Fall 7: Zum Krebs kam auch noch Aids

18.11.2017, 16:18 Uhr
Fall 7: Zum Krebs kam auch noch Aids

© Heilig-Achneck

Er ist schon Opa – und war einer der ältesten Ratsuchenden, mit dem es die Betreuer je zu tun hatten. Wann und wo er sich das HI-Virus eingefangen hatte, lässt sich nicht mehr feststellen, entdeckt wurde die Infektion erst, als er bereits 65 Jahre alt war. Weder er selbst noch Außenstehende hatten Verdacht geschöpft.

Zur Diagnose kam es fast beiläufig aus ganz anderen, traurigen Gründen: Eine Krebserkrankung, verbunden mit einer privaten Tragödie, hatte ihm auch seelisch schwer zugesetzt. Weil er als suizidgefährdet galt, fand der gelernte Koch Aufnahme in einer Fachklinik. Und dort wurde er im Rahmen der üblichen Untersuchungen auch um Zustimmung zu einem HIV-Test gebeten.

Das Ergebnis hätte seine Depression leicht noch steigern können. Denn das Virus hatte bereits zum Ausbruch der Krankheit geführt. "Gespürt habe ich davon aber gar nichts", meint der heute 71-Jährige im Rückblick. Dass es tatsächlich zum Aids-Ausbruch kommen konnte, sei freilich auch auf die vorangegangene Krebstherapie zurückzuführen, meint er. Denn vor allem die Bestrahlungen hatten seine "Helferzellen" auf ein extrem niedriges Niveau gedrückt.

Die Bestrahlung hatte schwere Folgen

Dank der heute verfügbaren, hochwirksamen Präparate blieb Norbert Gött ein echter Zusammenbruch erspart – und langsam nehmen auch seine Abwehrkräfte wieder zu. "Zum Glück habe ich mich damals auch gleich bei der Aids-Hilfe gemeldet; allein hätte ich wahrscheinlich aufgegeben", sagt er – und meint damit auch einen jahrelangen Kampf mit der Krankenkasse. Dabei ging es vor allem um die Kosten für Implantate. Denn die Krebsbestrahlung hatte nicht nur sein Immunsystem angegriffen, sondern auch seine Zähne – so sehr, dass alle durch ein künstliches Gebiss ersetzt werden mussten.

Erstaunlich, dass er trotz dieser und weiterer Krankheiten (von der Schilddrüse bis zum Herzinfarkt) einen vergleichsweise fitten Eindruck macht. Im Alltag aber muss er sich – wie viele Klienten der Aids-Hilfe – stark einschränken. Denn obwohl er bis zum regulären Rentenalter in der Gastronomie, aber auch als Lkw-Fahrer und auf einem Werksflughafen gearbeitet hatte, fällt seine Rente so bescheiden aus, dass er auf ergänzende Grundsicherung angewiesen ist.

Denn: Norbert Gött war 25 Jahre lang verheiratet – und muss seine Rentenansprüche mit seiner früheren Frau teilen. Seine homosexuelle Neigung habe er ihr nie verheimlicht, versichert er, aber ausleben konnte er sie nicht, schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Zumal sie damals nach dem "Schwulenparagraf" noch unter Strafe stand.

 Die Weihnachtsaktion hat ihn stellvertretend für die Klienten der Aidshilfe getroffen – auch weil er ungewöhnlich offen über sein Schicksal spricht.Am Beispiel von Norbert Gött bittet "Freude für alle" heute um Unterstützung für HIV-Infizierte und Aidskranke. 

"Freude für alle e.V." hat folgende Spendenkonten

Sparkasse Nürnberg: DE 63 7605 0101 0001 1011 11
Sparkasse Fürth: DE 96 7625 0000 0000 2777 72
Sparkasse Erlangen: DE 28 7635 0000 0000 0639 99
Postbank Nürnberg: DE 83 7601 0085 0400 0948 54

Alle Zuwendungen sind steuerlich abzugsfähig. Für Spendenbestätigungen bitte vollständige Adresse mit angeben.

Verwandte Themen