Beim Nürnberger Volksfest gehen 6000 Rollen Klopapier drauf

24.4.2017, 09:19 Uhr
Beim Nürnberger Volksfest gehen 6000 Rollen Klopapier drauf

Das Museum für Kommunikation, in dem bis zum 2. Juli die Ausstellung "Besetzt!" über die Geschichte des stillen Örtchens zu sehen ist, hatte die Idee zu dem anrüchigen Rundgang über das Frühlingsvolksfest. Gästeführerin Gabi Stauß, bislang abonniert auf die Backstage-Tour auf dem Festplatz, arbeitete sich ins Thema ein und führte, den Klopömpel als Erkennungszeichen über dem Kopf, die Besucher erst mal zu den Toilettencontainern vom Festzelt Papert.

Verstopfung im Tiefspüler

Da hält man sich normalerweise nur kurz auf, um sein Geschäft zu erledigen. Doch Stauß kennt keine falsche Zurückhaltung. Sie zieht Vergleiche zwischen Flachspüler ("Da riecht es länger, aber wenn man für den Arzt eine Probe mitbringen muss, ist es leichter.") und Tiefspüler ("Da wird das Gesäß oft nass und es verstopft schneller."). Bei jedem Volksfest gingen 6000 Rollen Klopapier und 100 Liter Seife drauf.

Klofrau Andrea, die in den Containern neben dem Riesenrad putzt, berichtet, dass Gäste schon mal eine ganze Stunde auf der Schüssel hocken. Betrunkene vergessen zuweilen ihre Hosen. "Aber im allgemeinen sind die Männer sauberer als die Frauen." Vor allem die jungen Hühner unter 30 seien nachlässig und verteilten gern Klopapier auf dem Boden. Stauß erläutert, woher gewisse Redewendungen kommen. Jemanden durch den Kakao ziehen? Da Kakao dieselbe Farbe habe wie das, was kleine Königstiger auf ihrem Thron zurücklassen, habe sogar dieses unverfänglich klingende Sprichwort etwas mit dem Klogang zu tun. Und "Geld stinkt nicht" komme daher, dass die Römer eine Latrinensteuer kannten.

Luxusklo mit Vogelgezwitscher

Im Zelt von Gigerlas Lössel liest Gabi Stauß aus den niedergeschriebenen Erinnerungen einer Klofrau. Da dampft’s und rauscht’s zwischen den Zeilen, während an den Tischen nebenan genießerisch Hühnerflügel zerlegt werden. Hinter dem Zelt stehen die wohl schickesten Klocontainer des Volkfests. Vogelgezwitscher und Türen aus Holzimitat lässt sich Wirt Peter Lössel nach eigenen Angaben 3500 Euro an Mietgebühren kosten. "Das ist sechs mal so viel, wie ein normaler Klocontainer kostet, in dem auch alles abläuft, aber hier läuft es eben schöner nei." Seine Gäste seien begeistert, "das ist schöner als daheim", sagten viele.

Die Klofrau im Edel-Container macht den Job nebenbei, um sich damit Extras wie ihre Tattoos zu finanzieren. Die Arbeit sei zum Glück nicht so schmutzig wie sie befürchtet habe. Abends sei mehr nachzuwischen als an den Nachmittagen, "aber es geht, auch weil die Leute hier im Zelt mehr essen und weniger trinken", sagt die 29-Jährige. Für die Pausen liegt der Erotik-Bestseller "Shades of Grey" auf dem kleinen Tisch neben dem Container bereit. "Sie wissen gar nicht, wie viele Männer mich auf das Buch schon angesprochen haben." Von manchem erfahre sie zwischen Klotür und Festzelt fast die ganze Lebensgeschichte, lacht sie.

Verwandte Themen


Keine Kommentare