Jobster kämpfen um "Herzstück"

18.7.2021, 20:02 Uhr
Jobster kämpfen um

© Foto: Rurik Schnackig

Jobst für den Neubau der Montessori-Schule ist nicht zu überhören. Doch nun werden auch die Anwohner laut, richtig laut: In Aushängen, in Schreiben an den Montessori-Förderkreis, Mails an Stadt und Presse sowie in zig Anrufen und Einträgen in Sozialen Medien machen sie ihrem Ärger Luft.

Vorrangig geht es dabei nicht um den Lärm der Baustelle, der aktuell etwas abgenommen hat, sondern im Mittelpunkt der aktuellen Aufregung steht die Sperrung des Tunnels. Nun weist ein Schild am Eingang der Unterführung an der Dr.-Carlo-Schmid-Straße darauf hin, dass hier bald gesperrt ist. Der Zugang zu den Gleisen wird von da an nurmehr über die gegenüber liegende Äußere Sulzbacher Straße möglich sein.

Eine 74-Jährige Anwohnerin bringt diese Ankündigung in Rage. "Wie soll ich das künftig machen?", fragt sie. Körperlich sei sie stark eingeschränkt, 50 Prozent schwerbehindert, müsse regelmäßig zu Ärzten oder zur Apotheke; beides liegt auf der Ostseite des Tunnels. Ebenso stünden bei ihr Bahnfahrten zu weiteren Reha-Behandlungen an.

Bislang war der Tunnel für die Dame aus der Dr.-Carlo-Schmid-Straße die kürzeste Verbindung. Tatsächlich wäre der Umweg fast zehn mal so lang. "Ein VAG-Fahrrad nützt mir da gar nichts", sagt sie. Und der halbstündlich pendelnde Shuttle-Bus, den der Montessori-Förderkreis zwischen 7.30 Uhr und 9.30 sowie zwischen 12.30 Uhr und 14.30 Uhr einrichten wird, liege außerhalb ihrer Arzt- und Behandlungstermine. "Was mir etwas bringen würde, wäre ein Anruf-Taxi, das mich dann fährt", teilt sie mit. "Aber ich kann von meiner Rente nicht jedes mal selbst eine Taxifahrt zahlen."

Shuttle-Zeiten noch flexibel

Beim Förderkreis Montessori ist man bemüht, die Mail- und Anruferflut der Anwohner zu beantworten. Es war klar, dass Protest kommen wird, aber die Dimension hat überrascht. Aaron von Frantzky ist im geschäftsführenden Vorstand. "Wir wissen wie schwierig es ist", sagt er.

"Die Shuttlezeiten des Busses sind nicht, wie oft kritisiert, lediglich auf die Bedürfnisse unserer Schule zurecht geschnitten", betont er. Vielmehr habe man im Vorfeld eine Zählung im Tunnel vorgenommen und sei so auf die vorliegenden Zeiten gekommen. Eine Vorgehensweise, die auch Bürgermeister Christian Vogel so voll umfänglich bestätigt.

Sollten sich die Zeiten als unpassend erweisen, könne man daran noch drehen, sagt Aaron von Frantzky. Was nicht möglich sei, ist eine weitere oder durchgehende Transfer-Möglichkeit zu schaffen. "Der Shuttlebus kostet uns bereits 25.000 Euro – mehr ist hier finanziell beim besten Willen nicht möglich." Ab dem neuen Schuljahr soll es in Absprache mit dem Seniorennetzwerk einen Einkaufsservice geben, kündigt er an.

"So können wir das nicht hinnehmen", schimpft eine weitere Anwohnerin. "Dann muss eine andere Lösung gefunden werden." Ein begehbarer Streifen durch den Tunnel etwa. Verzichten könne man nicht.

"Wir haben wirklich alles geprüft", beteuert Aaron von Frantzky. Eine halbseitige Führung sei nicht möglich. Aus statischen Gründen könne man nicht auf Fertigsegmente zurückgreifen, was die Sache beschleunigen würde. Die Bauzeit verkürzen? Von Frantzky: "Wegen der Austrocknungszeit des Betonbauwerks geht das leider nicht."

Wege zum Friedhof, Schulwege von Kindern – "jetzt kappt man das Herzstück unserer Straße", heißt es in Mails an die Redaktion.

Auch bei Bürgermeister Christian Vogel sind die Beschwerden längst angekommen. Er stellt sich klar hinter das 16 Millionen-Euro-Projekt, das von Stadt und Staat gefördert wird: "Baustellen sind immer ein Ärgernis für die Anwohner, aber hier geschieht etwas im Sinne der Kinder – und die Stadt sowie die Mehrheit der Bürger sind froh, dass es so ist".

Von Frantzky teilt aktuell mit, dass abweichend von der Tafel erst am Montag, 2. August, gesperrt wird. Als Ende der Bauzeit bestätigen er und Vogel den 12. November. "Alle werden alles daran setzen, diese Zeit zu unterschreiten, nur garantieren können wir das jetzt nicht."

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