12. März 1971: Als der Anruf bei der 110 noch Gebühr kostete

12.3.2021, 07:00 Uhr
12. März 1971: Als der Anruf bei der 110 noch Gebühr kostete

© Polit

Obwohl jährlich rund zehn Prozent der etwa 200.000 an Notfallfolgen gestorbenen Menschen bei rechtzeitig erfolgter Hilfe, also bei einer rechtzeitigen Alarmierung der zuständigen Hilfskräfte. noch leben könnten, besitzen bis heute erst 1.000 der 3.782 bundesdeutschen Fernsprech-Ortsnetze eine einheitliche Rufnummer für den Notfall.

Nürnberg gehört glücklicherweise zu den 26 Prozent der Ortsnetze, in denen dem Bürger die rasche Alarmierung von Polizei, Feuerwehr und BRK sowie der Einsatztrupps der EWAG und der VAG möglich ist über die Nummer 110.

12. März 1971: Als der Anruf bei der 110 noch Gebühr kostete

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Angeschlossen an diesen Notruf ist das gesamte Ortsnetz Nürnberg mit Ausnahme von Fürth-Stadt, also auch Teile des Nürnberger und Fürther Landkreises. Dieses erfolgreiche System hat nur einen Haken: noch kostet der Notruf eine Gebühreneinheit. Das wäre an sich nicht so schlimm.

Aber immer wieder kommt es vor, daß von einem zufällig des Weges kommenden Passanten die Polizei nicht oder erst verspätet aus einer Telefonzelle alarmiert werden kann, weil er gerade keine zwei Zehner in der Tasche hat. Nach Auskunft der Nürnberger Oberpostdirektion wird sich an diesem Zustand in absehbarer Zeit auch nichts ändern.

Bis auf dieses kleine Manko ist das Nürnberger Alarmsystem vorbildlich ausgefeilt. Rund um die Uhr ist die Zentrale der Funkstreifengruppe mit ihrer modernen Anlage im Polizeipräsidium besetzt. Innerhalb von 24 Stunden laufen hier über drei voneinander getrennte Leitungen – zwei weitere sind bereits vorgesehen – rund 60 bis 70 Anrufe über die Nummer 110 ein.

Und in jedem dieser Fälle setzt sich im Augenblick des Anrufes automatisch ein Tonband in Bewegung, das das Gespräch festhält und sich wieder abschaltet, sobald der Hörer aufgelegt wird. Man will den Beamten die Möglichkeit geben, bei Verständigungsschwierigkeiten später auf das Band zurückzugreifen. Die Mehrzahl der Anrufer meldet Verkehrsunfälle. Im übrigen reicht die Skala der Alarmierungen von Schlägereien bis zu Diebstählen. Fast das ganze Strafgesetzbuch spiegelt sich in den Meldungen wieder.

Und wie sieht das mit dem Notruf in der Praxis aus? Nicht selten müssen die Beamten in der Zentrale nach einem solchen Alarm hintereinander zahlreiche verschiedene Maßnahmen zur Rettung einleiten. Angenommen: ein deutscher und ein amerikanischer Autofahrer werden in einen Unfall verwickelt. Ein Wagen brennt. Beide Fahrer sind verletzt. Nach einer solchen Meldung werden alarmiert: die Feuerwehr, Verkehrsunfallbereitschaft, Verkehrsstreifengruppe (Verkehrsregelung), das zuständige Revier, die deutsche und die amerikanische Ambulanz, die US-Militärpolizei und zwei Abschleppfahrzeuge – insgesamt also acht bis neun weitere Alarmierungen.

Die Leitzentrale der Funkstreife hat neben der eigentlichen Sprechfunkzentrale und der Einsatzleitung der Schutzpolizei als einzige Polizeidienststelle die Möglichkeit, von einem Apparat aus gleichzeitig alle im Stadtgebiet eingesetzten Streifenwagen über Funk zu erreichen.

In der Funkstreifenzentrale ist außerdem die Polizei-Rufanlage untergebracht. Daran angeschlossen sind rund 300 Nürnberger Geschäfte, Banken, Juweliere usw., die ihre Einrichtungen vor Einbruch schützen wollen.

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