Aufstieg zur Schaumschlägerin der Extraklasse

5.12.2012, 00:00 Uhr
Aufstieg zur Schaumschlägerin der Extraklasse

© privat

Die Bilanz liest sich beeindruckend: In diesem Jahr hat sie erstmals an drei Wettbewerben in der Kategorie Latte Art teilgenommen und dabei gleich drei Trophäen eingeheimst. Luzia Taschler aus Nürnberg ist deutsche Meisterin in der Disziplin, Internationale Tiroler Latte-Art-Meisterin und seit kurzem auch WM-Dritte. Doch was ist das eigentlich, Latte Art?

Vereinfacht gesagt, handelt es sich dabei um kunstvolle Bilder, die die Könner aus aufgeschäumter Milch auf den Kaffee zaubern. Die Meisterin selbst sieht in Latte Art die „Krönung eines sowieso schon herausragenden Kaffees“ und erklärt: „Die Kunst aus dem Milchschaum ist das sichtbare Element, das für jedermann deutlich macht, dass er einen besonderen Kaffee vor sich hat.“

Hygiene ist wichtig

Und eben darin gehört die Nürnbergerin nun offiziell zur Weltspitze. Vom 1. bis zum 4. November vertrat sie Deutschland bei den World Latte Art Championships (WLAC) 2012 in Seoul und konnte sich in der Vorrunde unter den 32 angetretenen Landesmeistern knapp den sechsten Platz, der zum Einzug in die Finalrunde berechtigt, sichern.

„Hygiene, optische Präsentation der Getränke, technische Fertigkeiten im Umgang mit der Espressomaschine und der Mühle und außerdem noch das Auftreten der Teilnehmer fließen in die Bewertung ein“, erklärt Luzia Taschler das Prozedere.

Aufstieg zur Schaumschlägerin der Extraklasse

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In der Finalrunde waren dann neben ihr noch die nationalen Latte-Art-Meister aus Russland, Brasilien, Polen, Litauen und Südkorea angetreten. Acht Minuten Zeit blieben den Teilnehmern für die möglichst perfekte Reproduktion von sechs bereits vorher auf Fotos eingereichten Milchschaum-Kunstwerken. Und dabei überzeugte die Nürnbergerin die Juroren so sehr, dass sie sich den dritten Rang und damit einen hübschen Pokal sichern konnte.

Bis sie den Erfolg in Südkorea feiern konnte, war es aber ein langer Weg, der eben nicht in Nürnberg, sondern am anderen Ende der Welt begann. In den Jahren 2006 und 2007 war Luzia Taschler für zwölf Monate auf „work and travel“ in Australien. Und stellte dort fest, dass es eine ausgeprägte Kaffeekultur gab, die ihr so aus Deutschland nicht bekannt war.

„Gleich am Anfang bekam ich dort einen mit Latte Art verzierten Espresso und war begeistert“, erinnert sich die junge Frau. Konsequent arbeitete sie dann in dem Jahr in australischen Cafés und kam auch ganz schön rum: „Ich habe viele Städte gesehen, in vielen Cafés gearbeitet und dabei Eindrücke gesammelt, die mich bestärkt haben, auch in Deutschland als Barista zu arbeiten.“ So heißt der Spezialist in einer Espressobar, der für die professionelle Zubereitung des Kaffees verantwortlich ist.

Nach ihrer Rückkehr lernte sie Thomas Schweiger kennen, der seit 2005 in Ansbach einen Barista-Shop betreibt. Der zweifache deutsche Barista-Meister ermöglichte ihr den Wiedereinstieg in den Bereich, der schon in Australien zu ihrer Passion geworden war. Im Jahr 2008 schickte er die Nürnbergerin ohne große Erfahrung auf die deutsche Barista-Meisterschaft. „Am Ende stand dabei für mich zwar nur ein siebter Platz, aber die wichtige Erkenntnis, dass es auch in Deutschland eine Kaffeespezialitäten-Szene gibt“, so Taschler.

In der Gostenhofer Kaffeemanufaktur Machhörndl fand sie ein perfektes Umfeld, um weiter an ihrer Milchschaum-Kunst zu feilen. Mittlerweile sind Espresso und Milchschaum ihr Lebensinhalt Nummer eins, privat wie beruflich. „Es ist einfach meine Leidenschaft, guten Kaffee mit Kunstwerken aus Milchschaum zu veredeln“, sagt Luzia Taschler.

Schulungen für alle

Auch für die Zukunft drehen sich die Pläne der Barista vornehmlich um das edle Getränk: „Ich will weiter in diesem Bereich hauptberuflich selbstständig sein, Latte-Art-Schulungen für alle Levels anbieten und längerfristig einen eigenen Coffeeshop in Nürnberg eröffnen.“ Grafikdesign und Fotografie — die anderen großen Leidenschaften — sollen aber auch nicht ganz untergehen.

Mit dem zweifachen deutschen Brühkaffee-Meister Armin Machhörndl und der heuer erfolgreichen Luzia Taschler ist Nürnberg in der deutschen Szene endgültig in die Riege der Kaffeemetropolen aufgestiegen. „In der Kaffeewelt haben wir einen sehr guten Ruf, aber bei den Nürnbergern könnten wir schon noch einen etwas höheren Bekanntheitsgrad vertragen“, bilanziert die Südstädterin.

Damit wäre dann auch denen geholfen, die am wenigsten davon haben, dass Deutschland eine so große Kaffeetrinker-Nation ist: den Bauern, die in ärmeren Ländern den Kaffee anbauen. Mit Direktkooperationen und sorgfältiger Auswahl der Sorten ließe sich auch ohne Fairtrade-Siegel viel für eine gerechtere Entlohnung der Anbauer tun: „Guter Kaffee muss auch etwas kosten, da sonst die Bauern leer ausgehen“, erklärt die Barista. Und um guten Kaffee auch optisch zu veredeln und so am Image zu feilen, wird sie auch nach ihrem Erfolg bei der WM fleißig weitertrainieren.

Mehr Informationen zur Kaffeemanufaktur Machhörndl in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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