Fall 4 der Weihnachtsaktion
Allerhand: Warteschlangen vor Sozialläden werden immer länger
17.11.2021, 09:45 Uhr
Etwas Geduld ist gefragt. Eine gute halbe Stunde steht Karl T. in der Schlange vor der Ladentür, ehe er Einlass im "Allerhand" findet, einem der beiden Sozialläden der Nürnberger Stadtmission. Damit die Kunden die Abstände einhalten können, dürfen sich immer nur wenige gleichzeitig zwischen den Tischen und Regalen umsehen. Nicht länger als 15 Minuten - damit möglichst viele zum Zuge kommen.
Der Rentner ersteht an diesem Tag zwei Handtücher und ein paar Küchenutensilien, für ein paar Euro. Die günstigen Preise bleiben freilich Menschen mit Nürnberg-Pass vorbehalten. Denn für sie ist das "Allerhand"-Sortiment vor allem gedacht. Während sich der Shop in der Wiesenstraße (Südstadt) auf Textilien und Schuhe konzentriert, werden im anderen, an der Rothenburger Straße, vor allem Hausrat und Spielwaren sowie Heimtextilien angeboten.
Alle Waren sind Spenden von Privatleuten oder auch mal Firmen, aus dem Erlös werden neben Sachkosten vor allem auch geförderte Arbeitsplätze für Menschen finanziert, die zuvor meistens lange arbeitslos waren. Wie Martina C. (Name geändert): Vor fünf Jahren konnte die Mutter von vier Kindern hier einsteigen, erst mit einem sogenannten Ein-Euro-Job, dann über das Beschäftigungsprogramm für Langzeitarbeitslose. "Ich hätte nicht geglaubt, so noch einmal Fuß zu fassen. Die Arbeit gibt mir soviel." Das große Problem: Da die Anschlussfinanzierung noch offen ist, steht sie ab 2023 wieder vor einer ungewissen Zukunft.
Doppelter Nutzen
Nach diesem Modell betreiben auch andere Träger Sozialkaufhäuser und Secondhand-Shops. "Das Schöne daran ist, dass so viele Menschen, die es wirklich nötig haben, davon profitieren - die Kundinnen und Kunden ebenso wie all jene, die hier eine Beschäftigung finden", unterstreicht die "Allerhand"-Leiterin Petra Homburg. Lange gehörte noch ein dritter Laden in Langwasser-Nord zum Verbund. Den aber musste die Stadtmission aufgeben, weil die Hausbesitzerin, ein Unternehmen der Finanzwirtschaft, auf den vollen Mietzahlungen auch während der Lockdown-Phasen bestand. Da aber musste der Laden geschlossen bleiben. Und die Umsatzverluste aus mehr als einem halben Jahr ließen sich nicht wieder aufholen.
Rund 800.000 Euro benötigt die Stadtmission pro Jahr für ihre Einrichtungen der Armutshilfe, etwa für ihren Anteil an der Wärmestube sowie die Allgemeine Sozialarbeit. Die "Allerhand"-Läden dagegen müssen zwar keinen Gewinn bringen, sollen aber wenigstens die laufenden Kosten selbst erwirtschaften. Und wenn alles gut läuft, noch für ein Polster für die Weiterbeschäftigung von einst Arbeitslosen sorgen.
Ausfälle durch Corona
Unter dem Stichwort "Erste Hilfe für Armut" bittet die Stadtmission um Unterstützung für ihre Arbeit - und Spenderinnen und Spender können sie natürlich direkt unterstützen. In diesem Jahr aber, zumal nach den Corona-bedingten Ausfällen, will auch "Freude für alle" dazu beitragen, die Läden und die Beschäftigungsmöglichkeiten zu sichern - denn so kommt die Hilfe auch unmittelbar Menschen zugute, die darauf angewiesen sind. Und deren Zahl steigt, wie auch in den "Allerhand"-Läden zu spüren ist.
"Hoffen gegen alle Hoffnung" lautet übrigens auch das Motto an diesem Buß- und Bettag, 17. November, um 19 Uhr bei einem Taizé-Gottesdienst in der evangelischen Johanneskirche in Eibach. Einlagen und Spenden sollen dort für "Freude für alle" gesammelt werden.
Gezielt und unbürokratisch: So hilft die Aktion "Freude für alle" des Verlags Nürnberger Presse (VNP) Menschen, die ins soziale Abseits und in Not geraten. Sie möchten spenden und sich an der Aktion beteiligen? Dann klicken Sie bitte hier. Alle Fälle der diesjährigen Weihnachtsaktion finden Sie unter diesem Link.
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