung

Sanierung nötig: Wertvoller Buchbestand der Neustädter Kirchenbibliothek muss nach Nürnberg umziehen

26.6.2022, 05:55 Uhr
Welche Teile der Regalwände als originale Bestandteile erhalten werden müssen und welche eventuell erneuert werden können, ist eine der Fragen bei der Renovierung des Receptaculums, das wieder zur Schatzkammer der bedeutsamen Neustädter Kirchenbibliothek werden soll.

© hjm Welche Teile der Regalwände als originale Bestandteile erhalten werden müssen und welche eventuell erneuert werden können, ist eine der Fragen bei der Renovierung des Receptaculums, das wieder zur Schatzkammer der bedeutsamen Neustädter Kirchenbibliothek werden soll.

Ein Hilferuf des Förderkreises der Neustädter Kirchenbibliothek hatte Erfolg. Deren Rückführung wird von der Manfred-Roth-Stiftung mit 10.000 Euro unterstützt. Pfarrer Christian Schäfer zeigte beim Besuch von Dr. Wilhelm Polster und dem Stiftungsrat Klaus J. Teichmann die ersten Schritte auf einem noch langen Weg auf, bis das Receptaculum der Stadtkirche, das gotische Kreuzrippengewölbe über der Sakristei, wieder zur Bibliotheks-Schatzkammer werden kann.

Im Zuge der Generalsanierung der Elektrik der Kirche und Renovierung des Receptaculums könnten, das sagte Schäfer, eventuell als Vorwegmaßnahme die Regale ausgebaut werden, um zu sehen, ob an Mauerwerk und Fußboden Sanierungsarbeiten nötig sind. Ferner sei es sinnvoll, mit dem Landesamt für Denkmalpflege vorab zu klären, welche Teile der Regalwände als originale Bestandteile erhalten werden müssen und welche eventuell erneuert werden können.

Bücher aus dem Spätmittelalter

Im Schreiben an die Roth-Stiftung hatten diese der Vorsitzende des Förderkreises Dr. Wolfang Mück sowie Bibliotheksbetreuer Reinhold Ohlmann darüber informiert, dass der Bücherbestand der überregional bedeutsamen Neustädter Kirchenbibliothek sowohl aus baulichen als auch aus konservatorischen Gründen vorübergehend ins Landeskirchliche Archiv nach Nürnberg gebracht werden mussten. Der ältere Teil der Bibliothek, der seit dem Spätmittelalter in einem Gewölbe über der Sakristei (Doppelstocksakristei) der Stadtkirche St. Johannes untergebracht war, habe aus Sicherheitsgründen – defekte Elektrik, wiederholter Ausfall der Alarmanlage – Ende des Jahres 2020 ausgelagert werden müssen.

Nach dem Ausräumen des Bestandes seien Schäden an dem vermutlich seit der Barockzeit kunstvoll in das Gewölbe eingepasste Regalsystem sichtbar geworden. Nach Aussage des Denkmalschutzes müssten die leicht durchgebogenen Regalbretter ertüchtigt werden, um weitere Schäden an den Büchern zu vermeiden. Teilweise seien die Regalböden so eng, dass einige Bücher bisher nicht gestellt, sondern nur liegend deponiert werden konnten. Hier müssten die Regalböden angepasst, das heißt die Abstände zwischen den Regalböden erweitert werden.

Weiterer Teil in Nürnberg

Der zweite Teil der Bibliothek, der in dem neben der Kirche befindlichen sogenannten Kärnter - einem mittelalterlichen Beinhaus mit St.-Michael-Kapelle - untergebracht gewesen sei, habe aufgrund statischer Probleme des Gebäudes bereits acht Jahre zuvor nach Nürnberg verbracht werden müssen. Eine Sanierung des Gebäudes stehe noch aus. Schon länger zum Verkauf angeboten, gebe es nach seiner Kenntnis keinen ernsthaften Interessenten, so Mück, der sich denn auch „immer noch um einen Ankauf durch die Stadt“ bemüht, handele es sich doch um das älteste Gebäude in der Stadt Neustadt.

Im Schreiben an die Roth-Stiftung zeigt dessen Vorsitzender das Bestreben des 2019 gegründeten Förderkreises Neustädter Kirchenbibliothek auf, „die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Neustadt an der Aisch in ihren Bemühungen um die Rückführung der Bibliothek, vor allem aber bei der Pflege des Bestandes zu unterstützen“. Um das Interesse der Neustädter Bevölkerung an der Bibliothek wachzuhalten und um die Spendenbereitschaft zu fördern, sei im vergangenen Jahr eine kleine Dauerausstellung im Seitenschiff der Stadtkirche aufgebaut worden. Dort würden derzeit Fotos von Folianten aus dem Bestand der Bibliothek gezeigt, die dringend restauriert werden müssen.

Das Ziel: Bibliothek wieder zugänglich machen

Bei der vorgesehenen und heute auf rund 700.000 Euro geschätzten Gesamtmaßnahme würden trotz der zu erwartenden Zuschüsse der öffentlichen Hand erhebliche Kosten auf die Kirchengemeinde zukommen. Aus diesem Grunde engagiere sich der Förderkreis bei der „Suche nach einer zeitnahen und für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung der vor uns stehenden herausfordernden Aufgabe“.

Deren Ziel sei es, „die Benutzung der Bibliothek, die zu den bedeutendsten original erhaltenen Bibliotheken Süddeutschlands zählt und mit der Art ihrer über Jahrhunderte hinweg unverändert gebliebenen Unterbringung wohl einzigartig ist, vor Ort wieder zugänglich zu machen“. Zu den Werken der Bibliothek zählt unter anderem eine 1532 in Wittenberg gedruckte Lutherbibel.

Dass es eine große Hilfe wäre, wenn sich die Manfred-Roth-Stiftung an diesem Projekt beteiligen würde, fiel der Wunsch des Förderkreises auf fruchtbaren Boden. Deren kräftige Finanzspritze wurde denn auch als wertvoller Beitrag für die Rückführung der Kirchenbibliothek und Bewahrung eines einmaligen Bücherschatzes gewürdigt.

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