Kaum Flüge zum Ferienstart: So ist die Lage am Nürnberger Airport

23.7.2020, 06:00 Uhr
Langsam normalisiert sich der Betrieb am Flughafen, doch noch immer müssen viele Flieger am Boden bleiben.

© Airport Nürnberg Langsam normalisiert sich der Betrieb am Flughafen, doch noch immer müssen viele Flieger am Boden bleiben.

Auf dem Vorfeld wartet eine Germanwings-Maschine darauf, aufs Rollfeld geschoben zu werden. Ihr Ziel: Palma de Mallorca. Im Hintergrund hebt eine kleine Maschine ab. Doch sonst ist es ruhig. Manche Flieger stehen hier lange, bis sie wieder in die Luft dürfen.

Es war schon mal mehr los am Nürnberger Airport. Der Lockdown ist zwar seit Wochen aufgehoben, immer mehr Lebensbereiche kehren zur Normalität zurück. Doch am Flughafen ist die noch weit entfernt. Rund zehn Passagiermaschinen heben aktuell am Tag ab. Vor Corona waren es 40 bis 60, sagt Flughafensprecher Christian Albrecht.

Stornierung ist nicht einfach

Zu Ferienbeginn wird am Wochenende die Frequenz anziehen, selbst die Pandemie kann die Menschen nicht davon abhalten, in andere Länder zu reisen: Manche wollen an den Strand im Süden, andere ihre Familien besuchen. Und wieder andere haben schon in der Vor-Corona-Zeit einen Urlaub gebucht und treten diesen nun eben an – seit die Reisewarnungen für diverse Länder aufgehoben wurden, ist eine Stornierung nicht so einfach.

34 Ziele umfasst das aktuelle Portfolio des Nürnberger Flughafens – besonders beliebt bei Pauschalurlaubern sind die griechischen Inseln, die Kanaren und Mallorca. Und andere nutzen die Angebote nach Rumänien oder die Türkei, um Verwandte zu besuchen – lange war das ja nicht möglich.


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Und trotzdem, auch hier ein Einbruch: Antalya, vor Corona jahrelang das stärkste touristische Ziel ab Nürnberg, wird wenig nachgefragt. Flogen vergangenes Jahr am ersten Ferienwochenende noch 21 Maschinen in die türkische Ferienregion, sind es nun nur noch drei. Ein ähnliches Bild ergibt sich, blickt man auf alle Starts: Statt 166, wie im Vorjahr, gehen dieses Jahr am ersten Ferienwochenende nur 42 Maschinen in die Luft.

Das spiegelt sich auch in Umfragen wider: Laut einer repräsentativen Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Spiegel aus dem vergangenen Monat planen lediglich 13,4 Prozent der Deutschen, in den nächsten Monaten beruflich oder privat zu fliegen. Mehr als 60 Prozent hätten Angst, sich an Bord mit dem Sars-CoV-2-Virus anzustecken, heißt es.

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, ist bei Experten zumindest umstritten. Die Airlines argumentieren, die Luft werde in den Maschinen mittels Hepa-Filtern in kurzen Abständen komplett gereinigt. "Fliegen während der Pandemie kann zu einer zweiten Ansteckungswelle führen", warnt hingegen Dieter Scholz, Professor für Flugzeugsysteme an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft in Hamburg in einem Papier.

Für den Boden hat der Airport Nürnberg zumindest ein umfassendes Hygienekonzept entwickelt, auch das soll Vertrauen schaffen: Per Flyer, Monitoren und im Internet informiert man über Maßnahmen. Desinfektionsmittelspender sind aufgestellt, Durchsagen erinnern Passagiere an die Verhaltensvorschriften. Und im Terminal muss, wie an Bord, eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden.

Ein bisschen Motivation

Der Flughafen-Chef versucht derweil, mit ein wenig Motivationsansprache für mehr Umsatz zu sorgen: "Auch in diesen Zeiten muss niemand auf seinen wohlverdienten Urlaub am Mittelmeer oder auf den Kanaren verzichten", sagt Flughafen-Geschäftsführer Michael Hupe.

Und für die, die sich dann doch nicht an Bord eines Fliegers wagen, aber ein wenig in die Ferne träumen wollen, hat der Airport wieder etwas im Angebot: Die Besucherterrasse, während Corona lange geschlossen, hat wieder geöffnet.