Behörden schneiden schwach ab

Analyse zeigt: Nürnbergs Bürgerämter zählen zu den unbeliebtesten des Landes

11.4.2022, 15:11 Uhr
In den vergangenen Monaten kam es - wie auch dieses Bild zeigt - immer wieder zu langen Schlangen vor dem Bürgeramt Mitte.

© Stefan Hippel, ARC In den vergangenen Monaten kam es - wie auch dieses Bild zeigt - immer wieder zu langen Schlangen vor dem Bürgeramt Mitte.

Behördengänge zählen sicherlich nicht zu den beliebtesten Alltagsbeschäftigungen der Deutschen. Doch in einigen deutschen Städten sind die Bürger deutlich zufriedener mit ihren Behörden als in anderen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Analyse des Verbraucherschutzvereins Berlin/Brandenburg (VSVBB). Der VSVBB hat zum zweiten Mal die Bewertungen von Behörden, in denen Ausweis- und Meldeangelegenheiten erledigt werden können, untersucht. Dabei stellte der Verein erneut große regionale Unterschiede bezüglich der Beliebtheit der analysierten Ämter fest.

Die Behörden in Nürnberg werden mit durchschnittlich 3,02 von 5 möglichen Sternen bewertet, was deutlich unter dem bundesweiten Schnitt in Höhe von 3,54 Sternen liegt. Damit landet Nürnberg in dem VSVBB-Behörden-Ranking der 40 einwohnerreichsten Städte Deutschlands auf Platz 33. Die beliebtesten Behörden gibt es laut VSVBB in Augsburg (4,15 Sterne), Kassel (4 Sterne), Bielefeld und Frankfurt am Main (jeweils 3,98 Sterne)

Viel Bewegung in den Top-Plätzen des Rankings, wenig Veränderungen auf den hinteren Rängen

Seit der Veröffentlichung des letzten VSVBB-Behörden-Rankings im Oktober 2021 wurden fast 6000 neue Behörden-Bewertungen online abgegeben. Zu den größten Gewinnern der aktuellen Untersuchung zählen die Augsburger Ämter, die sich im Schnitt um 0,07 Sterne verbessern konnten und nun mit einer durchschnittlichen Bewertung in Höhe von 4,15 von 5 möglichen Sternen den ersten Platz des VSVBB-Rankings belegen.

Aber auch hinter Augsburg gab es viel Bewegung in der Rangliste: So landet Kassel mit 4 Sternen auf Platz 2 (vorher Platz 6). Außerdem springt Bielefeld (3,98 Sterne) von Rang 9 auf Rang 3 und teilt sich die Bronze-Medaille mit den Frankfurter Behörden, die diese Platzierung innerhalb des letzten halben Jahres verteidigen konnten. Komplett neu in der Top Ten des VSVBB-Rankings sind Münster (3,92 Sterne, Platz 7) und die Bundeshauptstadt Berlin (3,90 Sterne, Platz 9).

Auf den hinteren Rängen des Rankings verändert sich hingegen nur wenig. Mönchengladbach liegt weiterhin abgeschlagen auf dem letzten Platz (2,52 Sterne). Duisburg (2,71 Sterne) rutscht trotz einer Verbesserung in Höhe von 0,08 Sternen auf den vorletzten Platz ab. Bonn (2,75 Sterne) steigt im Gegenzug von Platz 39 auf Platz 38 auf. Auch die Behörden in Köln (2,78 Sterne), Bremen (2,81 Sterne), Dortmund (2,95 Sterne) und München (2,97) werden allesamt weiterhin im Schnitt mit weniger als 3 Sternen bewertet.

Das ist die Untersuchungsgrundlage

Um herauszufinden, in welcher deutschen Stadt es die beliebtesten Behörden gibt, hat der VSVBB über die Websites der 40 einwohnerreichsten Städte Deutschlands sämtliche Behörden ermittelt, in denen Bürger Ausweis- und Meldeangelegenheiten erledigen können und anschießend die Google-Bewertungen dieser Behörden untersucht (Stand 7. April 2022). Ämter, die bis zum 7. April 2022 keine Google-Bewertungen erhalten haben, wurden bei der Analyse nicht berücksichtigt.

Um städteweite Durchschnittswerte zu bilden, wurden die Bewertungen der jeweiligen Behörden entsprechend der Anzahl an abgegebenen Bewertungen gewichtet. Für die Sonderrankings der beliebtesten und unbeliebtesten Behörden Deutschlands wurden lediglich Ämter berücksichtigt, die bis zum 07. April 2022 mindestens zehn Bewertungen erhalten haben.

Der Kritik stellen

"Während sich Restaurants, Einzelhändler und stationäre Dienstleister um zufriedene Kunden und positive Bewertungen im Netz bemühen, scheint dies bei Deutschlands Behörden aufgrund ausbleibender Konkurrenz oftmals nicht der Fall zu sein. Unsere Analyse zeigt eindeutig, dass viele Bürger in Deutschland weiterhin sehr unzufrieden mit den Behörden an ihrem Wohnort sind”, kommentiert Florian-Erik Eichhorn, Vorsitzender des VSVBB.

Er ergänzt: “Immerhin können wir vom VSVBB einen positiven Trend erkennen, wenn es um die Beliebtheit von Deutschlands Behörden geht. So haben sich die durchschnittlichen Bewertungen der Behörden in 27 von 40 analysierten Städten in den letzten sechs Monaten verbessert und auch der städteübergreifende Durchschnittswert ist leicht angestiegen."

Allerdings sieht Eichhorn weiterhin Verbesserungspotenzial, denn noch immer erhielten die Behörden in knapp der Hälfte aller analysierten Städte im Schnitt Bewertungen in Höhe von weniger als 3,5 von 5 Sternen: "Daher sollten die jeweiligen Stadtverwaltungen unbedingt herausfinden, was ihre Bürger aktuell an der Behördenarbeit bemängeln und mit geeigneten Maßnahmen auf sinnvolle Kritik reagieren. Dass es möglich ist, eine hohe Beliebtheit der eigenen Ämter zu erreichen, beweisen Städte wie Augsburg und Kassel eindrucksvoll.”

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