Das Delfin-Dilemma

Beckenspringer im Nürnberger Delfinarium: Darum gehen Aktivisten sogar ins Wasser

17.4.2024, 04:57 Uhr
2017 störten die Vegan Strikers auch eine Delfinshow im Nürnberger Tiergarten. Peter Janssen (rechts) kämpft leidenschaftlich gegen die Haltung von Delfinen.

© Facebook "The Vegan Strikers", privat 2017 störten die Vegan Strikers auch eine Delfinshow im Nürnberger Tiergarten. Peter Janssen (rechts) kämpft leidenschaftlich gegen die Haltung von Delfinen.

Delfine schwimmen in freier Wildbahn bis zu 100 Kilometer am Tag. Das Delfinarium im Tiergarten Nürnberg bietet mit der 2011 eröffneten Lagune aber lediglich 5400 Kubikmeter Bewegungsfreiheit für die Tiere - für Tierschutzaktivisten und -organisationen ein Skandal.

Schon lange vor der Eröffnung der Delfinlagune im Nürnberger Tiergarten gibt es Diskussionen und Kritik. Zu teuer sei der Bau, zu rückständig der Gedanke, Meerestiere wie Delfine in vergleichsweise kleinen Becken zu halten. Ein Mensch, der diese Überzeugung vehement vertritt, ist Peter Janssen. Der 38-jährige Niederländer ist der Gründer der sogenannten „Vegan Strike Group“.

Die Gruppe fällt immer wieder durch besonders extreme Demonstrationsformen auf. In Spanien etwa stören die Aktivisten Stierkämpfe, indem sie direkt auf den Schauplatz stürmen. Dabei ziehen sie sich teilweise Verletzungen zu. Ein Grund aufzuhören, ist das für Janssen aber nicht. Im Gegenteil: „Wir missachten die Gesetze, aber es ist auch nicht erlaubt, die Tiere auszunutzen. Deswegen werden wird das nicht akzeptieren und so lange weitermachen, bis die Tiere in Freiheit sind“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Vegan Strikers: Delfine werden zum Entertainment ausgebeutet

Für die „Freiheit der Delfine“ springen die Aktivisten in die Becken der Delfinarien. Unter anderem auch im Nürnberger Tiergarten. 2017 stört Janssen mit einem niederländischen und einem deutschen Tierschützer die Delfinshow in der Lagune. Die Aktivisten springen mit Neoprenanzügen bekleidet ins Wasser. In den Händen halten sie Schilder, auf denen steht beispielsweise „Delfine sind keine Clowns“ oder „Lebenslang Gefangenschaft für 30 Minuten Spaß“. Sie zünden sogar Rauchbomben. Die Pfleger bringen die Delfine sofort in ein anderes Becken.

So ähnlich haben sie das auch im Delfinarium in Duisburg bereits getan. Unzufriedenheit über das „Wegsperren und Ausbeuten von Tieren in der Entertainment-Industrie“ - so beschreibt die Gruppe ihre Motivation für die Aktionen.

Andere Aktivisten sehen die Beckensprung-Aktionen kritisch

Die Protestaktion der „Vegan Strike Group“ 2017 hat den Tiergartendirektor Dag Encke nicht überrascht. Nach dem Auftritt der Gruppe in Duisburg hatte er bereits mit einer Störaktion gerechnet. Nachdem die Aktivisten wieder aus dem Wasser der Lagune kommen, werden sie von der Polizei festgenommen und abgeführt. Janssen verbucht die Aktion dennoch als Erfolg.

Andere Aktivisten sehen die Einstellung des Niederländers kritisch, weil mit den Sprüngen in die Becken die Delfine gestresst werden könnten. Janssen hingegen hält seine Art des Protests für richtig: „Wir machen, was wir machen in einer möglichst professionellen Art und Weise. Und wenn andere Aktivisten ihre Proteste anders gestalten wollen, können wir mit ihnen nicht zusammenarbeiten. Wir demonstrieren auf unsere Art“, sagt er.

Die Gruppe achtet darauf, erst ins Wasser zu gehen, wenn die Tiere von den Trainern bereits in ein anderes Becken gebracht worden sind. Janssens Ziel ist es, dass es irgendwann keine Delfin-Shows mehr gibt. „Das Schlimme ist, dass man Delfinen ihr Leid nicht ansehen kann“, sagt der 38-Jährige. Die Tiere würden in jeder Sekunde ihres Lebens in den kleinen Becken leiden, ohne dass die Menschen das unmittelbar sehen können.

Folge 2: Hausverbot

In der zweiten Podcast-Folge von „Das Delfin-Dilemma“ geht es um zwei Gruppen von Menschen, denen ihrer Aussage nach viel an dem Wohl der Delfine liegt. Beide kämpfen auf ihre Weise für den Tierschutz und die Delfine. Ihre Ansichten könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein. Wir stellen uns die Frage: Wem geht es hier wirklich um das Wohl der Delfine? Die zweite Folge gibt es auf allen gängigen Streaming-Portalen.

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