5000 Euro

Florian Tuercke gewinnt den Ortung-Kunstpreis 2021

8.8.2021, 16:00 Uhr
Florian Tuercke gewinnt den Ortung-Kunstpreis 2021

© Stefan Hippel, NNZ

Zum zwölften Mal lädt die Stadt Schwabach zur Kunstbiennale „Ortung" ein, die sich als feste Größe in der regionalen und überregionalen Szene etabliert hat. „Ortung“ ist ein Kunstwettbewerb der Schwabacher, der die ganze Stadt in seinen Bann zieht.

Zwei Wochen lang durchbricht „Ortung“ den urbanen Alltag und öffnet – in Kirchen, ehemaligen Läden, Galerien, auf öffentlichen Plätzen und Grünflächen – Räume der künstlerischen Auseinandersetzung. Mit ihrem Motto „Im Zeichen des Goldes“ knüpft die „Ortung“ an Schwabachs Tradition als Goldschlägerstadt an.

Florian Tuercke

Florian Tuercke © Christine Schön, NN

Tuercke wurde 1977 geboren in Nürnberg. 1999 bis 2005 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und schloss von 2005 bis 2007 ein Aufbaustudium und Diplom „Kunst und öffentlicher Raum“ an dieser Akademie an. Es folgten Aufenthalte im Ausland (Mexiko, Krakau) und Ausstellungen, auch im Ausland (London/England, Favara/Italien, Valpariso/Chile, Mavromati/Griechenland, Kaliningrad/Russland). Er lebt in Nürnberg und Danzig/Polen.

"Black Stupa in a Golden Age"

Sein Werk in der Evangelischen Stadtkirche trägt den Titel „Black Stupa in a Golden Age“. Es besteht aus einem goldenen Objekt, das als Schallkörper fungiert. Es ist über einen Steg mit Saiten verbunden, die zwischen zwei Rundpfeilern des Mittelschiffs gespannt sind. Jeder kann dieses Instrument spielen, denn auf eine goldene Platte an einer nahegelegenen Kirchenbank ist ein iPhone montiert. Jede Bewegung des Fingers auf dem Display bringt die Saiten des Instruments zum Klingen und erfüllt den sakralen Raum mit Klängen, die vom „Stupa“ ausgehen.

Der Stupa ist eigentlich ein buddhistisches Bauwerk, das Buddha selbst und seine Lehre, den Dharma, symbolisiert. „Der „Schwarze Stupa“ des Titels bezieht sich weniger auf das im Raum schwebende Kuppel-Objekt, als vielmehr auf das digital mit ihm verbundene schwarze iPhone. Ein Stupa muss kein monumentaler, buddhistischer Sakralbau sein.

Es kann sich auch um eine kleine Votiv-Stupa handeln, bei deren Errichtung ein einzelner Mensch sich Vorteile erhofft für seinen persönlichen Weg der Wiedergeburten. Voraussetzung hierfür ist, dass der Bau der Stupa in reiner Absicht und unter spiritueller Begleitung durch einen kundigen Lehrer erfolgt. Geschieht dies nicht, entsteht ein ,Schwarzer Stupa‘, der dem Erbauer Unheil bringt“, heißt es im Internet bei der Beschreibung des Kunstwerks.

Florian Tuercke gewinnt den Ortung-Kunstpreis 2021

© Gunther Hess, NN

Parareligiöse Aspekte

„Die buddhistische Idee des ‚Schwarzen Stupa‘ steht für mich sinnbildlich für die Frage nach parareligiösen Aspekten in unserem Verhältnis und unserem Umgang mit der digitalen Welt. Das Smartphone ist unser allwissender Begleiter, unser Ratgeber und unsere direkte Verbindung zu etwas, das unsere eigene Existenz übersteigt und alle Menschen verbindet“, erklärt dort Floria Tuercke sein Werk.

Das „Goldene Zeitalter“ bezieht sich sowohl auf die nicht mehr existente Idealwelt der antiken Mythologie, als auch auf die Verheißungen der digitalen Welt für unser aller Zukunft, die kritisch hinterfragt werden müssen.

Barbara Leicht hatte die Laudatio gehalten Leicht ist Kunsthistorikerin und Leiterin des Kulturamts der Stadt Neumarkt und Mitglied des Preisgerichts. Sie vertrat Dr. Andrea Kluxen, die Bezirksheimatpflegerin von Mittelfranken, die eigentlich die Rede halten sollte, die jedoch erkrankt war. Leicht schlug den Bogen von Aurum/Gold über die schöne Aura Schwabachs bis hin zu Aurora, der Morgenröte. Es sei gelungen, die Stadt mit klugen Konzepten rund um Gold zu bereichern, sagte sie.

Schüler von Diet Sayler

Der Preisträger, Florian Tuercke, sei ein Meisterschüler von Diet Sayler (er lehrte an der Akademie der Bildenden Künste von 1992 bis 2005) und „international aufgestellt“. Sein Klanginstallation in der Evangelischen Stadtkirche zeige, dass er ein den zeitgemäßen Medien zugewandter Künstler sei. In dem Werk würden sich christliche Tradition, aber auch Inter-Religiösität und Inter-Kulturalität spiegeln. Es sei unaufdringlich, schwebe und klinge.

Das Objekt bestehe aus mit Schlagmetall vergoldetem Holz. Ein Elektromagnet bringe die Saiten zum Schwingen und entlocke der Installation sphärische Töne. „Das iPhone ist der Nucleus der Installation“, zeigte sich Barbara Leicht überzeugt.

Der Künstler kombiniere christliche und asiatische Formensprache. Sein Werk hebe sich von allen anderen tollen Konzepten ab, die Jury habe sich einstimmig dafür entschieden.

Ankaufsempfehlungen

Sie sprach auch drei Ankaufsempfehlungen aus: Von David Uessem (Gummersbach) die Spiegelung mit dem Titel „In urbe auri (Stadt aus Gold)“ in der Alten Turnhalle des Deutschen Gymnasiums (Station 12), von Peter Kunz (Station 25, Atelier 15, Schulgasse) „Schwabacher Gold“ und den disConnected – jumper von Anne Kückelhaus (Münster, Station 22, Benkendorfer Straße 20).

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