Die Schaltzentrale

13.9.2010, 11:00 Uhr
Die Schaltzentrale

© Matejka

Leitstellen-Chef Marc Gistrichovsky müssten mehrere Steine vom Herzen gefallen sein: Die neue integrierte Leitstelle läuft. Sie ging ohne Stolpern an den Start, obwohl die Mitarbeiter nicht geschont wurden. In den ersten drei Stunden gingen im Minutentakt Notrufe ein. 180 Notarzt- und Rettungsdienst-Einsätze und Krankentransporte mussten organisiert werden.

Am Mittwochnachmittag wurde die alte Rettungsleitstelle beim BRK in der Sulzbacher Straße endgültig ausgemustert (wie berichtet). Das System „war total überaltert“, sagt der Leitstellen-Chef. Ab 13 Uhr schaltete die Telekom die Telefonleitungen um. Seitdem gehen medizinische Notrufe unter der 19222 im Neubau am Hafen ein. Sicherheitshalber hielt Gistrichovsky in der ersten Nacht vor Ort die Stellung. Nach 27 Stunden im Dauerdienst, unterbrochen von dürftigen vier Stunden Schlaf, fühlt er sich „sehr zufrieden“ und sogar ein wenig euphorisch.

Fünf Jahre Planung liegen hinter ihm. Die Berufsfeuerwehr, unter deren Regie die neue Leitstelle läuft, musste finanzielle und technische Hürden nehmen. Die Mitarbeiter, die vom BRK übernommen wurden, und die Feuerwehrler mussten sich aneinander gewöhnen. „Wir mussten sie zusammenführen.“ Und sie mussten viel Neues lernen.

Sie arbeiten mit einer neuen, bayernweit einheitlichen Alarmierungssoftware. Mit der hatten andere Städte, die mit ihrer Leitstelle früher an den Start gegangen waren, zum Teil schlechte Erfahrungen gemacht. Die Augsburger Feuerwehr musste auf Notbetrieb umschalten, weil die Alarmierungen viel zu lange dauerten. Auf solche Experimente wollte sich Nürnbergs Feuerwehrchef Volker Skrok erst gar nicht einlassen. Er wollte erst an den Start gehen, wenn die Software-Probleme gelöst sind. Deshalb verzögerte sich der Start um ein ganzes Jahr.

Das Herz der Leitstelle liegt im Obergeschoss. 14 Mitarbeiter halten hier tagsüber die Stellung, nachts arbeiten sechs. Sie steuern Rettungswagen, Notärzte oder Krankentransporte. Jeder Disponent kann die Einsätze auf vier Computerbildschirmen verfolgen. Er sieht, welche Fahrzeuge frei sind, zum Einsatz fahren oder gerade mittendrin sind. Er hat einen Überblick über die verfügbaren Betten in den Krankenhäusern.

In den nächsten sechs Wochen übernimmt die Leitstelle auch noch die Alarmierung der Feuerwehren in Nürnberg, Fürth, Erlangen und in den Kreisen Fürth, Erlangen-Höchstadt und Nürnberger Land. Erst dann sind medizinische Rettung und Feuerwehrnotruf tatsächlich unter einem Dach. Der Vorteil des neuen Modells: Die Hilfe kommt aus einer Hand.

Ende Oktober soll die 19222 von der 112 abgelöst werden, die bisher nur für die Feuerwehr gilt. Nach der Umstellung muss man sich nur noch die Notrufnummer 112 für den Rettungsdienst und die Feuerwehr und die 110 für die Polizei merken (Bericht zur Änderung der Nummer folgt rechtzeitig).