Fastnacht in Franken: Neuer Studioleiter kurz vor der Feuerprobe

1.2.2020, 06:00 Uhr
Ausgerechnet die Lästermäuler der Altneihauser Feierwehrkapell‘n aus der Oberpfalz zählen zu den Stars der "Fastnacht in Franken". Auch wenn sie mal über die Stränge schlagen: Kommandant Norbert Neugirg gilt als sensibler Mensch.

© Foto: David Ebener/dpa Ausgerechnet die Lästermäuler der Altneihauser Feierwehrkapell‘n aus der Oberpfalz zählen zu den Stars der "Fastnacht in Franken". Auch wenn sie mal über die Stränge schlagen: Kommandant Norbert Neugirg gilt als sensibler Mensch.

Eigentlich hat der Chef überhaupt keine Zeit, Fernsehen zu gucken. Akten warten, Sendepläne, der nächste Termin. Trotzdem laufen unablässig drei Bildschirme im geräumigen, lichtdurchfluteten Büro von Tassilo Forchheimer. Der neue Leiter des 300 Mitarbeiter starken Studio Franken hat nicht nur seinen Haussender, das Bayerische Fernsehen, und die ARD im Blick, sondern auch ein italienisches Programm. Eine Reminiszenz an seine zweite Heimat, die er hier in der neuen Umgebung pflegt. Der 51-jährige gebürtige Münchner arbeitete vier Jahre lang als Korrespondent im ARD-Studio in Rom, ehe ihn Intendant Ulrich Wilhelm vergangenen Herbst in die Wallensteinstraße nach Nürnberg holte.

Vom sonnigen, quirligen Süden ging’s also direkt hinein ins graue Franken, mit dem Forchheimer bislang nicht viel mehr verbunden hat als sein fränkisch klingender Name. Kaum angekommen, wurde der Journalist, der bislang aus dem Vatikan und der Mittelmeerinsel Malta mit ihrer Kulturhauptstadt Valetta berichtet hatte, ausgerechnet mit närrischen Dingen konfrontiert: Den Vorbereitungen zur Prunksitzung "Fastnacht in Franken", die am 14. Februar wieder live aus den Mainfrankensälen in Veitshöchheim übertragen wird. Die kultige Sendung ist die wichtigste Sendung des BR, Quotenbringerin und Aushängeschild unter allen dritten Programmen zugleich.

Fastnacht in Franken: Neuer Studioleiter kurz vor der Feuerprobe

© Foto: Stefan Hippel

Deswegen leistet man sich eine aufwendige Produktion, die Monate an Vorlauf bedeutet. "Um die Fastnacht geht es hier das ganze Jahr", hat Forchheimer gelernt. "Grob erahnt" habe er, was auf ihn zukommt, wie viel Arbeit tatsächlich in dieser einen Faschingssitzung steckt, habe er nicht gewusst, gesteht der studierte Historiker.

Langsam, aber beharrlich hat er sich in die Materie eingearbeitet, hat sich beim Fastnacht-Verband Franken bekannt gemacht, aus dessen Reihen die Künstler kommen, die dank der Sendung zu Stars geworden sind, etwa Bauchredner Sebastian Reich mit seiner Nilpferddame Amanda oder Michl Müller, der "Dreggsagg" aus der Rhön.

"Inzwischen habe ich die meisten kennen gelernt", sagt Tassilo Forchheimer. Ein wichtiger Schritt. Denn die vertraglich geregelte Liaison zwischen BR und Fastnacht-Verband ist ein Gewinn für beide Seiten. Und wenn’s mal rappelt in der Kiste, so wie vor zwei Jahren, als die Altneihauser Feierwehrkapell’n, die schräge Truppe aus der Oberpfalz, in der gerade entflammten #metoo-Debatte allzu anzügliche Sprüche über Frankreichs Präsidentengattin vom Stapel ließ und einen Protest-Sturm entfachte, versucht man, gemeinsam die Wogen zu glätten.

Der neue Studioleiter hat schon im vergangenen Jahr eine Vorstellung der Altneihauser besucht und ist mit deren "Kommandant" Norbert Neugirg ins Gespräch gekommen. Der sei "ein sehr sensibler Mensch", versichert Forchheimer, er nehme sich Publikumsreaktionen zu Herzen. Doch in die Manuskripte eingreifen will er möglichst gar nicht: "Ich habe großen Respekt vor der künstlerischen Freiheit! " Verstoße ein Textentwurf "gegen die geltende Gesetze, muss ich eingreifen. Darüber hinaus verstehen wir uns als gute Ratgeber auf der Suche nach der besten Pointe." Dabei sei nicht jeder Satz verschriftlicht. Die Künstler würden bis zur letzten Minute an ihren Skripten feilen, fügt Sendungsredakteur Rüdiger Baumann an. ",Manchem fällt auf dem Weg zur Bühne noch was ein!"

Gemeinsamkeiten mit den Italienern

Derweil reist Tassilo Forchheimer durch Franken, spricht mit vielen Menschen. Und ist voll des Lobes: Ihre Wertschätzung für gutes Essen und Trinken und die Bedeutung der Regionalität verbinde sie mit den Italienern. "Die Römer fahren auch durch die halbe Stadt, um gute Qualität zu kaufen." Aber auch in der Kultur sieht Forchheimer Übereinstimmungen: "Wertvolle Kleinteiligkeit" hat er in der Kunstszene ausgemacht, hier wie an seiner bisherigen Arbeitsstätte in Rom.

Wie passt für ihn da der Fasching ins Bild? Die "Fastnacht in Franken" sei eines der wenigen "Events", die aus Franken eine große, starke Einheit machen, urteilt der Journalist. Sie sei die Klammer zwischen den Regierungsbezirken, zeichne sich durch große Kreativität und "beeindruckenden Fleiß" der Akteure aus.

Und so würdigt er die 33. Live-Sendung auf seine Art: Tassilo Forchheimer kommt in einem Original-Kostüm eines venezianischen Gondoliere nach Veitshöchheim. Die Farben: Rot-Weiß.


So bunt war die Fastnacht in Franken 2019


Verwandte Themen


Keine Kommentare