22. März 2017: Viele Ingenieure wandern in andere Bundesländer ab

22.3.2017, 07:00 Uhr
22. März 2017: Viele Ingenieure wandern in andere Bundesländer ab

© Gertrud Gerardi

Die Schuld an dieser bedauerlichen Entwicklung wird dem bayerischen Finanzministerium in die Schuhe geschoben, das bisher nicht von seiner Forderung 200 DM je Student und 400 DM je berufstätigen Lehrgangsteilnehmer und Semester abgegangen ist.

Die Zusatzausbildung in Radio-Chemie und Isotopentechnik ist vor nicht allzu langer Zeit in den Lehrplan der staatlichen Ingenieur-Schulen aufgenommen worden, um Jung-Ingenieuren die Möglichkeit zu geben, sich auch in der Atom-Technik weiterzubilden. Bei der letzten Zeugnisverteilung am „Ohm“ erhielten im Februar dieses Jahres zum ersten Mal 15 Radio-Chemiker und Isotopen-Techniker den begehrten „Freibrief“. Wann das wieder der Fall sein wird, steht vorerst noch in den Sternen.

22. März 2017: Viele Ingenieure wandern in andere Bundesländer ab

© NN

Einer der „Abwanderer“ ist der Ingenieur Reiner Maret, der bis 11. Februar in Nürnberg studiert hat. „In Saarbrücken ist für mich die einsemestrige Ausbildung wesentlich billiger. Ich kann die bayerische Schulpolitik einfach nicht begreifen. Erst richtet man für Hunderttausende von DM Labors ein, dann stehen sie leer. Was da verlorengeht. Viele meiner Studienkollegen denken genauso darüber“, sagte er bitter, ehe er ins Saarland fuhr.

Auch der Direktor des Ohm-Polytechnikums, Oberbaurat Diplom-Ingenieur Friedrich Lauck, führt an, daß wahrscheinlich ein großer Prozentsatz der Interessenten wegen der hohen Gebühren eine andere Schule vorgezogen oder auf das Studium verzichtet hat. „Viele sagen sich, sicher ist sicher. Da gehe ich gleich in den Beruf. Ich werde sowieso gebraucht!“ meint er.

Zur Ehrenrettung des Kultusministeriums muß gesagt werden, daß es seit 1963 wiederholt vergeblich eine Überprüfung der Gebühren verlangt und dabei vorgebracht hat, Hessen, Schleswig-Holstein und das Saarland erhöben für vergleichbare Lehrgänge einen kaum nennenswerten Betrag. Tatsächlich fordert die Staatliche Ingenieurschule Saarbrücken für denselben Lehrgang nur eine Studiengebühr von 20 DM und Laborgebühren von 7,50 DM. Das Finanzministerium vertritt dagegen den Standpunkt, die Gebühren sollten möglichst die Kosten decken.

Inzwischen hat sich, veranlaßt durch zahlreiche Klagen, das Büro von Staatssekretär Anton Jaumann eingeschaltet und will baldmöglichst zustimmen, daß die Gebühren gesenkt oder gar gestrichen werden. Das Sommersemester aber ist dahin . . .

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