Babyboom: Stadt will neue Regional-Kitas bauen

22.4.2018, 18:33 Uhr
Babyboom: Stadt will neue Regional-Kitas bauen

© Martin Schutt/dpa

Er komme sich so vor wie im Film "Und täglich grüßt das Murmeltier", sagt Mario Gottwald. In dem Film erlebt die Hauptfigur ein und denselben Tag immer wieder. Auch Gottwald macht in regelmäßigen Abständen immer wieder die gleiche Erfahrung: Der Mitarbeiter des Jugendamts tritt dann vor den Stadtrat und muss verkünden, dass die bisherigen Pläne für den Ausbau von Kita-Plätzen überholt sind. Weil die auf Bevölkerungsprognosen gestützten Ausbaupläne von der Wirklichkeit überholt wurden. "Jährlich stellen wir seit Jahren fest: Es werden immer mehr Kinder", sagt Gottwald. Ein Trend, der so vor ein paar Jahren noch nicht absehbar gewesen sei.

Die Gründe? Die Gruppe der Frauen im typischen Mutteralter sei derzeit besonders groß: Die Kinder der sogenannten Babyboomer-Generation, also Frauen zwischen 25 und 35 Jahren, bekommen jetzt selbst Nachwuchs. Paare setzen heute im Schnitt auch mehr Kinder als noch vor ein paar Jahren in die Welt. Und drittens leben durch die Zuwanderung mehr Kinder in der Stadt oder werden hier geboren. In Zahlen: 2016 und 2017 kamen in der Stadt jeweils rund 5500 Kinder zur Welt. Das sind rund 400 Mädchen und Jungen mehr als 2015.

Eltern müssen Kinder bringen 

Das zwingt die Stadt dazu, die Pläne für den Kita-Ausbau immer wieder zu korrigieren. Besonders bei den Kindergartenplätzen, auf die Eltern einen Rechtsanspruch haben, ist ein Engpass absehbar. Laut bisherigen Prognosen wird der in den Jahren 2021/2022 seinen Höhenpunkt erreichen. Die Zahl der Kinder im Alter von drei bis 6,5 Jahren wird bis dahin von heute 16.200 auf rund 17.000 Kinder ansteigen, um in den Jahren darauf wieder leicht zu sinken, rechnet das Statistikamt vor.

Das Jugendamt will dieser Entwicklung mit vier bis sechs sogenannten Regionalkindergärten mit 300 neuen Plätzen begegnen. Die Kindergärten sollen insbesondere für das Einzugsgebiet in der Nordstadt und Schoppershof, für Familien in der Südstadt, in Sandreuth und der Werderau, sowie im Einzugsgebiet von Langwasser und für Familien aus Eibach, Reichelsdorf und Katzwang entstehen.

Die Wege zum Kindergarten würden für betroffene Familien weiter, so Georg Reif, Vize-Chef des Jugendamts. "Aber wir sind sicher, dass wir das Angebot machen müssen." Derzeit liefen Grundstücksverhandlungen, fährt er fort. "Ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen."

Die Stadträte im Jugendhilfeausschuss sehen die Nöte der Kommune. Christiane Alberternst (FDP) bezeichnet die Regional-Kitas denn auch als "Notkonzept". Das Prinzip ,Kurze Beine, kurze Wege" wird dann ja nicht funktionieren", meint sie. "Ich hoffe nicht, dass es Fahr-Kitas werden", so Sonja Bauer für die SPD. Reif stellte klar, dass die Eltern ihre Kinder selbst hinbringen müssen.

"Für einen gewissen Zeitraum machen Regional-Kitas Sinn", ergänzt Andrea Loos für die CSU. Die neuen Kindergärten sollen so gebaut werden, dass sie später, wenn der Bedarf wieder gesunken ist, für "die Jugendarbeit oder was auch immer verwendet werden können", sagt Reif.

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