Ein Mann, der Lärm macht wie ein Wikinger

15.8.2013, 14:52 Uhr
Ein Mann, der Lärm macht wie ein Wikinger

Die Ein-Mann-Armee ist nicht still zu kriegen. Ab der ersten Spielminute schlägt der tätowierte, mit einem übernatürlich lauten Organ ausgestattete Fan wie ein Berserker auf seine Trommel. Die ganzen 200 Kilometer von der Kleinstadt Illertissen war er nach Nürnberg gekommen, um seinem Verein die Treue zu halten. „Ich komme zu jedem Spiel, bin überall dabei.“

Ein Mann, der Lärm macht wie ein Wikinger

© Zink

Mit blauem Banner, Trikot und Trommel. Was Stefan Dömsödi, 29, da im Grundig-Stadion sieht, lässt sein Herz höher schlagen. Es gefällt ihm, als seine Mannschaft die erste Club-Chance vereitelt (7.). Es gefällt ihm noch mehr, als sein FV Illertissen beinahe in Führung geht (10.).

Es gefällt ihm genau bis zur 15. Minute. Dann trifft Philipp Klement für den 1. FC Nürnberg. Es verschlägt ihm die Sprache, die Trommel verstummt. Wenig Trost verschafft dem Vollblut-Fan die Tatsache, dass er im Internet bisweilen zu einer kleinen Berühmtheit aufgestiegen ist: Auf einem Videoportal ist Dömsödi zu sehen, wie er, der „Ein-Mann-Fanblock von Illertissen“, im ansonsten leeren Ronhof ein Liedchen anstimmt. Ganz allein, stimmungsvoller als eine volle Allianz-Arena. Ein Anblick, den in sechs Tagen über 16200 Betrachter genießen durften.

Wahrscheinlich ist Stefan Dömsödi auch wenig begeistert, dass Muhammed Ildiz, Mittelfeldspieler des 1. FCN, über 73 Minuten eine solide Leistung abliefert, bevor er ausgewechselt wird. Der gebürtige Österreicher will auf dem Spielfeld glänzen, für ihn heißt es nun: kämpfen, um wieder bei den Profis mitzuspielen.

Das hat er schon, dann kam alles anders: der Blinddarm machte dem Wiener Probleme, er musste raus. Muhammed Ildiz pausierte. Seitdem und seit anderen Verletzungen spielt „Momo“ für die Club-Reserve.

Das versucht der 22-Jährige jetzt Schritt für Schritt zu ändern. Mit „viel Spielpraxis“ und Kampfgeist, wie er sagt. Den Trainer, Roger Prinzen, habe er deshalb gefragt, ob er ihn in der U23-Mannschaft einsetzt. „Ich brauche wieder Spiel in den Beinen“, sagt Ildiz, „dann schaffe ich das auch wieder“. Egal, wie lange es auch dauern mag, das Vertrauen vom Trainer der Profis wiederzugewinnen, Ildiz will nicht aufgeben. „Ich komme langsam wieder.“ Privat hat er sich in Nürnberg eingelebt. „Mir gefällt es sehr“, sagt er, „und ich kenne mich schon gut in der Stadt aus.“ Das Leben im Hotelzimmer ist auch passé, „endlich habe ich eine schöne Wohnung gefunden.“ Ildiz also bleibt gerne in Nürnberg, mindestens bis 2017, wenn sein Vertrag ausläuft.

Stefan Dömsödi, die Ein-Mann-Armee aus Illertissen, wird Nürnberg auch in guter Erinnerung behalten. In der 87. Spielminute, als Vitalij Lux zum Ausgleich für Illertissen trifft, ist er kaum zu halten. Kurz vor dem Schlusspfiff geht Illertissen beinahe sogar noch in Führung. Und wieder macht ein Mann Krach wie Hunderte.

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