800 Rumänen klagen über Wahl-Chaos in Nürnberg

26.5.2019, 18:48 Uhr
Neben der Europawahl waren die Rumänen aus Nürnberg und der Region auch aufgerufen, über ein nationales Referendum abzustimmen.

© Foto: Günter Distler Neben der Europawahl waren die Rumänen aus Nürnberg und der Region auch aufgerufen, über ein nationales Referendum abzustimmen.

Er hat es geschafft: Vier Stunden musste Marius Pop in der prallen Sonne ausharren, um wählen zu können. Nun zwängt er sich an der teils aufgebrachten Menge vorbei ins Freie. "Ich hätte auch zehn Stunden gewartet", sagt der 24-Jährige: "Es kann nicht sein, dass wir vorbestrafte Politiker nach Europa schicken." Wie viele andere, deren Geduld in der Fürther Straße aufs Äußerste strapaziert wird, ist er wütend auf die politische Führung Rumäniens. Nicht wenige Spitzenpolitiker sind nachweislich korrupt.

Neben der Europawahl waren die Rumänen aus Nürnberg und der Region auch aufgerufen, über ein nationales Referendum abzustimmen. Sie sollten entscheiden, ob wegen Korruption verurteilte Politiker in den Genuss einer Begnadigung kommen dürfen und ob Justizgesetze wie bisher am Parlament vorbei, per Eilverordnung, verändert werden dürfen.

Genügend Personal sei im Wahllokal vorhanden gewesen, erklärt Pop. Die Mitarbeiter hätten sich aber auffallend viel Zeit gelassen. "Das machen die mit Absicht", ärgert sich die 18-jährige Jessica Sander. Die 49-jährige Mioara Calota, aber auch andere der nach Polizeiangaben 800 Wähler berichten, dass sie die Referendums-Unterlagen erst auf mehrfache Nachfrage erhalten hätten. Ob alle Interessenten bis 21 Uhr wählen können, ist zunächst noch völlig unklar.

Die Kirche war einer der wenigen Orte in Franken, wo Rumänen in Deutschland ihre Stimme abgeben können. Einige der Wartenden waren zum Teil hundert Kilometer und mehr gefahren, um an der Wahl teilnehmen zu können.

Ähnlich mühsam ging es auch andernorts zu. "Es ist hier eine Katastrophe", sagte etwa eine Rumänin, die vor dem Generalkonsulat in München Schlange stand.

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