Gemeinschaft im Fokus: So war die Eröffnung der Vesperkirche

12.1.2020, 17:08 Uhr
Gut 500 Portionen reichten die Vesperkirche-Mitarbeiter an diesem Sonntag über die Theke.

© Roland Fengler Gut 500 Portionen reichten die Vesperkirche-Mitarbeiter an diesem Sonntag über die Theke.

Nicht alleine zu Mittag essen, mit jemandem einen angenehmen Plausch halten oder sein Herz ausschütten – dafür ist die Vesperkirche bekannt und will auch in ihrer fünften Auflage heuer ihrem Ruf gerecht werden. Auch im Einführungsgottesdienst, den der Posaunenchor und Markus Nickel an der Orgel musikalisch begleiten, fällt das Wort "Gemeinschaft" in der Predigt von dem Vesperkirche-Pfarrer Bernd Reuther und dem evangelischen Regionalbischof Stefan Ark Nitsche sehr oft. "Gemeinschaft ist da, wo Menschen sich nicht scheuen, etwas neues auszuprobieren", sagt Bernd Reuther.

Damit sei auch die Vesperkirche gemeint, die "eine neue Form der Gemeinschaft" zu leben versucht. Dem pflichtet Nitsche bei, für den es der letzte Vesperkirche-Gottesdienst ist, da er heuer in Rente geht: "In diesen sechs Wochen gibt es viele Momente, in denen sich der Himmel und die Erde berühren, weil Menschen als Menschen wahrgenommen werden und es keine Klassengesellschaft hier gibt." Man sucht das Verbindende und nicht das Trennende in der Vesperkirche, betont Pfarrer Reuther. Und das ist auch außerhalb der Kirche in der Allersberger Straße 116 wichtig, zeigt er sich überzeugt: "Wir brauchen jede Form von Verbindung." Deswegen solle man sich nicht von den Menschen vereinnahmen lassen, die Hassparolen verbreiten und die Gesellschaft spalten wollen, warnt er. "Streit darf auch sein, aber wichtig ist, ganz auf menschlicher Ebene miteinander umzugehen."

Spanferkel-Krustenbraten zum Auftakt

Auch das Kommunikative an einer Schlange in der Vesperkirche hebt Reuther im Gottesdienst hervor: "Man kommt dort auf eine positive Weise ins Gespräch." Gleich nach dem Gottesdienst haben die Besucher die Gelegenheit dazu: Am ersten Tag gibt es Spanferkel-Krustenbraten mit Kümmelsoße und Kloß dazu, die Vegetarier können sich mit geschmorten Gemüse und Vollkornreis stärken. Alles zum symbolischen Preis von einem Euro. Gut 500 Portionen reichen die Vesperkirche-Mitarbeiter an diesem Sonntag über die Theke.

In der Schlange zur Essensausgabe steht Anna Kerling. Für sie ist es heute Premiere. "Ich habe viel Positives über die Vesperkirche gehört und bin heute zum ersten Mal da." Den Gottesdienst-Auftakt dazu fand sie schön: "Es war berührend und toll, wie die Pfarrer gesprochen und das Miteinander betont haben." Das liegt auch ihr sehr am Herzen, denn die Menschen vereinsamen immer mehr, so die Beobachtung der 60-Jährigen. Die gelernte Erzieherin will sich auch selbst in der Vesperkirche einbringen.

Wie jeden Tag in den kommenden sechs Wochen haben am Eröffnungstag 47 ehrenamtliche Mitarbeiter ihren Einsatz in der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche. "Sie haben alles gut vorbereitet. Alles ist super", sagt Reuther. Im Vorfeld gab es einen Todesfall im Kreise der Mitarbeiter, was die Stimmung leicht getrübt hat. "Aber das zeigt auch, wie eng die Gemeinschaft auch unter den Ehrenamtlichen ist", so der Pfarrer. Die Vesperkirche ist täglich von 10.30 Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet. Informationen dazu wie auch das gesamte Programm gibt es unter www.vesperkirche-nuernberg.de.

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