Ein Veganer mischt die fränkische Küche auf

9.8.2012, 07:00 Uhr
Ein Veganer mischt die fränkische Küche auf

© Veeman

Der passionierte Nürnberger Hobbykoch isst erst seit einem halben Jahr vegan und hat eine Marktlücke entdeckt: „Im Internet wollte ich Ideen und Rezepte suchen, aber die meisten Veganer-Videos sind so langweilig“, erzählt er.

Also muss er selber ran, um da Schwung und Humor reinzubringen. Deshalb auch die martialische Maske, wie sie sonst nur Rapper, Krieger oder Comichelden tragen. „Vegan Action Hero Cooking“, so der Untertitel seines Videoblogs.

Ein Küchentisch. Darauf eine putzige Stoffmaus. Plötzlich taucht hinter dem Tisch die Maske auf, eine Faust haut die Maus platt: In seinen Videos räumt Captain Veeman auf mit dem Kllischeebild vom schluffigen Veganer. Der kämpferische Koch stellt sich auch gerne seinen Widersachern – denn natürlich regte sich sofort Protest, als er die erste vegane fränkische Brotzeitplatte auf Facebook präsentierte.

Genörgelt wurde vor allem über Bezeichnungen wie „veganer Fleischsalat oder „vegane Leberwurst“: Man solle so konsequent sein und sich hier Begriffe wie Fleisch und Wurst sparen, meinte ein Kritiker. Es kamen aber auch charmant-konstruktive Vorschläge: Man könne statt Wurst einfach „Urst“ sagen. Eine gute Vorlage – kongenial komprimierte dann ein weiterer Kommentar die vegetarische Wurst zur „Vurst“.

Fleischesser sind Gewohnheitstiere

Captain Veeman sieht keinen Grund zur Aufregung, wenn man eine wurstähnlich aussehende und schmeckende Speise als vegetarische Wurst bezeichnet: „Ich benutze diese Bezeichnungen nur, damit sich das geneigte Publikum etwas darunter vorstellen kann. Und um zu verdeutlichen, dass jeder ganz einfach seinen Fleischkonsum reduzieren kann, ohne gleich zu denken, nur noch Grünzeugs fressen zu müssen.“

Seine vegane Currywurst schmeckt durchaus deftig.

Seine vegane Currywurst schmeckt durchaus deftig. © Veeman

Wer ihm Etikettenschwindel vorwirft, sollte lieber bei den Waren genauer hinschauen, die als „echte“ Wurst gelten: Was da gemogelt, vermischt und aufgemotzt wird, kann einem glatt den Appetit verderben. „Ich bin aber nicht militant und will nicht missionieren“, betont Captain Veeman.

„Ich will den Leuten das Fleischessen nicht komplett austreiben. Aber ich möchte dazu beitragen, dass sie ihren Konsum runterfahren.“ Denn neben immer neuen Lebensmittelskandalen spricht bekanntlich auch die Klimabilanz gegen die moderne Fleischproduktion.

Doch die meisten Menschen sind Fleischesser – und Gewohnheitstiere. Deshalb gelingt der Umstieg leichter, wenn das pflanzliche Essen ähnliche Konsistenz und Aromen hat. Mit Tofu und Gewürzen ist da erstaunlich viel möglich: Die vegane Brotzeitplatte, die Captain Veeman der NZ in seiner Wöhrder Wohnung serviert, schmeckt tatsächlich lecker. Ebenso der Nachtisch, ein Käsekuchen mit Himbeeren, aber ohne Käse. Seidentofu, Sojamilch, Zitronenabrieb und Mehl sind die Hauptzutaten.

Veganer sind keine Schluffis: Wenn Captain Veeman das Küchenmesser schwingt, wirkt das energisch.

Veganer sind keine Schluffis: Wenn Captain Veeman das Küchenmesser schwingt, wirkt das energisch. © Veeman

Und wer steckt nun hinter der Maske? Es ist Tobias Tengler-Boehm, den man in der Nürnberger Gastro-Szene besser unter dem Namen Hobbit und als Mitbetreiber der Kneipe Zweiundvierzig kennt. Wo er übrigens nicht kocht; Captain Veeman ist ein Privatprojekt. „Im März wollten meine Freundin und ich als Versuch mal einen Monat vegan leben – und sind, abgesehen von ein paar anfänglichen Rückfällen, einfach dabei geblieben.“

Vor drei Wochen hat er damit begonnen, Koch-Videos ins Internet zu stellen, in den kommenden Wochen will er die Zahl seiner Beiträge vervielfachen: „Jetzt hat meine Freundin Urlaub und kann mir als Kamerafrau helfen. Neben Rezepten will ich dann auch Einkaufstipps zeigen.“

Seine Videos findet man unter www.facebook.com/VeganActionHero (auch ohne eigenen Account) oder mit dem Suchbegriff „Captain Veeman“ bei youtube.

Mehr Informationen über das 42 in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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