Gema-Tarifreform: Das sagen Nürnbergs Clubbetreiber, DJs und Musiker

7.7.2012, 10:31 Uhr
Axel Ballreich, Inhaber des Club Hirsch: "Wenn die Tarifreform so schlagartig durchgesetzt wird wie von der Gema geplant, haben die meisten Clubs wirklich keine Überlebenschcance - oder müssen komplett ihr Programm ändern. Das ist keine Schwarzmalerei. Wer Eintritt nimmt, den erwischt's, egal ob groß oder klein, denn es wird davon ausgegangen, dass der Laden immer gleichmäßig voll ist. Wir sind stark davon betroffen bei über 100 Veranstaltungen in dem Bereich pro Jahr steigen unsere Ausgaben von 7000 auf 35.000 bis 40.000 Euro pro Jahr. Bei so einer signifikanten Erhöhung sollte es eine mehrjährige Anpassungsphase geben, das wäre akzeptabler."
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"Wer Eintritt nimmt, den erwischts's, egal ob groß oder klein"

Axel Ballreich, Inhaber des Club Hirsch:
"Wenn die Tarifreform so schlagartig durchgesetzt wird wie von der Gema geplant, haben die meisten Clubs wirklich keine Überlebenschcance - oder müssen komplett ihr Programm ändern. Das ist keine Schwarzmalerei. Wer Eintritt nimmt, den erwischt's, egal ob groß oder klein, denn es wird davon ausgegangen, dass der Laden immer gleichmäßig voll ist. Wir sind stark davon betroffen bei über 100 Veranstaltungen in dem Bereich pro Jahr steigen unsere Ausgaben von 7000 auf 35.000 bis 40.000 Euro pro Jahr. Bei so einer signifikanten Erhöhung sollte es eine mehrjährige Anpassungsphase geben, das wäre akzeptabler." © oh

Mehmet Yilmaz, Jan Bergler, Johannes Heilberger (von links), DJ-Kollektiv Optimus Maximus: "Der Grundgedanke der Gema, dass Künstler, deren Musik in Clubs gespielt wird, vergütet wird, ist eigentlich total richtig. Nur macht die Gema nicht klar, wer wie viel aus dem großen Topf bekommt... Außerdem gehen sie mit den neuen Regelungen davon aus, dass der Club bei jeder Veranstaltung ausverkauft ist. Dazu kommen noch so komische Zuschläge wie: Wenn länger als fünf Stunden Musik gespielt wird, muss man nochmal extra draufzahlen (fast jeder Club hat länger als fünf Stunden geöffnet). Da gibt's natürlich noch andere schräge Sachen... aber da muss man sich das alles mal in Ruhe durchlesen. Meiner Meinung nach nutzt die Gema ihre Monopolstellung gnadenlos aus. Viele Clubs und Veranstaltungen sind gefährdet."
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"Schräge Sachen"

Mehmet Yilmaz, Jan Bergler, Johannes Heilberger (von links), DJ-Kollektiv Optimus Maximus:
"Der Grundgedanke der Gema, dass Künstler, deren Musik in Clubs gespielt wird, vergütet wird, ist eigentlich total richtig. Nur macht die Gema nicht klar, wer wie viel aus dem großen Topf bekommt...
Außerdem gehen sie mit den neuen Regelungen davon aus, dass der Club bei jeder Veranstaltung ausverkauft ist. Dazu kommen noch so komische Zuschläge wie: Wenn länger als fünf Stunden Musik gespielt wird, muss man nochmal extra draufzahlen (fast jeder Club hat länger als fünf Stunden geöffnet).
Da gibt's natürlich noch andere schräge Sachen... aber da muss man sich das alles mal in Ruhe durchlesen. Meiner Meinung nach nutzt die Gema ihre Monopolstellung gnadenlos aus. Viele Clubs und Veranstaltungen sind gefährdet." © PR

Chris Mertel, Sänger bei "Yucca": "Ich finde es eine Frechheit, was hier mit den Veranstaltern und Clubs abgezogen wird. Es gibt eh schon wenige Clubs, die noch gute Konzerte buchen und auch den Nicht-Top10-Bands eine Chance geben. Diesen Veranstaltern wird hier natürlich das Leben sehr schwer gemacht, da es sich für diese Clubs finanziell nicht mehr rechnet und hier weniger Konzerte gebucht werden. Das Risiko ist einfach zu groß. Am Ende stehen dann die Künstler ohne Konzerte und das Publikum ohne schöne Konzertabende da. Schade!"
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"Eine Frechheit"

Chris Mertel, Sänger bei "Yucca":
"Ich finde es eine Frechheit, was hier mit den Veranstaltern und Clubs abgezogen wird. Es gibt eh schon wenige Clubs, die noch gute Konzerte buchen und auch den Nicht-Top10-Bands eine Chance geben. Diesen Veranstaltern wird hier natürlich das Leben sehr schwer gemacht, da es sich für diese Clubs finanziell nicht mehr rechnet und hier weniger Konzerte gebucht werden. Das Risiko ist einfach zu groß. Am Ende stehen dann die Künstler ohne Konzerte und das Publikum ohne schöne Konzertabende da. Schade!" © oh

Haui Hauer, DJ und Musiker bei la-boum: "Als Musiker soll man ja in erster Linie durch die Gema unterstützt werden. Wir wollen kein zahlendes Mitglied bei der Gema werden. Uns erschienen die Auszahlungen an Bands recht willkürlich und nicht sehr transparent. Lustigerweise wurden wir gerade deswegen, weil unsere Musik nicht bei der Gema gelistet ist, von so großen Firmen wie Mercedes Benz oder Sony bereits angefragt, ob wir unsere Musik für kleinere Werbemaßnahmen verkaufen wollen. Nach der Gema-Tarifreform ist es abzusehen, dass die Mehrkosten, die den Veranstaltern entstehen, auch an die Bands weitergereicht werden, was dann geringere Gagen bedeutet. Es lebe die Straßenmusik - gemafrei!"
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"Es lebe die Straßenmusik - gemafrei!"

Haui Hauer, DJ und Musiker bei la-boum:
"Als Musiker soll man ja in erster Linie durch die Gema unterstützt werden. Wir wollen kein zahlendes Mitglied bei der Gema werden. Uns erschienen die Auszahlungen an Bands recht willkürlich und nicht sehr transparent. Lustigerweise wurden wir gerade deswegen, weil unsere Musik nicht bei der Gema gelistet ist, von so großen Firmen wie Mercedes Benz oder Sony bereits angefragt, ob wir unsere Musik für kleinere Werbemaßnahmen verkaufen wollen.
Nach der Gema-Tarifreform ist es abzusehen, dass die Mehrkosten, die den Veranstaltern entstehen, auch an die Bands weitergereicht werden, was dann geringere Gagen bedeutet.
Es lebe die Straßenmusik - gemafrei!" © oh

Micha Klang, Veranstalter und DJ : "Ich finde die Tarifreform unverschämt und skandalös. Natürlich soll Geld an die Künstler fließen, aber das ist so willkürlich. Ich als Künstler bin nicht bei der Gema, aber mit meinem kleinen Label "Glückskind Schallplatten" gebe ich viel zu viel Geld ab, wenn man bedenkt, dass wir keinerlei Gewinne erzielen. Ich bin in Nürnberg für eine Aktion, wie sie kürzlich das Harry Klein in München gemacht hat: fünf vor zwölf die Musik ausdrehen, symbolisch. Ich hab das in Nürnberg auch vor. Außerdem hab ich die Online-Petition unterschrieben."
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"Unverschämt und skandalös"

Micha Klang, Veranstalter und DJ:
"Ich finde die Tarifreform unverschämt und skandalös. Natürlich soll Geld an die Künstler fließen, aber das ist so willkürlich. Ich als Künstler bin nicht bei der Gema, aber mit meinem kleinen Label "Glückskind Schallplatten" gebe ich viel zu viel Geld ab, wenn man bedenkt, dass wir keinerlei Gewinne erzielen.
Ich bin in Nürnberg für eine Aktion, wie sie kürzlich das Harry Klein in München gemacht hat: fünf vor zwölf die Musik ausdrehen, symbolisch. Ich hab das in Nürnberg auch vor. Außerdem hab ich die Online-Petition unterschrieben." © privat

Oliver Förschner, Mitbetreiber der Disko "Mach1": "Die Gema gibt an, dass ihre Tarifreform einfacher und sogar auch gerechter sein soll. Ich kann mir leider nicht erklären, wie sie zu dieser Aussage kommt. Die Realität sieht leider so aus, dass uns Clubbetreibern Preiserhöhungen von 600 bis 1000 Prozent bevorstehen, je nach Höhe des Eintritts, Größe der Location, etc. In unserem Falle wären es zirka 700 Prozent. Das ist wirtschaftlich völlig unrealistisch und auch unmöglich tragbar. Wir können nur hoffen, dass bezüglich der Tarifänderung noch nicht das letzte Wort gesprochen ist."
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"Wirtschaftlich völlig unrealistisch"

Oliver Förschner, Mitbetreiber der Disko "Mach1":
"Die Gema gibt an, dass ihre Tarifreform einfacher und sogar auch gerechter sein soll. Ich kann mir leider nicht erklären, wie sie zu dieser Aussage kommt. Die Realität sieht leider so aus, dass uns Clubbetreibern Preiserhöhungen von 600 bis 1000 Prozent bevorstehen, je nach Höhe des Eintritts, Größe der Location, etc. In unserem Falle wären es zirka 700 Prozent. Das ist wirtschaftlich völlig unrealistisch und auch unmöglich tragbar.
Wir können nur hoffen, dass bezüglich der Tarifänderung noch nicht das letzte Wort gesprochen ist." © oh

David Lodhi, Mitbetreiber des Club Stereo: "Für uns als kleiner Club ist es natürlich schwer, eine Erhöhung der Gema-Tarife zu stemmen. Das hat dabei nicht unbedingt nur was mit dem Partybetrieb zu tun, sondern auch mit dem Konzertbetrieb, der auf einer Crosskalkulation basiert. Müssen wir von den Partyeinnahmen mehr abgeben, können wir weniger bis schlimmstenfalls gar keine Konzerte mehr veranstalten. Das ist, denke ich, genau das, was die Gema nicht will. Aber so machen das viele. Ich bin aber guter Dinge, dass das Schiedsgericht, vor dem die Angelegenheit gerade ist, den dieser Tage einmal mehr kursierenden 'Horrorzahlen' ein Ende bereit. Bis dahin - und somit auch mit Sicherheit über den Jahreswechsel hinaus - gelten übrigens die alten Tarife weiter, wie ich auf Anfrage erfahren habe."
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"Guter Dinge"

David Lodhi, Mitbetreiber des Club Stereo:
"Für uns als kleiner Club ist es natürlich schwer, eine Erhöhung der Gema-Tarife zu stemmen. Das hat dabei nicht unbedingt nur was mit dem Partybetrieb zu tun, sondern auch mit dem Konzertbetrieb, der auf einer Crosskalkulation basiert. Müssen wir von den Partyeinnahmen mehr abgeben, können wir weniger bis schlimmstenfalls gar keine Konzerte mehr veranstalten. Das ist, denke ich, genau das, was die Gema nicht will. Aber so machen das viele.
Ich bin aber guter Dinge, dass das Schiedsgericht, vor dem die Angelegenheit gerade ist, den dieser Tage einmal mehr kursierenden 'Horrorzahlen' ein Ende bereit. Bis dahin - und somit auch mit Sicherheit über den Jahreswechsel hinaus - gelten übrigens die alten Tarife weiter, wie ich auf Anfrage erfahren habe." © Philipp Niemöller

Elnaz Amiraslani, Veranstalterin: "Ich bin als Veranstalterin natürlich voll betroffen. Es gibt eh zu wenig Räumlichkeiten in Nürnberg und wenn die Clubs auch noch aussterben, dann... Ich berate beruflich auch Bands und habe inzwischen den Punkt erreicht, wo ich zu Newcomern sage: 'Haltet Euch zurück mit der Anmeldung bei der Gema.' Schließlich profitieren nur die oberen fünf Prozent von 65 Prozent der Gema-Einnahmen. Ich bin der Meinung, dass ein Boykott die beste Lösung wäre, dann wären nämlich Dieter Bohlen und Co. die Opfer. Es müsste außerdem eine Alternative geben. Die Gema nutzt ihre Monopolstellung voll aus. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch am den Volksentscheid in Sachen Nichtraucherschutz erinnern. Da waren die ganzen Raucher zu faul, um teilzunehmen und haben sich später beschwert. Ich hoffe, so etwas passiert nicht noch einmal."
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"Boykott die beste Lösung"

Elnaz Amiraslani, Veranstalterin:
"Ich bin als Veranstalterin natürlich voll betroffen. Es gibt eh zu wenig Räumlichkeiten in Nürnberg und wenn die Clubs auch noch aussterben, dann... Ich berate beruflich auch Bands und habe inzwischen den Punkt erreicht, wo ich zu Newcomern sage: 'Haltet Euch zurück mit der Anmeldung bei der Gema.' Schließlich profitieren nur die oberen fünf Prozent von 65 Prozent der Gema-Einnahmen. Ich bin der Meinung, dass ein Boykott die beste Lösung wäre, dann wären nämlich Dieter Bohlen und Co. die Opfer. Es müsste außerdem eine Alternative geben. Die Gema nutzt ihre Monopolstellung voll aus.
Ich möchte in diesem Zusammenhang noch am den Volksentscheid in Sachen Nichtraucherschutz erinnern. Da waren die ganzen Raucher zu faul, um teilzunehmen und haben sich später beschwert. Ich hoffe, so etwas passiert nicht noch einmal." © Lisa Hahn

Bernd Helmer, Sänger und Songwriter bei The Grand Paradiso: "Grundsätzlich hat die Gema für Komponisten und Texter einen Nutzen. Es ist einfach wichtig, dass man als Urheber für die Aufführung seiner Werke auch entlohnt wird. Ich bin nicht der Meinung - wie etwa die Piratenpartei- , dass Kultur umsonst sein sollte. Wenn Künstler keinen angemessenen Gegenwert für ihre Arbeit bekommen, gibt es irgendwann auch keine Kunst mehr, so einfach ist das! Auf der anderen Seite sind die überzogenen Tarife der Gema für viele, vor allem kleine Veranstalter, eine zu große Belastung. Dies behindert das Entstehen und Gedeihen von Musik. Bands brauchen einen Rahmen und müssen auch gefördert werden. Das Problem der Gema in Deutschland ist, dass sie eine Monopolstellung hat und somit ihre Tarife diktieren kann. In den USA gibt es ja drei konkurierende Verwertungsgesellschaften. Die Politik ist offenstichtlich mit der derzeitigen Situation bezüglich des Urheberrechts im digitalen Zeitalter völlig überfordert. Was sehr schade ist, denn (Musik)-Kultur gehört eben auch zur Basis unserer Demokratie."
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"Kultur gehört auch zur Basis unserer Demokratie"

Bernd Helmer, Sänger und Songwriter bei The Grand Paradiso:
"Grundsätzlich hat die Gema für Komponisten und Texter einen Nutzen. Es ist einfach wichtig, dass man als Urheber für die Aufführung seiner Werke auch entlohnt wird. Ich bin nicht der Meinung - wie etwa die Piratenpartei- , dass Kultur umsonst sein sollte. Wenn Künstler keinen angemessenen Gegenwert für ihre Arbeit bekommen, gibt es irgendwann auch keine Kunst mehr, so einfach ist das!
Auf der anderen Seite sind die überzogenen Tarife der Gema für viele, vor allem kleine Veranstalter, eine zu große Belastung. Dies behindert das Entstehen und Gedeihen von Musik. Bands brauchen einen Rahmen und müssen auch gefördert werden.
Das Problem der Gema in Deutschland ist, dass sie eine Monopolstellung hat und somit ihre Tarife diktieren kann. In den USA gibt es ja drei konkurierende Verwertungsgesellschaften.
Die Politik ist offenstichtlich mit der derzeitigen Situation bezüglich des Urheberrechts im digitalen Zeitalter völlig überfordert. Was sehr schade ist, denn (Musik)-Kultur gehört eben auch zur Basis unserer Demokratie." © Björn Bischoff

Jan Hagemann, Veranstalter und DJ: "Ich überlege ernsthaft, ob ich im kommenden Jahr noch veranstalten und auflegen kann. In ihrem Kernanliegen ist die Gema eine gute Sache, im Ergebnis ihrer Arbeit aber Kulturverhinderer. Die neuen Club-Tarife für 2013 gehen grundsätzlich von ausverkauften Veranstaltungen aus. Wenn zukünftig nur noch Massenveranstaltungen mit Saufkonzepten überleben können, gehen in Nürnberg popkulturell die Lichter aus."
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"Kulturverhinderer"

Jan Hagemann, Veranstalter und DJ:
"Ich überlege ernsthaft, ob ich im kommenden Jahr noch veranstalten und auflegen kann. In ihrem Kernanliegen ist die Gema eine gute Sache, im Ergebnis ihrer Arbeit aber Kulturverhinderer. Die neuen Club-Tarife für 2013 gehen grundsätzlich von ausverkauften Veranstaltungen aus. Wenn zukünftig nur noch Massenveranstaltungen mit Saufkonzepten überleben können, gehen in Nürnberg popkulturell die Lichter aus." © Henning Jost

Matthias Böhm, Drummer bei "Hyrax": "Ich hatte schon immer ein Problem mit der Gema, nicht erst seit der Tarifreform. Alles ist so wahnsinnig kompliziert und undurchsichtig - zum Beispiel hatte ich einmal das "Glück" einem Vortrag eines Gema-Mitarbeiters lauschen zu dürfen, der uns ein gefühlt 500 Seiten (!) langes Buch zum Tarifsystem näher bringen wollte. Das hat den Verein nicht gerade sympathisch wirken lassen. Hinzu kommt, dass jeder etwas anderes erzählt und niemand wirklich konkrete Auskünfte geben kann. Außerdem gucken wir kleinen Bands sowieso in die Röhre, wirklich was vom Kuchen ab bekommen nur die großen. Und die Schere geht ja immer weiter auseinander. Schade, dass wegen der Tarifreform vor allem die kleinen Clubs um ihre Existenz bangen müssen."
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"Jeder erzählt 'was anderes"

Matthias Böhm, Drummer bei "Hyrax":
"Ich hatte schon immer ein Problem mit der Gema, nicht erst seit der Tarifreform. Alles ist so wahnsinnig kompliziert und undurchsichtig - zum Beispiel hatte ich einmal das "Glück" einem Vortrag eines Gema-Mitarbeiters lauschen zu dürfen, der uns ein gefühlt 500 Seiten (!) langes Buch zum Tarifsystem näher bringen wollte. Das hat den Verein nicht gerade sympathisch wirken lassen. Hinzu kommt, dass jeder etwas anderes erzählt und niemand wirklich konkrete Auskünfte geben kann. Außerdem gucken wir kleinen Bands sowieso in die Röhre, wirklich was vom Kuchen ab bekommen nur die großen. Und die Schere geht ja immer weiter auseinander. Schade, dass wegen der Tarifreform vor allem die kleinen Clubs um ihre Existenz bangen müssen." © Stefan Hofer

Sebastian Wild, Kulturliga: "Wir als Zusammenschluss von Livemusik-Veranstaltern in Nürnberg, Fürth und Erlangen stehen den Plänen der Gema äußerst kritisch gegenüber. Zwar sind von dieser Regelung primär Disco-Veranstaltungen betroffen, jedoch wirkt sich ein - bis zu 500 Prozent (!) - erhöhter Gema-Tarif hier dennoch direkt auf die Livekonzerte unserer Clubs und Veranstalter aus. Denn die meisten Veranstalter von Livekonzerten müssen zusätzlich Diskoveranstaltungen durchführen, um den wenig lukrativen, doch höchst förderwürdigen Livesektor gegenzufinanzieren. So würde der geplante Gema-Tarif das Aus für viele Livekonzerte und der engagierten, zum Teil ehrenamtlich arbeitenden Veranstalterriegen bedeuten. Somit steht der Kahlschlag eines wichtigen Kultursektors unmittelbar bevor."
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"Kahlschlag für einen wichtigen Kultursektor"

Sebastian Wild, Kulturliga:
"Wir als Zusammenschluss von Livemusik-Veranstaltern in Nürnberg, Fürth und Erlangen stehen den Plänen der Gema äußerst kritisch gegenüber. Zwar sind von dieser Regelung primär Disco-Veranstaltungen betroffen, jedoch wirkt sich ein - bis zu 500 Prozent (!) - erhöhter Gema-Tarif hier dennoch direkt auf die Livekonzerte unserer Clubs und Veranstalter aus. Denn die meisten Veranstalter von Livekonzerten müssen zusätzlich Diskoveranstaltungen durchführen, um den wenig lukrativen, doch höchst förderwürdigen Livesektor gegenzufinanzieren. So würde der geplante Gema-Tarif das Aus für viele Livekonzerte und der engagierten, zum Teil ehrenamtlich arbeitenden Veranstalterriegen bedeuten. Somit steht der Kahlschlag eines wichtigen Kultursektors unmittelbar bevor." © Lisa Hahn

Christian Hielscher, Schlagzeuger bei "Numen": "Irgendwie hoffe ich immer noch, dass die Gema von ihren Maximaltarifforderungen abkommt. Als Musiker und Produzent finde ich es grundsätzlich wichtig, dass es eine Verwertungsgesellschaft für Musik gibt. Ob es bei der Gema transparent und gerecht zugeht, ist zu bezweifeln, eine Reform dringend nötig. Als Veranstalter halte ich die aktuell vorgeschlagene Tarifgestaltung für völlig realitätsfremd und ungerecht. Auch werden kleine Veranstalter nicht wie behauptet entlastet sondern zahlen mehr, da nicht mehr die Möglichkeit besteht, Pauschalverträge abzuschließen."
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"Völlig realitätsfremd und ungerecht"

Christian Hielscher, Schlagzeuger bei "Numen":
"Irgendwie hoffe ich immer noch, dass die Gema von ihren Maximaltarifforderungen abkommt. Als Musiker und Produzent finde ich es grundsätzlich wichtig, dass es eine Verwertungsgesellschaft für Musik gibt. Ob es bei der Gema transparent und gerecht zugeht, ist zu bezweifeln, eine Reform dringend nötig.
Als Veranstalter halte ich die aktuell vorgeschlagene Tarifgestaltung für völlig realitätsfremd und ungerecht. Auch werden kleine Veranstalter nicht wie behauptet entlastet sondern zahlen mehr, da nicht mehr die Möglichkeit besteht, Pauschalverträge abzuschließen." © oh

Hobbit, Chef der Bar 42: "Grundsätzlich bin ich dafür, dass man beispielsweise als DJ die einzelnen gespielten Songs auflistet und dafür dann Gema Gebühren entrichtet, welche dann auch beim Künstler direkt ankommen. Die Art und Weise wie die Gema verfährt, vermittelt allerdings nicht den Eindruck, dass die vielen unbekannteren Künstler, die sie vetritt, davon profitieren würden. Stattdessen kommt es so rüber, dass da eher Leuten wie Herrn Bohlen die Rente als Multimillionär gesichert wird."
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"Herrn Bohlen die Rente sichern"

Hobbit, Chef der Bar 42:
"Grundsätzlich bin ich dafür, dass man beispielsweise als DJ die einzelnen gespielten Songs auflistet und dafür dann Gema Gebühren entrichtet, welche dann auch beim Künstler direkt ankommen. Die Art und Weise wie die Gema verfährt, vermittelt allerdings nicht den Eindruck, dass die vielen unbekannteren Künstler, die sie vetritt, davon profitieren würden. Stattdessen kommt es so rüber, dass da eher Leuten wie Herrn Bohlen die Rente als Multimillionär gesichert wird." © privat

Bernd Pflaum, Sänger bei "The Audience": "Die drastische Veränderung im Gema-Tarif ist ein schrecklich misslungener Schritt. Clubbetreiber verdienen mit Tanzveranstaltungen Geld. Da ist es fair, finde ich, wenn auch der Künstler einen Teil vom verdienten Geld bekommt. Nicht viel - aber ein bisschen. Hier ist es der Job der Gema, dafür eine angenehme Regelung, einen Tarif zu finden. Und diesen Tarif gab es schon. Alle hatten sich damit arrangiert. Doch es sollte Reformen geben. Und statt sich aufeinander zuzubewegen scheint es nun so, als ob die Gema in einer unheimlich verachtenden und stupiden Art die Bemessung und den Tarif verändert, dass Veranstalter keine Lust mehr auf das Veranstalten haben und sich in ihrer Existenz bedroht fühlen und sich Gema-Mitglieder für ihren Vertreter schämen. Egal ob bis zu 500 Prozent Erhöhung (realer Wert!) oder 1000 Prozent Absenkung des Tarifs. Für beide Seiten muss es okay sein."
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"Schrecklich misslungener Schritt"

Bernd Pflaum, Sänger bei "The Audience":
"Die drastische Veränderung im Gema-Tarif ist ein schrecklich misslungener Schritt. Clubbetreiber verdienen mit Tanzveranstaltungen Geld. Da ist es fair, finde ich, wenn auch der Künstler einen Teil vom verdienten Geld bekommt. Nicht viel - aber ein bisschen. Hier ist es der Job der Gema, dafür eine angenehme Regelung, einen Tarif zu finden. Und diesen Tarif gab es schon. Alle hatten sich damit arrangiert. Doch es sollte Reformen geben. Und statt sich aufeinander zuzubewegen scheint es nun so, als ob die Gema in einer unheimlich verachtenden und stupiden Art die Bemessung und den Tarif verändert, dass Veranstalter keine Lust mehr auf das Veranstalten haben und sich in ihrer Existenz bedroht fühlen und sich Gema-Mitglieder für ihren Vertreter schämen. Egal ob bis zu 500 Prozent Erhöhung (realer Wert!) oder 1000 Prozent Absenkung des Tarifs. Für beide Seiten muss es okay sein." © oh

Holger Watzka, E-Werk Erlangen: "Für das E-Werk bedeutet die Reform Kosten von 50.000 Euro mehr und das ist definitiv nicht machbar. Wir haben eigentlich nichts gegen eine Reform, denn: Wie es jetzt läuft, ist auch nicht gut. Die Frage ist: Was ist diese Gema überhaupt? Der Vorstandsvorsitzende Harald Heker verdient 484.000 Euro im Jahr. Da liegt ganz ganz viel im Argen. Das grundsätzliche Problem ist ja auch, dass das ein Verein ist. Es gibt keine Kontrollinstanz. Die können ja schalten und walten, wie sie wollen. eigentlich muss das eine staatliche Behörde sein, stringent organisiert."
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"Definitiv nicht machbar"

Holger Watzka, E-Werk Erlangen:
"Für das E-Werk bedeutet die Reform Kosten von 50.000 Euro mehr und das ist definitiv nicht machbar.
Wir haben eigentlich nichts gegen eine Reform, denn: Wie es jetzt läuft, ist auch nicht gut. Die Frage ist: Was ist diese Gema überhaupt? Der Vorstandsvorsitzende Harald Heker verdient 484.000 Euro im Jahr. Da liegt ganz ganz viel im Argen.
Das grundsätzliche Problem ist ja auch, dass das ein Verein ist. Es gibt keine Kontrollinstanz. Die können ja schalten und walten, wie sie wollen. eigentlich muss das eine staatliche Behörde sein, stringent organisiert." © Michael Matejka

Andreas Dittmann und Oli Barth-Jurca, Chefredakteure des lokalen Musikmagazins Local Calling: "Die Gema als Buhmann der Gesellschaft darzustellen ist einfach. Die sind es ja, die unsere Youtube-Videos sperren und die sind es ja, die die Clubs in die Pleite zwingen. So einfach ist es eben nicht. Künstler müssen für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden. Wenn ein Disco-Besitzer damit Kohle macht, dass er Musik abspielt, ist es nur gerecht, dass der Künstler, der diese Musik gemacht hat, auch was vom Geld sieht. Der Grundgedanke, die Gema zu entschlacken, ist eine sinnvolle und richtige Entscheidung. Deswegen haben wir auch nicht die Online-Petition unterschrieben. Wir sind für eine Reform. Aber: Die aktuelle erscheint uns unrealistisch. Eine Steigerung von 400 Prozent ist krass. Es ist gut, wenn große Discos oder Konzerthäuser mehr blechen müssen, aber in dem Maß? Allerdings ist die Gema anscheinend weiterhin für Verhandlungen bereit. Und die sollten geführt werden."
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"Reform ja, aber nicht so!"

Andreas Dittmann und Oli Barth-Jurca, Chefredakteure des lokalen Musikmagazins Local Calling:
"Die Gema als Buhmann der Gesellschaft darzustellen ist einfach. Die sind es ja, die unsere Youtube-Videos sperren und die sind es ja, die die Clubs in die Pleite zwingen. So einfach ist es eben nicht. Künstler müssen für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden. Wenn ein Disco-Besitzer damit Kohle macht, dass er Musik abspielt, ist es nur gerecht, dass der Künstler, der diese Musik gemacht hat, auch was vom Geld sieht.
Der Grundgedanke, die Gema zu entschlacken, ist eine sinnvolle und richtige Entscheidung. Deswegen haben wir auch nicht die Online-Petition unterschrieben. Wir sind für eine Reform. Aber: Die aktuelle erscheint uns unrealistisch. Eine Steigerung von 400 Prozent ist krass. Es ist gut, wenn große Discos oder Konzerthäuser mehr blechen müssen, aber in dem Maß? Allerdings ist die Gema anscheinend weiterhin für Verhandlungen bereit. Und die sollten geführt werden." © privat

Gema-Tarifreform: Das sagen Nürnbergs Clubbetreiber, DJs und Musiker
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"Existenz der Veranstalter massiv bedroht"

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Philipp Treiber, Gitarrist und Sänger bei "Defy The Laws Of Tradition": "Grundsätzlich werden hier meistens drei Themen in einem Atemzug genannt: 'Die Gema will viel zu viel Geld, das dann ungerecht verteilt wird und ich kann trotzdem keine Videos auf Youtube sehen!' Dass die Gema ihre Tarife erhöhen will, hat nichts mit böser Absicht zu tun. Wie stark die Erhöhungen ausfallen, darüber kann man verhandeln und wenn sich dann jemand ungerecht behandelt fühlt, protestiert man, was ja auch mit voller Leidenschaft geschieht. Dann justiert man noch mal und dann geht's schon irgendwie… Aber das ist Sache der Clubbetreiber und der Gema. Wie die wiederum das Geld verteilt, ist Sache zwischen ihr und den Mitgliedern. Wenn ich jetzt nachts nicht schlafen könnte, weil sich ein Xavier Naidoo an meinen Gigs (oder wenn mal ein Song von uns auf AFKmax läuft) ’ne goldene Nase verdient, dann würde ich auch protestieren."
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"Keine böse Absicht der Gema"

Philipp Treiber, Gitarrist und Sänger bei "Defy The Laws Of Tradition":
"Grundsätzlich werden hier meistens drei Themen in einem Atemzug genannt: 'Die Gema will viel zu viel Geld, das dann ungerecht verteilt wird und ich kann trotzdem keine Videos auf Youtube sehen!' Dass die Gema ihre Tarife erhöhen will, hat nichts mit böser Absicht zu tun. Wie stark die Erhöhungen ausfallen, darüber kann man verhandeln und wenn sich dann jemand ungerecht behandelt fühlt, protestiert man, was ja auch mit voller Leidenschaft geschieht. Dann justiert man noch mal und dann geht's schon irgendwie… Aber das ist Sache der Clubbetreiber und der Gema. Wie die wiederum das Geld verteilt, ist Sache zwischen ihr und den Mitgliedern. Wenn ich jetzt nachts nicht schlafen könnte, weil sich ein Xavier Naidoo an meinen Gigs (oder wenn mal ein Song von uns auf AFKmax läuft) ’ne goldene Nase verdient, dann würde ich auch protestieren." © Olivia Barth-Jurca