25. April 1971: Den Schalk im Nacken

25.4.2021, 07:00 Uhr
25. April 1971: Den Schalk im Nacken

© Ranke

Zudem käme ja auch kein Fremder, sondern ein Freund, und davon hat Peter Alexander nach eigener Aussage Millionen – sein Publikum. Diesen Millionen von Menschen macht er immer und immer wieder eine reine und ungetrübte Freude und deshalb hat er recht, wenn er dem „besten Publikum der Welt“ versichert, daß er „den schönsten Beruf der ganzen Welt“ ausübe.

So mittelmäßig und deshalb so rundherum lieb und sympathisch ist außer ihm niemand im Schaugeschäft. Auf der Bühne erscheint er als der verkörperte Antistar: tapsig, höflich, dankbar, scherzhaft, voll sauberer Romantik und unglaublich bescheiden. In den Konzertsaal bringt er heimelige Geborgenheit und familiäre Intimität. Er wirkt wie ein wohlgeratener Sohn, der Mutti zum Geburtstag ein nettes Stündchen bereitet, bevor er sich zur Tanzstunde trollt.

Die vielen Muttis im Saal goutieren seine Liedchen wie selbstgemachten Kräutertee, der anregt aber nicht aufregt. Und wenn der Peter gar ein Räuscherl auf der Bühne imitiert, so macht er das so herzig, daß jede Frau bestimmt zum Eisbeutel greifen würde und nicht zum Nudelholz.

Sitzt der Bariton auch in den höheren Lagen Peter Alexanders nicht allzu fest (was auch an der schlecht eingestellten Verstärkeranlage gelegen haben mag), so sitzt der Schalk in seinem Nacken doch um so fester. Den farbigen Bassisten Jimmy Woode blinzelt er in seiner Rauschparodie schelmisch an: „Jetzt seh ich schwarz und bin doch blau.“ Den brummenden Chor des Orchesters vergleicht er gar launig mit den „Donklosaken“. Die Muttis vergießen darob zur Abwechslung mal Lachtränen.

Scherzhaft drohend fragte „Peter der Große“ sein Publikum: „Bei meiner letzten Fernsehschau haben 78 Prozent aller Zuschauer eingeschaltet, wo blieben denn die restlichen 22 Prozent?“ Die hörten wahrscheinlich gerade Peters kleinem Bruder Heintje zu.

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