Pächter ist fassungslos

Wirt nach Gewalt-Exzess durch Ultras in Neustadt: "So etwas habe ich noch nie erlebt"

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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15.11.2022, 05:57 Uhr
Die Bahnhofsgaststätte in Neustadt an der Aisch - hier eskalierte am Sonntagabend die Situation. (Symbolbild)

© Matthias Oberth Die Bahnhofsgaststätte in Neustadt an der Aisch - hier eskalierte am Sonntagabend die Situation. (Symbolbild)

Athanassios Pardalis ist aufgebracht. "Ich arbeite hier seit 30 Jahren und so etwas hab ich noch nicht erlebt", erzählt der Pächter der Neustädter Bahnhofsgaststätte. Am Sonntag haben 40 Fürth-Ultras das Lokal gestürmt, randaliert und einen Club-Fan krankenhausreif geprügelt.

Eigentlich wollten drei Club-Fans den Fußball-Abend im Lokal am Bahnhof in Neustadt an der Aisch ausklingen lassen. Doch dann hielt ein Zug, voll besetzt mit 220 Fürther Fans. Der hätte eigentlich nie in Neustadt halten sollen. Dennoch stiegen gegen 19.30 Uhr einige Kleeblatt-Ultras aus dem Zug aus. "Wie das Ganze losging, hab ich nicht mitbekommen", erzählt Pardalis. "Das ging alles wahnsinnig schnell". Er hat an dem Abend allein gearbeitet und war gerade in der Küche. Erst als 40 aggressive Fans mit Sturmmasken sein Lokal stürmen wollten, erkannte Pardalis den Ernst der Lage. "Ich hab noch versucht, die Tür zuzudrücken. Aber der Druck war zu groß." Und der Wirt machtlos. "Gegen 40 Leute kannst du nichts ausrichten."

Also wurden er und ein paar Stammgäste Zeugen davon, wie die Ultras auf die Club-Fans losgingen und einen 28-Jährigen krankenhausreif prügelten. "Die Polizei hat lang gebraucht, bis die da war. Bestimmt 20, 25 Minuten", schildert Pardalis. Bis dahin hatte die marodierende Horde schon einige Steine geworfen und 15 Stühle zertrümmert. Vorangegangen waren, so schildert es ein Sprecher der Bundespolizei, verbale Provokationen der FCN-Fans.

Die Gäste sind unverletzt, die Reparatur wird teuer

Nach einer Stunde war der Spuk vorbei. "Mir ist nichts passiert", erzählt Pardalis. Und auch die anderen Gäste, die zu der Zeit im Lokal waren, hätten sich in einen Nebenraum flüchten können. Seine Gaststätte habe es härter erwischt. Dort musste der Wirt den Rest des Abends Blut wegwischen, Scherben aufkehren und zertrümmertes Mobiliar zusammenklauben. Außerdem hat eine Glastür zwei große Löcher. "Und das wird ein paar tausend Euro kosten", sagt er.

Der Bahnhof hat keine Videoüberwachung, deshalb ist die Polizei auf die Hilfe von Zeugen angewiesen. Die können sich unter Telefonnummer 0911/205551-0 bei der Bundespolizeiinspektion Nürnberg melden.