Beistand für mutigen Kampf gegen Willkür-Justiz

15.10.2006, 00:00 Uhr
Beistand für mutigen Kampf gegen Willkür-Justiz

Die Schlemmerei diente einem guten Zweck: Der Erlös des Benefiz-Abends kommt der Arbeit von Tamara Chikunova zu Gute. Die couragierte Usbekin war vor einem Jahr mit dem Nürnberger Menschenrechtspreis geehrt worden.

Nachhaltig fördern

Dabei belässt es die Stadt nicht bei einem einmaligen Akt. Mit Initiativen wie dem Friedensmahl - zwischen den alle zwei Jahre erfolgenden Verleihungen - fördern die Nürnberger nachhaltig das oft mit großem persönlichen Risiko verbundene Engagement der Preisträger. Wie diesmal das der Gründerin der Organisation «Mütter gegen Todesstrafe und Folter“ in Usbekistan.

Aufgerüttelt und mobilisiert hatte sie die erschütternde Erfahrung von staatlicher Repression und Justiz-Willkür: Ihr Sohn war 1999 zu Unrecht zum Tode verurteilt und im Juli 2000 hingerichtet worden. Besuche wurden ihr verweigert - der Leichnam nicht einmal zur Beerdigung freigegeben. Bis heute weiß sie nicht, ob und wo ihr Sohn begraben liegt.

«Leider hat sich die Situation in meiner Heimat noch verschlimmert“, berichtete die 58-Jährige schon in kleiner Runde und später auf der Bühne im Gespräch mit der Schauspielerin Renan Demirkan. Es habe viele illegale Verhaftungen unter erfundenen Beschuldigungen gegeben, immer mehr Journalisten von unabhängigen Medien suchen Schutz im Ausland.

«Ich muss in meinem Land bleiben; nur so kann ich etwas erreichen“, betont Tamara Chikunova hingegen - auch wenn sie selbst inzwischen grenzüberschreitend tätig ist. Im Nachbarland Kirgisistan sitzen in zwei Städten 16 Gefangene in Todeszellen, sagt sie und kämpft für die Wiederaufnahme der Prozesse. Sichtlich bewegt bedankte sie sich für die Hilfe aus Nürnberg.

Musikalische Leckerbissen servierten Melanie Wiegmann - dem Nürnberger Theaterpublikum unter anderem aus «Sekretärinnen“ vertraut - und Andreas Weber. Viele Gäste wie die Stadträte Gebhard Schönfelder (SPD) und Max Höffkes (CSU) hatten vor dem Empfang in der Ehrenhalle noch an der Großkundgebung gegen den Neonazi-Aufmarsch in Gostenhof teilgenommen. Auch Mitglieder der Jury für den Internationalen Menschenrechtspreis schlossen sich dem Protest an, allen voran der frühere Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel aus Argentinien. «Der Kampf gegen das Vergessen bleibt so wichtig wie eh und je“, betonte er. Heute Vormittag kürt das Gremium aus einem halben Dutzend Vorschlägen den oder die Preisträger(in) im Jahr 2007.

W. HEILIG-ACHNECK