Bio ist Trumpf in der Rosenau

21.1.2012, 07:59 Uhr
Bio ist Trumpf in der Rosenau

© Roland Fengler

Kurz nach der feierlichen Eröffnung hat sich eine lange Schlange an der Käse- und Kuchentheke gebildet. Die Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun. „Einfach überwältigend“, freut sich Hauptinitiator Friedemann Enke (53) mit Blick auf das rege Treiben. Drei Dutzend Kunden begutachten die Waren und füllen ihre Einkaufskörbe. Ein Mädchen im Kindergartenalter trägt zwei Paprika zum Vater, der an der Kasse steht.

Wie berichtet, hatte nach dem Rewe im Frühjahr 2011 der letzte Bäcker im Viertel geschlossen. „Seitdem fehlte uns eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort“, sagt Enke, der zu den Leuten der ersten Stunde gehört, die innerhalb weniger Wochen die Idee „eines Ladens von Bürgern für Bürger“ initierten. Durch die Geschäftsform der Genossenschaft kann sich jeder Interessierte mit einem Anteil ab 100 Euro beteiligen. Inzwischen sind es 70 Genossen, die für das Fortbestehen des Geschäfts sorgen und zudem mitentscheiden können.

Seit Juni 2011 wurde der Eckladen, der bis in die 90er Jahre eine Bäckerei beheimatete, in ehrenamtlicher Arbeit renoviert. „Über 2000 Arbeitsstunden haben wir erbracht“, erzählt Enke, ehe er sich kurz in die Kühlhalle verabschiedet. Ein eisiger Hauch weht in das Ladenlokal. „Früher war das der große Backofen, nun ist es unsere Kühlzelle mit rund sieben Kubikmetern“, sagt Enke bei seiner Rückkehr angesichts leicht fröstelnder Kunden.

Knapp 20 einfache Holzregale sind prall gefüllt mit Müsli, Brot, Säften, Putzmitteln sowie frischem Obst und Gemüse. Die Preise für Bioprodukte sind natürlich etwas höher als beim Discounter: Eine Gurke kostet 1,35 Euro, das Kilo Karotten 1,50 Euro. Wie sich aber Bananen im Januar mit dem Biosiegel vereinbaren lassen? „Unser Motto ist: nah am Konsumenten und nah am Produzenten. Wir versuchen also, unsere Waren über Biolandbauern aus dem Knoblauchsland zu beziehen. Doch das geht nicht immer, wir müssen auch darauf achten, was die Leute verlangen“, erklärt Enke.

Aus diesem Grund möchte er in dem Laden auch ein wenig Aufklärungsarbeit betreiben: „Es geht darum, den Leuten zu erklären, was sie mit dem regionalen Gemüse alles kochen können.“ Ein Gedanke, der bei der Kundschaft gut ankommt: „Saisonales Einkaufen haben die Leute längst vergessen. Dabei brauche ich keine Tomaten rund ums Jahr und auch keine 40 Jogurt-Sorten“, meint Kundin Edda Bauer (54).

Für Wolfgang Ursel (54) geht es um mehr als gute Produkte: „Diese Form eines Ladens stärkt den Gemeinschaftssinn, bringt Begegnung und schafft Heimat.“ Er ist sich sicher, dass sich der bürgerschaftliche Biosupermarkt in der Rosenau durchsetzt: „Wenn mehr als 20 bis 30 Leute eine Initiative tragen, bekommt sie einen unglaublichen Mobilisierungseffekt. Das haben wir geschafft.“

Uwe Janza vom Bürgerverein Gostenhof lobt die Idee, glaubt aber nicht, dass sie ausreicht: „Es bleibt abzuwarten, ob der Laden für die breite Masse interessant ist. Nicht jeder kann sich Bio leisten.“ Deshalb hält er „eine gut sortierte Kette mit niedrigpreisigen Produkten“ für sinnvoll. Vorerst wird aber nichts geändert. Das heißt: Die ersten drei Monate wird der Supermarkt montags bis freitags von 7.30 bis 19 Uhr geöffnet haben, samstags von 9 bis 15 Uhr. Danach will man nur noch neun Stunden täglich öffnen.

Mehr Informationen über das bioundnah in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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