Sanierung steht an

Burg Abenberg: Verfall stoppen, Leben zurückbringen

4.7.2021, 15:00 Uhr
Derzeit die markanteste Baustelle auf der Burg: der Schottenturm (re.). Links der Aussichtsturm "Luginsland".

© Robert Gerner, NN Derzeit die markanteste Baustelle auf der Burg: der Schottenturm (re.). Links der Aussichtsturm "Luginsland".

Der Sandstein? angegriffen. Die Balken? zum Teil vermorscht. Das ganze Fachwerk? in schlechtem Zustand. Die Ornamente im oberen Bereich? zum Teil abgeplatzt. Und dann noch ein Wasserschaden im Inneren. Der markante Schottenturm ist eigentlich der jüngste Teil von Burg Abenberg, benannt nach seinem Bauherrn Anton Schott, und entstanden erst in den 1880-er-Jahren.

Doch derzeit ist er das größte Sorgenkind auf der an Sorgenkindern nicht eben armen Burg Abenberg. Bilder einer Drohnenkamera haben im Winter das Ausmaß der Schäden erst offensichtlich gemacht.

Die Südmauer der Burg. Hier wird 2022/23 saniert werden müssen.

Die Südmauer der Burg. Hier wird 2022/23 saniert werden müssen. © Robert Gerner, NN

Seit einigen Wochen nun steht das Gerüst. Das hat zunächst ganz schön Ärger gegeben. Denn der Gerüstbauer hat das Gerüst wohl ein Stockwerk zu hoch gezogen. Der Landesbund für Vogelschutz befürchtete, dass die Kolonie der geschützten Mauersegler nicht mehr ihre Einflug-Löcher anpeilen kann, selbst die Polizei wurde geschickt. "Da ist ein Fehler gemacht worden", räumt Kreisbaumeister Ralph Möllenkamp ein. "Aber er ist auch nach zwei Tagen korrigiert worden." Dem LBV geht die Korrektur zwar nicht weit genug, aber ein Besuch auf der Burg zeigt: Die Flugkünstler umschwärmen den Schottenturm und finden auch problemlos in ihre nach unten offenen Nester hinein.

Viele Aufgaben

Die Sache mit dem Gerüst ist für Ralph Möllenkamp nur eines von vielen Problemen. Vor allem: Die anderen sind nicht mit wenigen Handgriffen innerhalb weniger Stunden zu lösen. Bis Ende September aber sollen die Arbeiten am Schottenturm innen und außen abgeschlossen sein. Die Räume im Inneren sind ja begehrte Fremdenverkehrszimmer, die vor allem bei Hochzeiten gerne gebucht sind.

Die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen beziffert Möllenkamp auf mehrere hunderttausend Euro. Finanzieren müssen das in erster Linie die drei Mitglieder des Zweckverbands, also der Bezirk Mittelfranken, der Landkreis Roth und die Stadt Abenberg. Es winken aber Zuschüsse über die Denkmalpflege. Trotzdem haben der Landkreis und die Stadt ihre jährliche Umlage an den Verband von 180000 auf 250000 Euro angehoben. Vom Bezirk gibt es auch positive Signale in diese Richtung.

Danach ran an die Wand

Keine glatte Fläche mehr. Wie Riesenpickel wirken die Sandsteine, die im unteren Bereich der Südwand schnell verwittern.

Keine glatte Fläche mehr. Wie Riesenpickel wirken die Sandsteine, die im unteren Bereich der Südwand schnell verwittern. © Robert Gerner, NN

Das Geld wird auch gebraucht. Denn: Sobald die Sanierung des Schottenturms abgeschlossen ist, wird sich das Augenmerk Richtung der Südwand der Burg richten. Sie ist seit der Übernahme der Burg in den 1980-er-Jahren schon saniert worden und sieht im oberen Bereich auch sehr ordentlich aus. Im unteren Bereich, also jenem Teil, der unterhalb der Ebene des Burg-Innenhofs liegt, verwittert der Sandstein aber in fast erschreckender Geschwindigkeit.

Das liegt nach Auskunft von Ralph Möllenkamp an der Durchfeuchtung des Mauerwerks. Er liegt aber zum Teil auch an der schlechte Qualität der Sandsteine. Sie stammen aus der Umgebung von Abenberg und gelten als qualitativ nicht besonders gut. Deshalb sollen sie zum Teil durch den "Worzeldorfer Quarzit" ersetzt werden, ein Sandstein, der auch beim Bau der Nürnberger Burg zum Einsatz kam. Er ist stabiler als der Abenberger Sandstein. Nachteil: Er hat eine etwas andere Farbgebung, einen fast violetten Stich.

2022 sollen die Schäden genau dokumentiert und untersucht werden, 2023 geht es dann an die Sanierung. Dann soll es auch Sanierungen an der Brücke, die zur Burg führt, geben. Außerdem soll das zur Burg gehörende Gästehaus in der Altstadt auf einen Vermietungs-Standard gebracht werden, der dem im Schottenturm entspricht.

Museum ganz neu

2023 ist aber auch in anderer Hinsicht ein wichtiges Jahr. Bis dorthin soll nämlich die neue Dauerausstellung im Haus fränkischer Geschichte stehen. Das Museumskonzept steht, Teile davon waren und sind in Sonderausstellungen schon zu sehen. Museumsleiterin Kerstin Bienert, ihr Team und die Ausstellungsmacher haben viel vor. "Wir haben jetzt die Chance, manches besser und wieder attraktiver zu machen", glaubt Möllenkamp.

Man könnte jetzt auf viele Details eingehen, wie der Verbindung von Mittelalter und Jetzt-Zeit, wie dem geplanten Anlegen eines Rundwanderweges um die Burg, auf dem man auch auf Reste der Steinbrüche trifft, aus dem die Steine für das Baudenkmal geschlagen wurden.

Ganzheitlich denken

Wichtig ist es Ralph Möllenkamp und Kerstin Bienert allerdings, dass die Burg "ganz neu und erstmals ganzheitlich" gedacht wird. Sie soll mehr ins örtliche Leben integriert werden, ein bürgerschaftlicher Treffpunkt werden. Die Abenberger und die Region sollen das markante Bauwerk nicht zuallererst als finanziellen Klotz am Bein wahrnehmen, sondern als attraktiven Mittelpunkt in ihrer Stadt.

Ein "Integriertes Städtisches Entwicklungskonzept" (ISEK), an dem Abenberg derzeit tüftelt, soll den Weg weisen. "Man muss", so erklärt es Ralph Möllenkamp, "die Burg mit der Stadt zusammenbringen."

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