Chaotischer Bahnhofsplatz: Senioren machen mobil
15.2.2018, 05:55 UhrVerkehrsplaner sollten sich unbedingt einen dieser schweren Anzüge anziehen, die jungen Leuten aufzeigen, wie gelenksteif und schwerfällig man sich im Alter bewegt, findet der frühere Verkehrssachbearbeiter bei der Polizei. 5,4 Millionen seien im Bahnhofsplatz verbuddelt worden, 212 Tage lang wurde gebaut. Doch einige Kritikpunkte bleiben seiner Meinung nach:
Dass die Passanten, die vom Bahnhof her über den neuen Überweg kommen, "völlig ungesichert" über mehrspurige Straßenbahnschienen samt Weiche laufen müssen, gehört für Conrad zu den neuralgischen Punkten. Er vermisst hier Ampeln, denn aus drei Richtungen biegen Straßenbahnen unvermutet ein.
Köpa oder Ampelstress
"Ich war so froh, dass ich den Nürnberger Bahnhofsplatz endlich oberirdisch überqueren konnte", sagt Wilfried Conrad. Er fand gut, dass die Innenstadt über den Handwerkerhof und der öffentliche Nahverkehr endlich legal über eine Ampel an der Bahnhofstraße erreichbar waren. Doch die Freude, seufzt er, habe sich schnell gelegt.
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Jetzt tauche er lieber wieder in die ungeliebte Königstorpassage ab, so das vernichtende Fazit des 81-Jährigen, der überzeugt ist, dass sich auch Rollstuhlfahrer und Menschen mit Kinderwagen hier unsicher fühlen. Gefahrenstellen, fehlende Ampeln und Schilder, unsichere Überwege, mit seiner Berufserfahrung sehe er das sofort.
Laufen auf den Gleisen
"Schauen Sie", sagt der 81-Jährige am Südrand des Platzes, "wenn da meine Frau mit den Enkeln durchwill..." Tatsache, zwischen Schienen und Aufzugschacht verengt sich der Weg zum Bahnsteig der Linie 7 auf 30 Zentimeter. Man muss auf den Gleisen laufen und hoffen, dass von hinten keine Straßenbahn kommt.
Wie Freiwild, auf das Jagd gemacht werde von überraschend schnell einfahrenden Straßenbahnen und Bussen, von kreuzenden Einsatzwagen, VAG-Fahrzeugen, Lieferanten, fühle man sich. Es stimmt, ohne ständig und auf der Hut zu sein, bewegt man sich hier besser nicht voran.
Das ist übrigens nichts, was vor dem Umbau des Platzes anders gewesen wäre. Doch der Verkehrsfachmann versteht nicht, warum das trotz der 5,4 Millionen nicht besser wurde. Natürlich hat er die Verkehrsplaner der Stadt mit seiner Kritik konfrontiert. Komplizierte Rahmenbedingungen und zahlreiche Fußgängerströme seien ein Problem gewesen, steht in der Antwort.
Rücksichtnahme gefragt
Eine Überquerung des Platzes mit Ampeln zu regeln sei "leider nicht vernünftig machbar", Rücksichtnahme sei gefragt, heißt es weiter. Und dann kommt ein Satz, der wenig Trost verheißt: "Selbstverständlich steht Ihnen die Unterführung weiterhin zur Verfügung."
Richtung Grand Hotel laufen Passanten über vier sich schwungvoll verzweigende Straßenbahngleise samt Weichen. Ein Gelenkbus der Linie 44 quert rumpelnd, Conrad schüttelt den Kopf. Straßenbahnen aus drei Richtungen können hier auftauchen, und nicht jede quietscht zur Warnung so durchdringend wie die Linie 5, die gerade vom Celtistunnel her kommt. Da, während er auf ein Schotterfeld neben dem Übergang zum Bahnhof zeigt, das man neben den Schienen queren muss, stolpert Conrad über eine Kante. Alles gut, "wäre ich 90, wäre ich gestürzt", sagt er nüchtern.
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