DB Museum startet mit neuer Abteilung aus der Corona-Pause

16.5.2020, 06:00 Uhr
Museumsdirektor Oliver Götze präsentiert die neue Abteilung mit der Historikerin Ursula Bartelsheim, die sie konzipiert und erarbeitet hat.

© Michael Matejka Museumsdirektor Oliver Götze präsentiert die neue Abteilung mit der Historikerin Ursula Bartelsheim, die sie konzipiert und erarbeitet hat.

Ab nächsten Dienstag, 19. Mai, ist das DB Museum, nach zwei Monaten Zwangspause, zu den üblichen Zeiten wieder geöffnet. Erstmals ist dann für die Besucher auch ein komplett neugestalteter Bereich zugänglich: Mehr als 150 Objekte veranschaulichen die Welt der Bahnhöfe oder dienen als Aufhänger für spannende Geschichten.

Schon vor fünf Jahren war diese Abteilung der Dauerausstellung geschlossen worden, um sie zu überarbeiten. Lange passierte gar nichts, bis sich die Historikerin Ursula Bartelsheim mit einem Team daran machte, ein Konzept zu erarbeiten. "Wir haben den Schwerpunkt bewusst nicht auf die Architektur und die eindrucksvollen Bauten gelegt, das wäre eine eigene Sonderschau wert, sondern wollen vor allem das Leben früher und heute auf den und in den Bahnhöfen zeigen", erläutert die Kuratorin den Ansatz.

Interessant sind sie eben nicht nur als Haltepunkte und als Teil der Verkehrstechnik und der Betriebsabläufe – deshalb bleiben hier Aspekte wie Stellwerke, Weichen und Signale oder das Rangieren ausgeblendet. Statt dessen rückt die Funktion als quirlige Schnittstelle zum gesellschaftlichen und vor allem städtischen Leben in den Mittelpunkt.

Von Propaganda bis zum Sommermärchen

Sind sie in ihrer Gestaltung und vielen Details doch perfekte Spiegel ihrer jeweiligen Epoche. Was nicht zuletzt eine Bilderfolge von historischen Stichen über Propaganda wie 1936 bis zur Party von brasilianischen Fußballfans beim deutschen WM-Sommermärchen 2006 in Berlin zeigt.

Und viele Menschen nutzen vor allem die Verkehrspaläste wie in Frankfurt, Leipzig, Berlin oder auch Nürnberg keineswegs allein, um zu verreisen, sondern um einzukaufen, Bekannte zu treffen, zu flanieren oder einzukehren. Letzteres wurde in früheren Epochen freilich noch in ganz anderer Weise kultiviert: "Die Bahnhofsrestaurants 1. Klasse boten nicht selten die beste Küche am Ort", erläutert Bartelsheim.

Den Kontrast zum feinen Gedeck zeigt eine Karikatur von Wilhelm Busch: In den einfacheren Bahnhofsschänken ging es schon mal drunter und drüber, wenn es wieder einmal schnell gehen musste. Deshalb ist "Fast food" gerade an Bahnhöfen beileibe keine Erfindung unserer Zeit. Wie etwa auch ein typischer Bauchladen belegt, mit dem Verkäufer auf den Bahnsteigen unterwegs waren und Süßes, Herzhaftes oder Zigaretten den Reisenden gerne auch durchs Zugfenster reichten. Das waren noch Zeiten, als sich diese noch öffnen ließen. Und es soll vorgekommen sein, dass der Zug dummerweise schon wieder losrollte, ehe der Imbissmann das Wechselgeld herausgeben konnte.

Wie es zuging, erzählen auf großen Displays auch Schauspieler wie Pius Maria Cüppers vom Nürnberger Staatstheater: In der Rolle eines Bankiers aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert schildert er, wie ihm ein gutes Geschäft entging, weil er leider nicht pünktlich eintraf. Und umständlich es vor Einführung der Einheitszeit 1893 war, jeweils die Uhr richtig zu stellen. Einen beinahe untergegangenen Berufsstand lässt ein Gepäckträger aufleben, ein Hausmädchen lässt die Entstehung und Arbeit der Bahnhofsmissionen Revue passieren.

Den optischen Mittelpunkt und Blickfang bildet ein symbolisches Gleis, auf dem die zentralen Fakten zu den 5663 Personenbahnhöfen in Deutschland gebündelt werden.

Ältestes Exponat ist – als Replik – ein Aushang aus Wien von 1843, der Fahrgäste anwies, sich mindestens eine halbe Stunde vor Abfahrt einzufinden. Und ganz zeitlos nimmt sich auch eine Polizeiverordnung der Nürnberger Ludwigseisenbahn von 1844 aus: Personen, die durch Krankheit, Trunkenheit oder "unanständiges Betragen" Anstoß erregen könnten, ist die Mitfahrt untersagt.


Hochzeit im DB Museum: Neues Glück im alten Wartesaal


Eine Stärke des Nürnberger Bahn-Museums wird nun allerdings vorübergehend zum Handicap: Bei zahlreichen Mitmachstationen sind Hygienekonzepte schwer umzusetzen. Deshalb bleiben einzelne interaktive Elemente und Teilbereiche vorerst weiter geschlossen, teilt das Museum vor der Wiederöffnung mit, vor allem die beliebte Kibala-Spielzone. Und natürlich gilt in diesem Haus nun eine Maskenpflicht.

Auch die Tore zum Freigelände öffnen sich erst später, nämlich ab 25. Juni. Dann aber gleich mit einem Paukenschlag: einer Sonderschau zu "Fokussiert: 100 Jahre Deutsche Reichsbahn" mit vielen Originalfahrzeugen der Zeit von 1920 bis 1945. Zum Sonderprogramm gehören aktuell kostenlose Führungen (für je maximal sechs Gäste) an Wochenenden und kostenlose Museums-Rallys.

Verwandte Themen


Keine Kommentare