Englisch lernen in Strampelhosen

29.1.2008, 00:00 Uhr
Englisch lernen in Strampelhosen

© Joswig

die andere Hälfte der Klasse besteht aus Eltern. Und ohne die geht in diesem speziellen Sprachkurs gar nichts. Denn Lea (27 Monate), Tim (30 Monate), Lisa (27 Monate) und Paulina (25 Monate) fallen im Eifer des Gefechts auch schon mal hin und wollen getröstet werden. Alt genug, eine Fremdsprache zu erlernen, sind sie trotzdem. Jedenfalls nach Meinung ihrer Eltern und nach der von Monika Feyrer, sie ist « Master Franchisor» für die «Helen Doron Early English»-Sprachschulen im Nordbayrischen Raum. «Wir machen uns die natürliche Neugier der Kinder zunutze», erklärt sie.

Gelernt wird spielerisch, durch Zuhören, Nachahmen und Nachsprechen. Mit Liedern, Reimen, Spielen und Bastelaktivitäten. So sollen sich auch schon die Jüngsten Satzmelodie und Laute der fremden Sprache einprägen. Und so klatschen sie begeistert, als die Lehrerin Min No zur Musik aus dem CD-Player «Clap your hands!» fordert.

Energisch deuten sie auf ein Dreieck, als zur Frage «What is a triangle?» eine Schautafel gezeigt wird. Zielstrebig krabbeln die Kleinen über und unter Tische, je nachdem, wie das englische Kommando lautet. Und nach diversen Spielen sind die Eltern dankbar, wenn Min No mit dem «Grab Bag», einem Lederbeutel, aus dem Spielzeug hervorgeholt und auf englisch benannt wird, wieder ruhigere Gewässer ansteuert.

«Unsere Eltern-Kind-Kurse sind in erster Linie Frühförderungskurse, kein Sprachkurse», erklärt Monika Feyrer. Selbst die Allerkleinsten werden ans Englische herangeführt. CDs, die zuhause täglich angehört werden, sollen das Gelernte fest verankern. Ausgedacht hat sich das Konzept vor 23 Jahren eine britische Sprachwissenschaftlerin: Helen Doron. Als sie mit ihrem Mann nach Israel zog, brachte sie ihren drei Kindern nach der im Geigenunterricht verwendeten Suzuki-Methode Englisch bei: mit Kassetten, die sie selbst besungen und besprochen hatte.

Tausend Schüler in Franken

Inzwischen lernt man nach ihrem DIN-zertifizierten Programm in 21 Ländern. Der Unterricht wird ausschließlich auf Englisch gehalten, mit demselben Unterrichtsmaterial von China bis Mexiko. Es gibt zehn aufeinander aufgebaute Kurse für Anfänger und Fortgeschritte, von drei Monaten («Babys Best Start») bis zwölf Jahren («Paul Ward and the Treasure»). In Deutschland werden zur Zeit 43 000 Kinder in 85 Learning Centres unterrichtet.

Als Monika Feyrer vor drei Jahren das erste Helen-Doron-Studio der Region in Fürth eröffnete, gab es in ganz Nordbayern genau 15 Schüler. Inzwischen sind es tausend. Davon lernen 350 in Nürnberg und Fürth. Die 39-Jährige freut sich über so viel Zulauf. Und betont: «Wir brauchen Lehrkräfte, Lehrkräfte, Lehrkräfte!» Trotzdem wird bei der Auswahl potentieller Instruktoren genau hingeschaut.

Die Kandidaten sollten wirklich Lust haben, Kinder zu unterrichten, eine Eigenschaft, die man nicht vermitteln könne. Und sie müssen sehr gut Englisch können. Es sei ein Irrglaube, für kleine Kinder wären auch geringere Ansprüche ausreichend. Im Gegenteil: «Je kleiner die Kinder, desto besser muss der Teacher sein, weil er das Sprechen übernimmt. Die ganz Kleinen reden anfangs ja nicht oder nur sehr wenig!»

Am schwierigsten ist aber nicht die Aussprache, sondern die grundsätzliche Kommunikation. Zwar wird nach der Helen-Doron-Methode immer in ganzen Sätzen gesprochen. Gerade Kleinkinder vergessen dies jedoch immer wieder: «Die schreien in ihrer Begeisterung, wenn sie etwas wissen, halt nur das gesuchte Wort heraus, anstelle des ganzen Satzes», berichtet Lehrerin Min No. Und bei Lernzwergen wie Lea, Paulina, Tim und Lisa steckt das konsequente Nachsprechen auf Englisch ohnehin noch in den sprichwörtlichen Kinderschuhen. Aber immerhin sollen die Probanden in einem Jahr ganze 400 englische Wörter gelernt haben, so Feyrer.

Auch Holger Klatte vom Verein für Deutsche Sprache e.V. ist überzeugt davon, dass sprachliche Kompetenz für Persönlichkeitsbildung und berufliches Fortkommen unerlässlich ist. Allerdings erst einmal in der eigenen Muttersprache. Zweisprachiges Lernen beziehungsweise Aufwachsen sei nur dann ein Gewinn und zu fördern, so der Wissenschaftliche Beirat des Vereins, wenn es für die Eltern möglich sei, ein zweisprachiges Umfeld zu schaffen. Also mit muttersprachlichen Bezugspersonen, mit für das Kind klar abgrenzbaren Situationen, in denen die Fremdsprache verwendet wird und einer Erfolgskontrolle.

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung setzt noch eins drauf und warnt davor, Kinder zu früh mit Fremdsprachen zu überfordern. Ständig erreichen das Institut Beschwerden darüber, dass Grundschüler nicht mehr des Deutschen mächtig sind. «In dieser Situation, wo Kinder keine vollständigen Sätze bilden können, noch eine fremde Sprache dazu zu setzen, halte ich für Unfug», so der Präsident Klaus Reichert.

Fremdsprachen stehen seit kurzem an sämtlichen Grundschulen Deutschlands auf dem Lehrplan. Und Kindergärten, die ihren Schützlingen neben feinmotorischen Übungen im Schuhebinden und Zähneputzen auch noch Lektionen in Englisch, Französisch oder Spanisch vermitteln, liegen voll im Trend.

Doch die Eltern von Paulina, Lea, Tim und Lisa wissen genau, dass ihre Kinder mit 45 Minuten Unterricht pro Woche nicht automatisch bilingual aufwachsen. Lisas Mutter ist schon mit kleinen Ergebnissen zufrieden, dann nämlich, wenn ihre Tochter im Klassenzimmer bei der Frage «Where is the frog?» nicht das Känguru, sondern eben den Frosch aus der Plüschtierkiste zieht. Paulinas Mutter und Leas Vater sind überzeugt, dass ihre Kinder sich mit Fremdsprachen später einmal leichter tun, wenn sie so früh wie möglich damit anfangen.

Helen Doron Early English
Learning Centre, Nordring 26,
90408 Nürnberg
3 66 81 41 oder 7 80 62 84
www.helendoron.com
Öffnungszeiten: Mo.-Do.: 10-15 Uhr

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