Für 255 Millionen Euro: Stadt will sich auf Quelle-Areal einmieten

24.9.2019, 19:54 Uhr
Rund 42.000 Quadratmeter über mehrere Etagen verteilt plant die Stadt zu mieten. Der Mietvertrag soll zunächst auf 25 Jahre angelegt sein.

© Foto: Stefan Hippel Rund 42.000 Quadratmeter über mehrere Etagen verteilt plant die Stadt zu mieten. Der Mietvertrag soll zunächst auf 25 Jahre angelegt sein.

Das wird die Kommune als Mieterin allerdings teuer zu stehen kommen. Rund 255 Millionen Euro muss sie dem Vernehmen nach zahlen, wenn sie mit ihren Ämtern 25 Jahre lang auf dem ehemaligen Quelle-Gelände bleiben will.

Mit Blick auf die reinen Kosten wäre es wirtschaftlicher, wenn die Stadt selbst bauen würde, anstatt Flächen auf "The Q" zu mieten, heißt es in einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung. Am Mittwoch sollen die Räte im nicht-öffentlichen Teil der Stadtratssitzung über die Pläne entscheiden.

Die Düsseldorfer Gerchgroup hat das Gelände des ehemaligen Versandhändlers im Sommer 2018 von dem portugiesischen Shoppingcenter-Entwickler Sonae Sierra erworben. Sie will dort circa 170.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entwickeln. Auf dem Areal sollen rund 1000 Wohnungen entstehen. Auch Büros und Einzelhandel sowie Gastronomie und soziale Einrichtungen wie eine Kindertagesstätte sind geplant. Daneben sollen das städtische Sozialamt, das Jugendamt sowie das Amt für Digitalisierung und IT dort einziehen und vielleicht auch einmal die Ausländerabteilung des Einwohneramts.

Die Stadt will dafür rund 42.000 Quadratmeter auf mehreren Etagen belegen und den Mietvertrag auf eine Laufzeit von zunächst 25 Jahren festzurren. Kostenpunkt: monatlich 16,95 Euro pro Quadratmeter, wie es heißt. Das macht 8,5 Millionen Euro Miete im Jahr. Außerdem sollen rund 150 Stellplätze in der Tiefgarage gemietet werden. Mietsteigerungen eingerechnet, summieren sich die Kosten dem Vernehmen nach in 25 Jahren auf rund 255 Millionen Euro.

"Aufwertung des Stadtwestens"

Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung des Vorhabens hat ergeben, dass es für die Stadt günstiger wäre, selbst zu bauen, statt Büroräume zu mieten. "Entsprechend der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung ist ein Eigenbau während der betrachteten 25-jährigen Nutzung unter den getroffenen Annahmen wirtschaftlicher als die Anmietung der Büroflächen auf dem ehemaligen Quelle-Areal", heißt es dazu. Die Stadtverwaltung empfiehlt den Stadträten dennoch, für den Mietvertrag mit der Gerchgroup zu stimmen. Das bestätigt Finanz- und Organisationsreferent Harald Riedel (SPD) auf Anfrage.


Quelle-Gelände: Erste Baumaßnahmen für 2020 geplant


Laut Riedel sei das Gelände optimal an die U-Bahn angebunden. Ämter, die jetzt zersplittert im Stadtgebiet zerstreut und teilweise in maroden Immobilien seien, könnten in einem hochmodernen Gebäude mit neuester Technik vereint werden. Außerdem sei mit dem Umzug der Ämter eine Aufwertung des Stadtwestens verbunden. Zudem sei ein Neubau eine "rein theoretische Variante", so der Referent. Man müsste erst einmal ein Grundstück und die Kapazitäten in der Bauverwaltung zur Verfügung haben, um einen solchen Neubau zu stemmen.

 

Riedel will mit Verweis auf die nicht-öffentliche Sitzung des Stadtrats weder Summen nennen noch bestätigen. Die Mietkosten lägen auf dem Niveau dessen, was aktuell für Bürogebäude mit Neubaucharakter in sehr guter Lage verlangt werde, sagt er nur. Potenziellen Kritikern, die der Stadt vorwerfen, dass sie das Quelle-Gelände vor etlichen Jahren nicht selbst gekauft hat, hält Riedel entgegen: "Dieses Projekt wäre über unsere Grenzen gegangen. Wir sind kein Immobilienentwickler."

Der Rechts- und Wirtschaftsausschuss des Stadtrats hat in seiner jüngsten Sitzung im nicht-öffentlichen Teil bereits grünes Licht für die Pläne der Stadt gegeben. Die Zustimmung des Stadtrats ist deshalb sehr wahrscheinlich.

Umbau im nächstem Jahr

Ende 2020 soll es mit Umbaumaßnahmen auf dem Quelle-Gelände losgehen. Die städtischen Ämter wollen Anfang 2024 dort einziehen. Bislang hat die Gerchgroup laut Baureferent Daniel Ulrich (parteilos) bei der Stadt einen Vorbescheidsantrag gestellt. Danach wäre der Bauantrag für den Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes der nächste Schritt.

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